Innovationen aus OÖ
Vorreiter bei Tierwohl und Digitalisierung in der Landwirtschaft

Landesrat Max Hiegelberger, Josef Scheinast (OÖ. Landesverband für Bienenzucht), Petra Haslgrübler (Leiterin Bienenzentrum OÖ), Institutsleiter Werner von der Ohe, Theresa Frühwirth (Bienenzentrum OÖ) und LK-Präsident Franz Reisecker.
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  • Landesrat Max Hiegelberger, Josef Scheinast (OÖ. Landesverband für Bienenzucht), Petra Haslgrübler (Leiterin Bienenzentrum OÖ), Institutsleiter Werner von der Ohe, Theresa Frühwirth (Bienenzentrum OÖ) und LK-Präsident Franz Reisecker.
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Delegation überzeugte sich auf der "Eurotier" in Hannover von oberösterreichsichen Innovationen

HANNOVER. "Die EuroTier ist die Leitmesse für Landwirtschaft in Europa. Sie gibt die Richtung vor – auch für Österreich", betonte Franz Reisecker, Präsident der Landwirtschaftskammer OÖ. Gemeinsam mit Agrar-Landesrat Max Hiegelsberger und einer oberösterreichischen Delegation überzeugte er sich bei der Messe in Hannover von den Innovationen aus Oberösterreich.

Ballaststoffe aus Holz und Kräuter im Futter

In der Futtermittelindustrie liegt der Fokus derzeit auf gesündere Tiere und weniger Emissionen. Einen besonders innovativen Futterzusatz hat die Agromed Austria GmbH aus Kremsmünster entwickelt. Die Basis dafür ist Holz: Sägespäne und Rinden liefern Ballaststoffe für Schweine, Geflügel und Wiederkäuer. "Eine spezielle Kombination aus verschiedenen Baumarten – vorrangig Nadelhölzern – sorgt für eine gesunde Verdauung bei den Tieren und verringert den Einsatz von Antibiotika", erklärt Geschäftsführer und Eigentümer Helmut Grabherr seine Vision.

Die Firma Fixkraft aus Enns setzt hingegen auf strukturierte Fasern in den Futtermischungen, um die Gesundheit von Kälbern, Wild und Pferden sicherzustellen. Zudem bietet Österreichs größter Futtermittelhersteller seit sechs Jahren ein Rinderfutter mit Kräuterzusatz an, das den Methanausstoß um zehn Prozent reduziert. Inzwischen setzt auch die Likra Tierernährung GmbH aus Linz auf Kräuter: Zwei verschiedene Mischungen regen bei Rindern und Schweinen die Verdauung an und sorgen gleichzeitig für verringerten Futtermitteleinsatz.

Hi-Tech für gesunde Tiere

Wird eine Kuh dennoch krank, kümmert sich eine Erfindung der Firma Smartbow aus Weibern darum, dass der Landwirt frühzeitig informiert wird. Gründer und Geschäftsführer Wolfgang Auer hat vor etwas mehr als fünf Jahren eine intelligente Ohrmarke entwickelt. Diese ist mit einem Sensor ausgestattet, der das Wiederkauverhalten und die Position der Kühe misst. Aus den gesammelten Daten können Landwirte und Tierärzte auf die Gesundheit und Brünstigkeit der Tiere schließen – und werden sogar per SMS oder E-Mail darüber informiert. Diesen Service nutzen österreichische Nebenerwerbslandwirte mit sieben Tieren genauso wie russische Großbetriebe mit 4.500 Stück Vieh.

Einen ähnlichen Service bietet die Firma Smaxtec aus Graz. Größter Unterschied: Der Sensor wird von der Kuh geschluckt und verbleibt in ihrem Pansen. Die Daten werden in der Cloud ausgewertet und können per Handy-App ausgelesen werden. Weltweit wurden bereits 200.000 Rinder mit Smartbow-Ohrmarken aus Oberösterreich ausgestattet und 40.000 Tiere verfügen über Sensoren aus der Steiermark.

Technik im Stallbau

Das Tierwohl liegt auch Herbert Schauer aus Prambachkirchen am Herzen. Sein Unternehmen, die Schauer Agrotronic GmbH, präsentierte bei der EuroTier 2018 eine neue Abferkelbucht für Bio-Betriebe. Dank zweier Türen kann das Muttertier diese jederzeit verlassen und ins Freie gelangen. Dadurch ist keine Fixierung zum Schutz der Ferkel mehr notwendig.

