IG Windkraft-Chef Moidl
"Man könnte in Oberösterreich 200 Windräder aufstellen"

Stefan Moidl, Geschäftsführer der IG Windkraft, im Gespräch mit der BezirksRundschau.  | Foto: Astrid Knie
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Der Geschäftsführer der Interessensgemeinschaft (IG) Windkraft, Stefan Moidl, spricht im Interview mit der BezirksRundSchau über die Windkraft-Situation in Oberösterreich. Er sieht die Landesregierung als großen Bremser beim Ausbau und verweist auf das massive Windkraft-Potenzial im Bundesland. Bis zu 200 Windräder könnte man bis 2030 aufstellen und damit viel unabhängiger von Öl und Gas werden, meint Moidl. 

BezirksRundSchau: Die Windenergie fristet in Oberösterreich seit Jahren ein Nischendasein. Was ist der Grund dafür?
Moidl: Es sind jedenfalls nicht die Windverhältnisse, denn die wären gut. Sondern vielmehr ist der Rahmen auf der Landesebene dafür verantwortlich. Oberösterreich war ursprünglich ein Pionierland bei der Windkraft, es gab hier die ersten Windparks. Aber dann wurde das aktiv von der Landespolitik unterbunden.

Ist für Sie der Windmasterplan aus 2017, der den Großteil des Bundeslandes zu Windkraft-Ausschlusszonen erklärt, verantwortlich – oder die Haltung der FPÖ, die keine neuen Windräder will?
Dieser Masterplan ist nicht rechtsverbindlich, weil es keine Verordnung nach dem Raumordnungsgesetz ist. Der Masterplan soll vielmehr eine Einschätzung der Bewilligungsfähigkeit für Projekte sein. Die Kriterien dafür sind aber nicht fachlich begründbar – so kann man schnell ein ganzes Bundesland zur Ausschlusszone machen. Es ist immer schlecht, wenn die Entwicklung einer zukunftsfähigen Energieversorgung ins politische Hickhack reingezogen wird. Denn die Position der FPÖ Oberösterreich, ob man Windräder schön oder hässlich findet, kann man nicht bewerten.

Also der Windmasterplan ist ein geringeres Problem als die Einwände des Landschaftsschutzes? FPÖ-Chef Manfred Haimbuchner hatte erst kürzlich ein Projekt im Bezirk Vöcklabruck mit dem Landschaftsschutz weg-argumentiert.
Es gibt eine Koalitionsregierung von ÖVP und FPÖ – und die muss entscheiden, ob die Energieversorgung des Bundeslandes so wie bisher weiterlaufen kann. In Oberösterreich beträgt der Anteil der Erneuerbaren am gesamten Energieverbrauch nur 30 Prozent – also kommen 70 Prozent aus fossilen Quellen wie Öl und Gas. Mit 30 Prozent erneuerbarer Energie wird man nicht klimaneutral. Oberösterreich hat eine Verantwortung, der man derzeit nicht gerecht wird. Die Energiepolitik des Landes OÖ ist nicht verantwortungsvoll. Und das ist keine Frage des Klimaschutzes alleine – das sieht man in der Gaskrise, sondern eine Frage des Wirtschaftsstandorts und der Lebensqualität. Man kann es so ausdrücken: Wir leben in einer Apfelplantage und ernten die Äpfel nicht. Wir hätten ein riesiges Potenzial in Oberösterreich, das nicht genutzt wird …

… wieviel Windkraftanlagen-Potenzial gäbe es in OÖ?
Der Vorteil der Windkraft ist, dass das Erzeugungsmaximum im Winter ist, also gegengleich zur Wasserkraft. Mit Windkraft könnten man also die Winterlücke, die es durch den hohen Wasserkraftanteil gibt, schließen. Und, zum Potenzial: Wenn alles passt, könnte man 200 Windräder bis 2030 aufstellen. Damit könnte man drei Milliarden Kilowattstunden Windstrom produzieren.

