Gegen Jugendarbeitslosigkeit in NÖ
So unterstützt das AMS junge Frauen

- Joyce (EMMY-Teilnehmerin), AMS NÖ-Landesgeschäftsführerin Sandra Kern und EMMY-Beraterin Cathrin Schröck
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Junge Frauen stehen vor besonderen Herausforderungen auf dem Arbeitsmarkt. Mit der neuen Initiative EMMY setzt das AMS Niederösterreich gezielt auf Unterstützung und mobile Beratung.
NÖ. „Junge Menschen brauchen verstärkt intensive Begleitung, Beratung und Unterstützung, um am Arbeitsmarkt Fuß zu fassen“, berichtet Sandra Kern, AMS NÖ-Landesgeschäftsführerin, mit Blick auf die stark gestiegene Jugendarbeitslosigkeit im Jahr 2024. Auch die Erwerbsbeteiligung von Frauen liegt weiterhin deutlich hinter jener der Männer, während sich die Zahl offener Stellen beim AMS in den vergangenen zehn Jahren vervierfacht hat. Besonders junge Frauen stehen vor großen Herausforderungen, wenn es um den richtigen Einstieg ins Berufsleben geht.
Das AMS Niederösterreich setzt deshalb gezielt auf Unterstützung: Mit der neuen Beratungsinitiative EMpower MYself (EMMY) sollen speziell junge Frauen zwischen 15 und 25 Jahren gefördert werden. Ein besonderes Merkmal: Neben festen Beratungsstellen in St. Pölten und Purkersdorf bringt ein EMMY-Bus die Beratung mobil in die Regionen.
Unterstützung für Frauen
Ein Blick auf die Zahlen verdeutlicht den Handlungsbedarf. Die Erwerbsquote junger Frauen (bis 24 Jahre) lag in Niederösterreich 2023 bei 56,3 Prozent, während sie bei jungen Männern 62,4 Prozent betrug. Auch insgesamt sind Frauen mit einer Erwerbsquote von 74,9 Prozent deutlich seltener berufstätig als Männer (82,5 Prozent).
Besonders Frauen mit Migrationshintergrund haben es auf dem Arbeitsmarkt schwer: Während 76,5 Prozent der Männer mit Migrationshintergrund erwerbstätig sind, trifft das nur auf 62,2 Prozent der Frauen zu. Der Anteil junger Frauen mit Migrationshintergrund in AMS-Betreuung ist seit 2014 von 24 auf 40 Prozent gestiegen. Ende Jänner waren in Niederösterreich insgesamt 4.737 junge Frauen arbeitslos gemeldet oder auf Lehrstellensuche – ein Anstieg um 15,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

- AMS NÖ-Landesgeschäftsführerin Sandra Kern sieht zu, wie ein Schlüsselanhänger mittels 3D-Druck angefertigt wird.
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Angesichts dieser Entwicklungen unterstreicht Sandra Kern die Notwendigkeit gezielter Unterstützung: „Langfristige Prognosen zeigen, dass die Zahl der erwerbsfähigen Personen in Niederösterreich zurückgehen wird, da geburtenstarke Jahrgänge Zug um Zug in Pension gehen werden.“ Das Potenzial wird hier bei jungen Frauen gesehen, vor allem bei jenen mit Migrationshintergrund. Kern erklärt: „Gerade diese Gruppe braucht unsere Unterstützung, damit sie ein selbstbestimmtes Leben führen können. Wir richten daher unsere Angebote auf ihre Bedürfnisse konsequent aus, damit sie mit unserer Unterstützung beim Arbeitsmarkteinstieg erfolgreich sind.“
Beratungsangebot für 300 Frauen
Die neue Beratungsinitiative Empower Myself (EMMY) unterstützt junge Frauen zwischen 15 und 25 Jahren bei der Orientierung am Arbeitsmarkt. „Im Fokus steht die Beziehungsarbeit und ein niederschwelliges Angebot für junge Frauen“, beschreibt Sandra Kern das Programm. Zusätzlich zu den festen Beratungsstellen in St. Pölten und Purkersdorf bringt der mobile EMMY-Bus die Beratung direkt dorthin, wo junge Frauen sind – etwa auf Messen, in Bildungseinrichtungen oder AMS-Geschäftsstellen. Der Bus ist mit Werkbänken ausgestattet und ermöglicht erste praktische Einblicke in verschiedene Berufsfelder. Die Beratung erfolgt in einem flexiblen und geschützten Rahmen, der kulturelle Unterschiede und verschiedene Lebensphasen berücksichtigt.
Das EMMY-Programm bietet umfassende Unterstützung bei der Berufsorientierung und der Analyse individueller Stärken. Je nach Bedarf können die Teilnehmerinnen gezielt in Workshops oder Einzelcoachings gefördert werden. Auf Wunsch werden auch Eltern oder andere Bezugspersonen einbezogen.
712.000 Euro: Kosten trägt das AMS
„300 junge Frauen haben die Möglichkeit, unser Beratungsangebot in Anspruch zu nehmen“, erklärt Sandra Kern. Die Kosten von 712.000 Euro trägt das AMS Niederösterreich. Seit dem Start im Oktober 2024 haben bereits 56 junge Frauen das Angebot genutzt, das für eine Dauer von bis zu drei Monaten in Anspruch genommen werden kann.