Mehr Lebensqualität für Landwirte schafft die Firma Wasserbauer aus Waldneukirchen mit dem ersten vollautomatischen Futtermittelverteiler. Der Roboter holt autonom die Silage ab und verteilt sie im Stall. Gesteuert wird er über winzige, im Boden eingelassene Magnete. "Dadurch kann er auch in mehreren Ställen gleichzeitig verwendet werden", ist Franz Wasserbauer stolz. "Damit kann er in Betrieben mit 500 Kühen genauso eingesetzt werden, wie auf einem Hof mit acht Tieren." Der Roboter wurde bei der Messe mit einem Innovation Award in Silber ausgezeichnet.

Die größte mobile Gedetreidereinigungsanlage im deutaschsprachigen Raum präsentierte das Unternehmen Gruber Getreidetechnik aus Gaspoltshofen. "Sie schafft 60 Tonnen in der Stunde", betont Geschäftsführer Johannes Gruber. Begeistert zeigten sich Hiegelsberger und Reisecker vom Trogsauger der Firma Meier-Brackenberg aus Nordrhein-Westfalen, der Futterreste einfach und gründlich entfernt.

Rassen: Qualität vor Quantität

"Man muss das Tier als Ganzes sehen und nicht nur die Leistungsmaximierung", betonte Peter Kanpp, Geschäftsführer des Schweinezuchtverbandes Oberösterreich. Am Stand des Verbandes Österreichischer Schweinebauern zeigte er die qualitativen Vorteile österreichischer Zuchtschweine.

Beim Top-Tier-Treff zeigte die Zentrale Arbeitsgemeinschaft Österreichischer Rinderzüchter unter Obmann Stefan Lindner zeigte österreichische Rassen vom Fleckvieh bis zum Tiroler Grauvieh. Am Gemeinschaftsstand waren zudem der Bundesverband für Schafe und Ziegen und die Zentrale Arbeitsgemeinschaft österreichischer Pferdezüchter mit ihren Tieren vertreten.

"Die EuroTier hat gezeigt, dass die Themen Gesundheit, Tierwohl und Digitalisierung an allererster Stelle stehen – und da sind wir sicher Trendsetter", freute sich Landesrat Max Hiegelsberger nach dem Messebesuch.

App für Landwirte und Imker

Nach der Messe ging es weiter nach Celle. Die 69.000-Einwohnerstadt liegt etwa eine Autostunde von Hannover entfernt am Rande der Lüneburger Heide. Sie ist vor allem ihre Altstadt bekannt, die sich aus 500 Fachwerkhäusern zusammensetzt und das größte derartige Ensemble Europas bildet. Hier informierte sich die Delegation, der auch Petra Haslgrübler und Theresa Frühwirth vom Bienenzentrum OÖ angehörten, über aktuelle Projekte des Institutes für Bienenforschung.

"Das Institut wurde hier vor 91 Jahren gegründet, als die meisten Imker noch Landwirte waren", erzählt Institutsleiter Werner von der Ohe. Er beschäftigt sich mit dem Schutz der Bienen und der Zusammenarbeit mit den Landwirten. Derzeit wird dazu eine App entwickelt, die wandernde Imker und Ihre Völker dorthin bringen soll, wo Landwirte eine Bestäubung ihrer Pflanzen benötigen.

Blühflächen statt -streifen

Von der Ohe forscht zudem über das Bienensterben. Als Gegenstrategien empfiehlt er, statt schmaler Blühstreifen größere Flächen in Waldnähe als Bienenweiden anzulegen. "Jene Restflächen und Winkel, die für Landwirte ohnehin schwierig zu bewirtschaften sind, bieten sich dafür an", meint der Bienenforscher. Zudem rät er, diese mit zweijährigen Arten zu bepflanzen.

Den Einsatz von Spritzmitteln sieht Von der Ohe kritisch, wenn auch nicht als Hauptursache des Bienenstrebens. "Wichtig wäre, dass der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln auf das notwendige Maß reduziert wird und diese erst nach der Hauptflugzeit der Bienen ausgebracht werden", so der Institutsleiter.

Honiganalyse gegen Krankheiten

Neben fehlendem Nahrungsangebot und dem Einsatz von Spritzmitteln seien Bienen vor allem durch Krankheiten, wie die Varroa-Milbe und die "Amerikanische Faulbrut" bedroht. Damit letztere frühzeitig erkannt wird, gibt es in Niedersachsen ein Monitoring-Programm. Dabei wird im Institut der Honig auf Bakterien untersucht.

Eine weitere Abteilung im Labor ist für die Überprüfung der Reinheit und Herkunft des Honigs zuständig. "Die strengen Kontrollen in Österreich und Deutschland zeigen Wirkung. In anderen EU-Ländern sind bis zu 40 Prozent des Honigs verfälscht", zieht der Institutsleiter Bilanz.

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