Teuerung und fehlendes Finanzwissen
Niederösterreichs Jugend in der Schuldenspirale

- „Buy now, pay later“: Der häufigste Schuldengrund bei Jüngeren ist der Verlust des Arbeitsplatzes - dicht gefolgt vom Konsumverhalten.
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Abo-Dschungel, einfache Ratenkäufe, Teuerung und Co.: Noch nie wahr es so leicht, den Überblick in Sachen Finanzen zu verlieren. Immer mehr Jugendliche und junge Erwachsene tappen deshalb in die Schuldenfalle.
NÖ. Der Jugendmonitor der Arbeiterkammer, bei dem 1.200 16- bis 29-Jährige befragt wurden, zeichnet kein rosiges Bild für das Geldbörserl der österreichischen Jugend. Rund vier von zehn mussten laut dem Bericht ihre Ersparnisse aufbrauchen, jeder Fünfte überzog sein Konto und verschuldete sich bei der Bank oder musste sich im privaten Kreis Geld leihen. Zusätzlich kommt die Teuerung ins Spiel: für die der Befragung vorangegangenen zwölf Monate berichtet rund die Hälfte der jungen Menschen, dass sie beim Kauf von Lebensmitteln einsparen musste, jeweils rund vier von zehn mussten beim Urlaub oder Fortgehen sparen und ebenso viele haben ihre Ersparnisse aufgebraucht.
Keine großen Bundesländer-Unterschiede
Doch wie sieht es hier auf Niederösterreich-Ebene aus? Laut dem Institut Foresight gäbe es zwar keine detaillierten Auswertungen auf Bundesländerebene, die Daten würden aber auch auf keine großen Unterschiede zwischen den Bundesländern und zwischen Stadt und Land hinweisen, teilt uns die Arbeiterkammer mit.

- Rund vier von zehn mussten laut AK Jugendmonitor ihre Ersparnisse aufbrauchen, jeder Fünfte überzog sein Konto.
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Mehr Jugendliche arbeitslos gemeldet
Nicht häufig beginnen finanzielle Probleme mit dem Wegfallen des Einkommens - sprich: eine Kündigung flattert ins Haus oder die Lehre ist doch nicht die richtige etc. Gleichzeitig entwickelt sich die Jugendarbeitslosigkeit in NÖ nicht gerade in eine gute Richtung. Laut AMS-Daten sind mit Stand Ende Juni 3.688 Personen unter 25 Jahren arbeitslos gemeldet. Das entspricht einem Plus von 16,4 Prozent im Vergleich zu Juni 2023, wie Martina Fischlmayr vom AMS NÖ übermittelt. Davon suchen 896 sofort verfügbare eine Lehrstelle. Das ist um ein Viertel mehr als noch im Vorjahreszeitraum. Immerhin wachsen auch die Lehrstellenmöglichkeiten. Derzeit sind 1.317 offen - rund 6,5 Prozent mehr als im Vorjahres-Juni.
Schuldnerberatung boomt bei Jugend
Immer mehr verschuldete Jugendliche und junge Erwachsene suchen sich Hilfe in Sachen Geld und Finanzen. Haben im Jahr 2022 noch 220 die Schuldnerberatung NÖ kontaktiert, waren es 2023 schon 240. Im ersten Halbjahr 2024 haben bereits 150 Jugendliche die Schuldnerberatung NÖ aufgesucht.
„Fiktiv auf’s Jahr hochgerechnet wären das dann 300 Jugendliche, die uns im Jahr 2024 aufsuchen“,
so Michael Lackenberger, Geschäftsführer der NÖ Schuldnerberatung, auf Anfrage.
„Was wir in den Beratungen auch merken ist, dass sich immer mehr unserer Klientinnen und Klienten bereits in Jugendjahren verschuldet haben, allerdings leider erst sehr spät zu uns kommen.“

- Immer mehr verschuldete Jugendliche und junge Erwachsene suchen sich Hilfe bei der Schuldnerberatung NÖ.
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„By now, pay later“: Finanzüberblick schwer
Der häufigste Schuldengrund bei Jüngeren ist dabei der Verlust des Arbeitsplatzes - dicht gefolgt vom Konsumverhalten. Besonders Onlineplattformen sind für die Jungen verlockend. Ratenzahlungen werden meist schnell angeboten.
„Viele Jugendliche tappen in Schuldenfallen, weil sie einfach viel zu wenig Finanzwissen aufweisen. Buy now, pay later wird leider vielen Jugendlichen zum Verhängnis, weil sie durch viele Ratenkäufe den Überblick verlieren",
ergänzt Lackenberger. Schon länger fordert die Schuldnerberatung deshalb Finanzbildung in den Pflichtschullehrplänen.
Hilfe suchen: Je früher, desto besser
Das Beste ist immer noch, sich Hilfe zu suchen, bevor's brennt. Wenn der Schuldenberg aber bereits da ist, ist es ratsam, erstmal ruhig zu bleiben und sich zuerst den Überblick über sein Monatsbudget zu verschaffen. Das kann z. B. in Form von händischen oder elektronischen Haushaltsbüchern gemacht werden.
„Wenn man glaubt, dass man nicht ohne Hilfe aus der Schuldensituation rauskommt, sollte man so rasch als möglich eine staatlich anerkannte Schuldenberatung kontaktieren. Diese helfen professionell und vor allem kostenlos wieder zu einem Leben ohne Schulden“
, rät Lackenberger.
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