- Die Beratung ist auch im EMMY-Bus möglich. Hier siehst du Teilnehmerin Joyce und EMMY-Beraterin Cathrin Schröck.
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Eine von ihnen ist Joyce. Sie erzählt: „Ich habe eine Lehre als Floristin begonnen, aber nach drei Monaten gemerkt, dass es doch nicht das Richtige für mich ist.“ Durch die EMMY-Beratung hat sie nun den Weg in die Landschaftsgärtnerei eingeschlagen. „Weil ich doch sehr an Pflanzen interessiert war“, erklärt sie. EMMY-Beraterin Cathrin Schröck begleitet Joyce während dieses Prozesses sowohl psychosozial als auch berufsorientiert.
Ökonomische Unabhängigkeit
Seit mehr als 20 Jahren beschäftigt sich die Sozialforscherin Nadja Bergmann mit der Berufsorientierung und Berufswahl junger Menschen. Sie erklärt: „Auch wenn die Berufswahl oft als persönliche oder interessengeleitete Entscheidung erscheint, sind wir alle in soziale Systeme eingebettet. Elternhaus und Schule nehmen maßgeblichen Einfluss darauf, welche Interessen wir entwickeln und für welchen Beruf wir uns letztlich entscheiden.“

- Nadja Bergmann von L&R Sozialforschung
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Umfragen zeigen, dass Eltern für Töchter und Söhne ganz unterschiedliche Berufswünsche haben. „Bei den Söhnen sind die Top drei Berufe: IT, Technik und Naturwissenschaft. Bei den Töchtern wünschen sich die Eltern Pflegeberufe, soziale Berufe und künstlerisch kreative Berufe“, erläutert Bergmann.
Junge Männer werden zudem stärker in ihrer ökonomischen Unabhängigkeit gefördert. „Ein gutes Einkommen wird für junge Männer nach wie vor als deutlich wichtiger angesehen als für junge Frauen“, fasst Bergmann zusammen.
Das Ziel: Lohngerechtigkeit
Trotz steigender Erwerbsbeteiligung von Frauen bleibt die Einkommenslücke zwischen Männern und Frauen bestehen.

- AMS NÖ-Landesgeschäftsführerin Sandra Kern, Joyce (Teilnehmerin am EMMY-Programm), Nadja Bergmann (Sozialforscherin) und EMMY-Beraterin Cathrin Schröck
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„Der Equal Pay Day (13. Februar) ist ein guter Anlass, um über die Berufswahl junger Frauen zu sprechen“, so Kern. „Sie verdienen im Schnitt ein Drittel weniger als Männer – und das wirkt sich später auch auf ihre Pension aus. Deshalb ist es uns so wichtig, junge Frauen zu empowern, den richtigen Job zu finden und langfristig am Arbeitsmarkt Fuß zu fassen.“ 2023 lag das durchschnittliche Bruttojahreseinkommen von Frauen in Niederösterreich bei 34.870 Euro – um 34 Prozent weniger als das der Männer (66.497 Euro).
Diese Lohnlücke zeigt sich bereits bei Lehrlingen: Sie verdienen im Schnitt 15 Prozent weniger als ihre männlichen Kollegen. Programme wie EMMY erleichtern jungen Frauen den Zugang zu besseren Jobchancen – ein wichtiger Schritt in Richtung Lohngerechtigkeit.
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