Jugend
Im Spannungsfeld zwischen Social Media und Alltagssorgen

Melina Hammerle (Praktikantin bei den RegionalMedian Salzburg) mit Regionalstellenleiterin Christina Zitz von akzente Salzburg. | Foto: Carmen Steinschnack
  • Melina Hammerle (Praktikantin bei den RegionalMedian Salzburg) mit Regionalstellenleiterin Christina Zitz von akzente Salzburg.
  • Foto: Carmen Steinschnack
  • hochgeladen von Melina Hammerle

Mentale Gesundheit: Heutzutage hört man in der Gesellschaft von den unterschiedlichsten Krankheitsbildern und pyschischen Problemen, doch wo liegen hier die Ursachen und was sind Lösungswege um diese vorzubeugen oder gar zu bekämpfen? Ich habe darüber mit Christina Zitz, der Leiterin der Regionalstelle Lungau von"akzente" Salzburg, gesprochen.

LUNGAU. Ich heiße Melina und bin eine Schülerin des "MutliAugustinum" in St. Margarethen und habe mich im Rahmen meines Praktikums in den letzen vier Wochen intensiv mit dem Thema "Mentale Gesundheit - rund um unsere Jugend" beschäftigt. Ebenfalls konnte ich in einem Interview mit Christina Zitz von "akzente" Salzburg, die sich mit regionaler und kommunialer Jugendarbeit beschäftigt, mit ihr über die aktuelle psychische Situation der Jugend sprechen.

Ein großer Teil meines Projekts war es die genauen Ursachen von psychischen Problemen herauszufinden, hierbei ist es wichtig zu wissen worin Jugendliche selbst die Ursachen sehen. Dabei spielten die Nachwirkungen der Pandemie, laut Christina Zitz, unteranderem eine Rolle. Durch die Isolation und die damalige, plötzliche Umstellung, trotz der die Menschen Leistung bringen mussten, hätten sich viele hilflos gefühlt. "Durch diese Ungewissheit verloren auch Jugendliche das Vertrauen in die Gesellschaft und das System, da dieses so "sprunghaft" war", meint Frau Zitz.

"Generell leben wir in einer sehr schnelllebigen Zeit. Wir möchten, durch unseren Urinstinkt, alle einem bestimmten Ideal entsprechen oder einer Gruppe angehören. Wenn ich an meine Jugend denke, hatten wir Idole wie Popstars, welche wir mit Postern in unserem Kinderzimmer aufgehängt haben, heute sind dies häufig die Influenzer."
Christina Zitz, "akzente" Salzburg

Social Media eher Entspannung als Auslöser?

Digitale Geräte seien für viele zum Teil eine Entspannung, eine Art "Entkommen aus dem Alltag". Zitz meint: " Das Handy ist auf der anderen Seite eben ein Stressregulator aber es produziert auch Stress." Kinder und junge Erwachsene können für den Zeitraum in dem sie Soziale Netzwerke verwenden in ihrer eigenen Welt, in ihrer eigenen "Bubble" sein.
Nicht nur Teenager sondern auch Erwachsene seien mittlerweile rund um die Uhr auf das Smartphone angewiesen und würden viel Zeit damit verbingen die Nachrichten darauf zu checken.

Flucht in eine fiktionale Welt

Viele flüchten sich nicht nur in Social Media sondern auch in die Gamingwelt, dies ist laut Zitz vermehrt bei Jungs zu beobachten. Auch junge Leute, die sich sozial benachteiltigt fühlen wie z.B Mitglieder der "LGBTQ+ Community" könnten in ihrer fiktionalen Welt die Person sein, die sie sein wollen.

Wir brauchen Grenzen

Christina Zitz: "In unserem Gehirn werden immer wieder neue Netzwerke - welche man sich wie Autobahnen vorstellen kann - aufgebaut, vor allem in Verbindung beim Lernen. Das Gelernte läuft Gefahr gelöscht zu werden, wenn nach dem Lernen emotional mitreißende Sendungen geschaut werden, da der Reiz dieser Themen auf die Gehirnfunktion viel Größer ist, als der des Erlernten. In diesem Zusammenhang sollte auch nicht unerwähnt bleiben, dass der nächtliche Konsum von Medien erst recht das Gedächtnis beeinträchtigt. Handy, Tablet, … sind aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken. Bereits für Kinder im Volkschulalter sind die elektronischen Medien zu einem Instrument geworden, mit dem sie wie selbstverständlich umgehen. Gerade deshalb ist es bei diesem Thema wichtig, mit dem Kind oder Jugendlichen im Gespräch zu bleiben und einer eventuell übermäßigen Nutzung rechtzeitig entgegenzusteuern. Jugendliche sind durch vermehrten Konsum leicht anfällig Schlafstörungen, Albträume oder Konzentrationsprobleme entwickeln, wobei man diese als erste Alarmzeichen sehen sollte.

Dazu hat "akzente" Salzburg übrigens einen Workshop für Eltern gemacht, der die Frage: "Wie viel ist noch gesund" behandelt und Eltern über den Handy Konsum der Kinder informiert.