Von ÖVP-Seite in der Landesregierung heißt es, man wolle alte Windkraftanlagen „re-powern“, also aufrüsten. Macht man damit einen großen Sprung?
Natürlich kann man die Windparks vergrößern oder den Bestand erneuern. Aber das ist eine völlig rückwärtsgewandte Frage, denn: Meint es irgendjemand ernst, dass man die alten Windräder nicht erneuert? Will man wirklich an einem Standort, an dem seit 25 Jahren zwei Windräder stehen, unterbinden, dass alte durch neue Windräder ersetzt werden? Das kann eigentlich gar keine Frage sei.
Im Vorjahr hat Österreich drei Milliarden Euro für Stromimporte ausgegeben. Will man wirklich, dass den Kohle- und Atomstromproduzenten im Ausland das Geld zufließt? Warum wehrt man sich gegen die Windkraft, mit der könnten wir die Energieversorgung auf eigene Füße und langfristig mit überschaubaren Preisen sicherstellen?

Diese Frage kann Ihnen nur Manfred Haimbuchner selbst beantworten.
Ich denke, das hat sich bei der FPÖ einfach wahlkampftaktisch so ergeben und davon kommt man dann nur schwer weg. Im Moment ist das einfach ganz schlecht für den Wirtschaftsstandort, das ist das Tragische. Denn die Industriebetriebe brauchen immer mehr Strom – als Beispiel etwa die voest in Linz, um weiterhin den Standort abzusichern.

Stefan Moidl, IG Windkraft. | Foto: Astrid Knie

Es kommt demnächst eine Reform der Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) auf Bundesebene. Werden dann Windkraftprojekte in OÖ einfacher möglich?
Man kann in Zukunft ein Projekt zum UVP-Verfahren, wenn die Gemeinde zustimmt, einreichen. Da in OÖ in der Vergangenheit viele Gemeinden Windkraftprojekte vorangetrieben hatten, wird es sicher einige Projekte geben. Aber das Problem bleibt die große Aversion der Landesregierung – und somit bleibt Windkraft in OÖ ein Risiko-Investment. Alleine Planung und Gutachten für ein Projekt können Hunderttausende Euro kosten. Und das neue UVP-Verfahren ändert auch nichts daran, dass das oö. Naturschutzgesetz im Verfahren anzuwenden ist. Es wird also nicht leicht, wenn es eine Naturschutzabteilung des Landes gibt, die die Anweisung hat, nur Probleme zu machen. 

Also könnte es beim Einreichen leichter werden, im UVP-Verfahren dann aber wieder nicht?
Der Masterplan hatte in Oberösterreich schon bisher nicht rechtlich unterbunden, ein Projekt zur Bewilligung einzureichen. Das eigentliche Problem war, dass das Land als Raumordnungsbehörde den Widmungsbescheid der Gemeinden – und es gibt eine Reihe solcher Fälle – immer aufgehoben hat. Da war dann ein Gutachten des Landschaftsbildes negativ und schon wurde die Widmung kassiert.
Entscheidend ist jetzt aber, welchen Beitrag die oö. Landesregierung für eine sichere Energieversorgung des Bundeslandes leisten will. Derzeit fehlt in Oberösterreich jedenfalls die energiepolitische Antwort auf die aktuelle Situation auf den Energiemärkten und beim Klimaschutz. Darauf muss man sich einigen und braucht nicht auf irgendeine Wahl warten – in der Steiermark ging das auch, dort entstehen bis 2030 immerhin 150 neue Windräder.

Wie optimistisch sind Sie, dass bis 2030 die von Ihnen geforderten 200 neuen Windräder in Oberösterreich entstehen?
In denke, dass die Windkraft in der nahen Zukunft in Oberösterreich eine hohe Bedeutung haben wird. Der wirtschaftliche Druck wird größer werden. Für eine moderne Industrie, die moderne Produkte herstellt, braucht es eine saubere Energieversorgung. Und die Windenergie ist die einzige Stromerzeugungstechnologie, die die Winterlücke füllen kann. Also es kommt, auch wenn es noch ein paar Jahre dauert, es kommt! Weil es rein politisch und nicht rational begründet ist, warum Oberösterreich bei der Windkraft in den letzten Jahren falsch abgebogen ist.

Stefan Moidl, Geschäftsführer der IG Windkraft, im Gespräch mit der BezirksRundschau.  | Foto: Astrid Knie
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