Haberlander
Anonyme Geburten und Babyklappen sollen in den Vordergrund rücken

- Das Kepler Universitätsklinikum ist eines von vier Krankenhäusern in Oberösterreich, das über eine Babyklappe verfügt.
- Foto: Kepler Universitätsklinikum
- hochgeladen von Katharina Wurzer
In Freistadt wurde am Freitagabend eine Babyleiche im Pregartenteich gefunden. Am Montag wurden die Eltern eines Babys, das in Lichtenberg im Stiegenhaus eines Wohnhauses abgelegt wurde, vom Vorwurf der Aussetzung freigesprochen. Frauenlandesrätin und Landeshauptmann-Stellvertreterin Christine Haberlander weist jetzt auf die Möglichkeiten der anonymen Geburt und der Babyklappe hin.
OÖ. Nicht immer ist die Geburt eines Kindes für die Mutter ein freudig erwartetes Ereignis. Um in finanziellen, sozialen und psychischen Notsituationen bestmögliche Unterstützung zu bieten, werden in Oberösterreich vier Babyklappen und die Möglichkeit einer anonymen Geburt angeboten. Darauf macht jetzt Frauenlandesrätin und Landeshauptmann-Stellvertreterin Christine Haberlander (ÖVP) aufmerksam.
Ablauf einer anonymen Geburt
„Sein Kind nicht zu behalten ist niemals eine leichte Entscheidung. Wenn es aber keine andere Möglichkeit für die werdenden Mütter gibt, appelliere ich an all jene, von der anonymen Geburt Gebrauch zu machen. Es gibt zum einen eine Nachfrist, innerhalb sich die Mutter Zeit nehmen kann und auch noch für das Kind entscheiden kann. Zum anderen geht es um die Gesundheit von Mutter und Kind – wir garantieren eine anonyme Geburt unter medizinischer und pflegerischer Begleitung, sodass sich mögliche Risiken für die eigene Gesundheit, aber auch die des Kindes erheblich reduzieren", schildert sie.
Wer eine anonyme Geburt nutzen möchte, könne das bereits bei den ambulanten Kontrollterminen oder spätestens bei der Entbindung sagen. In diesen Fällen werden von den werdenden Müttern keine Daten aufgenommen. Die Kinder werden auf der Neugeborenenstation betreut und die Kinder- und Jugendhilfe wird umgehend informiert. Nach Verstreichen einer gewissen Frist, in der sich die Mütter umentscheiden können, werden die Babys zur Adoption freigegeben.
Babyklappe wird nur sporadisch genutzt
Sollte es dennoch zu einer Geburt außerhalb eines Krankenhauses kommen, bieten das Kepler Universitätsklinikum in Linz, das Klinikum Wels-Grieskirchen, das Salzkammergut Klinikum Vöcklabruck und die Barmherzigen Schwestern in Ried Babyklappen an. Bei einer Babyklappe wird nach einigen Minuten ein Alarm ausgelöst, damit sich Ärzte und Pflegepersonal um das Baby annehmen. Dieses Team kann jederzeit anonym zum Befinden des Kindes kontaktiert werden.
Genauso wie bei der anonymen Geburt wird die Kinder- und Jugendhilfe für das Kind zuständig. Nach einer 14-tägigen Wartefrist wird ein Adoptionsverfahren eingeleitet.
„Die Babyklappe wurde vor mehr als 20 Jahren als Angebot für Mütter in ausweglosen Situationen etabliert. Dieses Angebot wird seither auch sporadisch genutzt. Gründe für die zurückhaltende Nutzung sind zum einen die Lage des Babynests im Zentralbereich der Klinik, wo doch viele Menschen unterwegs sind und die Anonymität nur bedingt gewahrt bleibt. Zum anderen befinden sich Frauen, die allein durch die Vorstellung von erstmaliger oder neuerlicher Mutterschaft völlig überfordert und oft auch alleingelassen sind, in einer psychischen Ausnahmesituation. Rationale Entscheidungen sind dann kaum mehr möglich", erzählt Michael Merl, Leiter der Kinderschutzgruppe am Kepler Universitätsklinikum und einer der Iniatoren der Babyklappe.
Um Möglichkeiten wie die Babyklappe in den Vordergrund zu rücken und aktuelle Entwicklungen zu diskutieren, lädt Haberlander jetzt Vertreter der Polizei, Krankenhäuser, Bezirkshauptmannschaften und Frauenberatungsstellen zu einem runden Tisch.
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