Einer Zigaretten-Sucht gleich

Hier nennt Frau Zitz ein Beispiel, in dem es darum geht das durch heutige die Abhänigkeit von digitalen Geräten, wie zum Beispiel dem Smartphone, ein Fehlen oder eine Pause fast die selbe Auswirkung hätte, wie bei Nikotinabhänigen ohne ihre Zigaretten. Teenagerinnen und Teenager würden sich nicht selten enorme Sorgen um ihre sogenannten Flammen bei der App Snapchat machen und/oder darüber etwas für sie wichtig erscheinendes auf Social Media zu verpassen." - besagte Flammen zählen die Tage die man schon mit einer Person auf Snapchat in Kontakt ist und verschwinden nach 24 Stunden ohne Aktivität. Zitz findet es "erscheckend" welchem Druck die Erfinder von Snapchat mit dieser Funktion auf die Nutzer ausüben und wie leicht sie davon beeinflussbar seien.

Es ist ok, nicht ok zu sein

Heutzutage beschäftigen sich die Menschen mehr mit dem Thema "Mentale Gesundheit", besonders seit der Pandemie. Mittlerweile gibt es auch gute Einrichtungen und Hotlines die Jugendlichen sowie Erwachsenen Unterstützung anbieten. "akzente" Salzburg hat zum Thema eine Broschüre mit dem Titel "Wie geht es dir?" rausgebracht. Diese behandelt die Veränderung in der Pubertät und das Topic "Es ist ok, nicht ok zu sein". Sie soll vermitteln, dass Betroffene nicht allein sind und lädt junge Menschen dazu ein sich verstärkt mit ihrem eigenen Wohlergehen auseinanderzusetzen.

Tankstellen Prinzip

Auf die Frage, worin denn nun die genaue Ursache für mentale Probleme liegt gibt Zitz folgende Antwort: " Es gibt keine einzelne Ursache, es sind lauter einzelne Bauteile die zusammen spielen." Dazu nennt sie die "Fünf Säulen der Identität" nach Petzold - welche Körper und Gesundheit, Soziales Umfeld, Arbeit und Leistungen, Materielle Sicherheit und Werte und Ideale lauten. Wenn all diese Säulen zum Teil ausgeglichen sind, kann der mentale Zustand eines Menschen nie wirklich schlimm werden. Eine Ursache für mentale Probleme ist es also, wenn diese Säulen ins "Wanken" geraten.
Weiters nennt Zitz das sogenannte "Tankstellen Prinzip". Eine Tankstelle kann zum Beispiel Freunde, die Familie und Partner oder sogar ein Hobby darstellen und ist etwas das einen Menschen auffängt wenn eine oder mehrere dieser Säulen ins Ungleichgewicht geraten.

Mit der Aktion " Ready for Life" war "akzente" Salzburg schon in mehreren Schulen, unteranderem im MultiAugustinum zu Besuch. Es geht darum, herauszufinden worin seine eigenen Kraftquellen liegen.

"Meine persönliche Tankstelle ist z.B. das Berggehen und Zeit in der Natur entweder alleine, mit Freunden oder dem Partner zu verbringen."
Christina Zitz, "akzente" Salzburg

Auch ein guter Tipp ist es, Dinge die man als Kind gern gemacht hat wieder aufzugreifen, wie z.B. das Lesen und somit versucht Tankstellen ohne Abhängigkeit zu finden.



Seine eigene Tankstelle sein

Ich, die Autorin, habe mir die Frage gestellt, ob man, wenn man eine unterstützende Person in seinem Leben hat, ob man nicht auch in gewisser Hinsicht von ihr "abhängig" ist und man hier nicht lieber den Fokus auf´s "allein sein" setzen sollte. Auch Christina Zitz habe ich damit konfrontiert, sie gibt mir Recht, und erzählt, dass sie nur wenige Personen kenne, die wirklich allein sein können. Doch dieser Prozess sei erlernbar, reinigend und wichtig.

Tatsache und Selbstwahrnehmung

Trotz der online fast makellosen und perfekten Darstellung haben Influenzer, laut Zitz, die gleichen Probleme "wie du und ich, trotzdem werden sie von uns als beneidenswertes Vorbild angesehen."
Bei einer Akzente-Jugendumfrage wurde die Frage: "Wie wichtig ist es dir wie viele Likes/Follower du auf Social Media hast?" gestellt und von Jugendlichen drei Mal in Folge mit "Nicht wichtig" beantwortet. Dabei stellt sich nun die Frage, ob die Antworten durch verzerrte Eigenwahrnehmung und Eigenschutz motiviert sind und sich die Befragten selbst anlügen; denn die wirkliche Tatsache und die eigene Meinungen gehen erfahrungsgemäß oft weit auseinander.

