Bau-Landesinnungsmeister Hartl
"Jungen wird privater Wohnraum verwehrt"

Oberösterreichs Bau-Landesinnungsmeister Bau Norbert Hartl zeigt am Beispiel Stockholm, wie er sich moderne Wohnbau-Projekte vorstellt: Hohes Erdgeschoß für die Nutzung als Geschäftsflächen oder ähnliches, darüber fünf Geschoße, um auf möglichst wenig versiegelter Fläche viel Wohnraum unterzubringen. Und rundherum viel hochwertig gestalteter Grünraum.   | Foto: BRS/Winkler
  • Oberösterreichs Bau-Landesinnungsmeister Bau Norbert Hartl zeigt am Beispiel Stockholm, wie er sich moderne Wohnbau-Projekte vorstellt: Hohes Erdgeschoß für die Nutzung als Geschäftsflächen oder ähnliches, darüber fünf Geschoße, um auf möglichst wenig versiegelter Fläche viel Wohnraum unterzubringen. Und rundherum viel hochwertig gestalteter Grünraum.
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  • hochgeladen von Thomas Winkler, Mag.

Oberösterreichs Bau-Landesinnungsmeister Norbert Hartl erwartet ein Schwächeln aber keinen gravierenden Einbruch im privaten Wohnbau. Kritik übt er an den neuen Kreditvorschriften und an der Raumplanung der Gemeinden: Sie würden sich der notwendigen Verdichtung im Wohnbau widersetzen.

Es heißt, dass nach dem Boom in der Baubranche für Herbst mit einem Einbruch gerechnet wird.
Hartl: Es gibt ein Schwächeln, aber nur im Einfamilien-Wohnhausbau merkt man ein Zögern, nicht im Industrie- und Gewerbebau. Da haben wir keinen Einbruch, weil die Firmen eine sehr hohe Liquidität aufweisen. Es trifft also die Baufirmen, die stark im privaten Wohnbau engagiert sind. Aber ich vermute, dass es nur ein kurzes Schwächeln ist. Wer zwei Kinder hat, wird trotzdem nicht in der Wohnung bleiben, sondern sein Haus halt erst mal ohne Pool bauen, die Garageneinfahrt noch nicht fertig machen und eventuell auch kleiner bauen – so wie das früher auch üblich war. Eine gewisse Abschwächung im Markt sehen wir auch gar nicht negativ. Die zum Teil sehr hohen Materialkosten sind ja auch durch die enorme Nachfrage bedingt.

Wenn die Nachfrage nachlässt, sollte es also auch zu einer Normalisierung der Baukosten kommen?
Wir sehen jetzt schon eine Seitwärtsbewegung und die Baukosten könnten sinken. Die entscheidende Frage sind die Energiekosten, weil ja etwa Gas in vielen Baustoffbereichen zum Einsatz kommt.

"Bürgermeister haben Problem"

Welche Faktoren spielen bei der Abschwächung noch ein Thema?
Die Grundstückspreise sind natürlich auch ein Thema. Wir propagieren die Verdichtung im Bau. Das Einfamilienhaus auf 1100 Quadratmetern wird nur mehr kleinen Gruppen zur Verfügung stehen. Aber die Gemeinden wollen diese Verdichtung nicht – deshalb werden auf einer Fläche, auf der man in Doppelhausbauweise 12 Wohneinheiten bauen könnte nur sechs Einfamilienhäuser errichtet. Und in Oberösterreich über drei Geschoße hoch zu bauen, wird ja fast als Kapitalverbrechen gesehen, obwohl wir durch diese Einstellung nicht nur ein Ausufern der Bodenversiegelung sondern einen immensen Infrastrukturaufwand durch Straßen, Kanalbau und vieles mehr haben. Das Thema Verdichtung ist in den Gemeinden nicht angekommen, die Ziele des Landes Oberösterreich sind nicht durchgedrungen. Da haben die Bürgermeister ein Problem in der Vereinbarkeit ihrer politischen Funktion – sie wollen ja wiedergewählt werden – und ihrer behördlichen Funktion. Deshalb wären Raumordnung und Flächenwidmung, zumindest der juristische Teil, auch auf Bezirkshauptmannschafts-Ebene gut aufgehoben.

Wie viel Einfluss haben die neuen Eigenkapitalvorschriften für Wohnbaukredite auf die Abschwächung beim Wohnbau? Manche Banken rechnen mit bis zu 85 Prozent weniger Wohnbaufinanzierungen.
Diese Eigenkapitalvorschriften werden sicher ein Thema sein, wir verstehen die Logik dahinter nicht, es hat nie die großen Ausfälle bei privaten Wohnbaukrediten gegeben. Man verwehrt damit den Jungen den Zugang zu privatem Wohnraum. Die Jungen müsse bis ins Alter von 40 Jahren sparen, um sich Wohnraum schaffen zu können.

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