Aufklärung wäre wichtig

Es gibt unzählige Opfer und Erkrankte über die die Öffentlichkeit ständig informiert wird, doch wenige bringen eine Lösung. "Kleine Anzeigen für Hilfestellen sind in den meisten Fällen nutzlos, da das Scharmgefühl hierbei eine große Rolle spielt", erklärt Zitz. "Jugendliche trauen sich oft nichts zu sagen, weil es im Nachhinein gegen sie verwendet werden könnte. Und das ist nicht nur beim Thema 'Mentale Gesundheit' der Fall. Auch Mobbing, besonders im Internet, ist heutzutage ein großes Thema. Jugendliche können auch online aus Gruppen ausgeschlossen werden und sind für die Täter rund um die Uhr greifbar. Daher ist es wichtig ihnen zu vermitteln nicht allein zu sein. Deshalb wäre es nicht nur notwendig die Jugend sondern auch Erziehungsberechtigte und Erwachsene aufzuklären, damit diese in schwierigen Situationen damit umgehen können", sagt Zitz abschließend.
Wenn jemand als Jugendliche oder Jugendlicher Fragen rund um das Thema "Erwachsen werden" hat, kann er/sie sich gerne an Christina Zitz wenden.

Fazit der Autorin

Und am Ende kann ich, als Autorin dieses Beitrags, nur sagen, dass es keine einzelne Ursache für die Entstehung mentaler Probleme gibt. Es sind viele Aspekte, die zusammenspielen und für jede und jeden einzelnen von uns Menschen unterschiedlich sind. Es gibt keine einzig richtige Antwort, nur unzählige Möglichkeiten das Enstehen vorzubeugen oder das Problem zu bekämpfen. Im Anhang des Berichts werde ich einige Info- und Hilfestellen nennen um die unterschiedlichen Altersgruppen zu informieren und Sie auf eine Möglichkeit für Hilfe hinzuweisen.

Weitere Info- und Beratungsstellen:

Kinder und Jugendliche
akzente Lungau Regionale und kommunale Jugendarbeit und Nachhilfebörse, Tel: +436641435581
Schulpsychologische Beratungsstelle, Tel: +4366280834204
Psychologische Beratungsstelle Lungauer Frauennetzwerk Tel: +436763934230
HOSI Salzburg Tel: +43662435927
kija Salzburg E-Mail: kija.innergebirg@salzburg.gv.at
Kinder-Jugendseelenhilfe Tel: +4366488549406

Familien und Eltern
Partner- und Familienberatung der Erdiözese Tel: +4367687466757
pepp Elternberatung Tel: +43654256531
Beratungsstelle für Gewaltprävention Tel: +43664800068050
Drogenberatung Pongau/Lungau Tel: +4364128906
Erwachsenenvertretung Salzburg Tel: +4364126706

Das könnte dich auch interessieren:

"Mental Health" - so denkt die Jugend darüber
#Mental Health

#Mental Health (Für Erwachsene)
Du möchtest regelmäßig Infos über das, was in deiner Region passiert?

Dann melde dich für den MeinBezirk.at-Newsletter an

Gleich anmelden

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Anzeige
Foto: Relax2000/Moser
3

Relax 2000
Zirben-Aktionswoche in Bruckdorf bei Tischler Moser

Vom 18. bis 29. April 2024 findet bei Tischlerei Grabner - Tischlermeister Moser Stefan e.U. in 5571 Mariapfarr - Bruckdorf 177 eine Zirben-Aktionswoche statt, die die gesundheitlichen Vorteile des Relax 2000 Schlafsystems aus Buche oder Zirbe hervorhebt. In diesem Zeitraum haben Interessierte die Möglichkeit, das innovative Bettsystem kennenzulernen und von speziellen Angeboten zu profitieren. Doch was macht das Relax 2000 Schlafsystem so einzigartig? Relax 2000 SchlafsystemDas Relax 2000...

Anzeige
Foto: Stefan Schubert

Traumjob gefällig?
Wir suchen Physios mit Herz und Hirn für unser Team!

Ein inspirierendes Arbeitsumfeld? Check. Ein innovatives Arbeitsklima? Check. Spannende Fortbildungsmöglichkeiten? Check. Attraktive Benefits? Check. Viele nette Kolleginnen und Kollegen? Doppelcheck. Das Alpentherme Gastein Gesundheitszentrum liegt in der Mitte des Gasteinertals – genau gesagt im malerischen Bad Hofgastein. Wir arbeiten als private Krankenanstalt in Form eines selbständigen Ambulatoriums für Kur, Rehabilitation und Sportmedizin. Mit einem vielfältigen Therapie- und...

  • Salzburg
  • Pongau
  • Magazin RegionalMedien Salzburg

UP TO DATE BLEIBEN


Aktuelle Nachrichten aus Salzburg auf MeinBezirk.at/Salzburg

Neuigkeiten aus dem Bezirk als Push-Nachricht direkt aufs Handy

Newsletter abonnieren und wöchentlich lokale Infos bekommen

MeinBezirk auf Facebook: Salzburg.MeinBezirk.at

MeinBezirk auf Instagram: @salzburg.meinbezirk.at

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.