Türkis kann bei Jungen punkten
Skeptische Jugend mit Desinteresse an klassischer Parteipolitik

Besonders ausgeprägt ist das Politik-Desinteresse bei den unter 20-Jährigen, erst bei Personen Mitte 30 steigt das Interesse an klassischer Politik wieder an. | Foto: panthermedia.net/lisafx
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  • Besonders ausgeprägt ist das Politik-Desinteresse bei den unter 20-Jährigen, erst bei Personen Mitte 30 steigt das Interesse an klassischer Politik wieder an.
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Junge Menschen sind politisch interessiert – aber wenn es um Parteipolitik geht, überwiegen Skepsis und Desinteresse: So könnte man die Einschätzung des Kommunikationswissenschafters und Soziologen Dimitri Prandner zusammenfassen.

OÖ. Besonders ausgeprägt ist das Desinteresse bei den unter 20-Jährigen, erst bei Personen Mitte 30 steigt das Interesse an klassischer Politik wieder an. Gleichzeitig würden Fragen, die Jugendliche beschäftigen, – wie Gerechtigkeit, Arbeit, und Bildung – nur bedingt als politische Themen wahrgenommen. Inhaltlich ist die Jugend stark an den Themen Umwelt, Migration, Arbeit und Zukunftschancen interessiert, so Prandner.

Die Gruppe der "Millennials" und Jüngere, also die Geburtsjahrgänge ab Mitte der 1980er, sehen die Entscheidungen vorangegangener Generationen oftmals kritisch. "Verständlich, denn diese Personen sind in ihrem Heranwachsen von einer Krise in die nächste gewandert. Das Versprechen, dass die Politik diese Krisen lösen kann, hat sich für sie nicht erfüllt", so der Wissenschafter.

Türkis punktet bei den Jungen

Seit den 2010er-Jahren versuchen die Parteien auf die Bedürfnisse der Jugend stärker zu reagieren – mit unterschiedlichem Erfolg. "Traditionell sind bei jüngeren Wählen die Grünen und die FPÖ beliebter als im Bevölkerungsdurchschnitt. Die ÖVP hat aber nach der 'Umfärbung' zu Türkis ihren Anteil bei den jungen Wählern ausbauen können", sagt Prandner. Die SPÖ sei in dieser Gruppe hingegen eher unbeliebt. "Und das obwohl sie in ihrer historischen Ausrichtung als sozialdemokratische Partei viele der Fragen der Jugend adressieren würde", meint der Soziologe.

Was die Chefs der Partei-Nachwuchsorgisationen in die Politik geführt hat und welche Erfahrungen sie gemacht haben, lesen Sie unten.


Claudia Plakolm (ÖVP)

Claudia Plakolm (25) ist Chefin der Jungen Volkspartei. Sie ist in der Politik "um das Leben der nächsten Generation mitzugestalten und zu verbessern". Die "Attraktivierung des ländlichen Raums, die Stärkung des Ehrenamts und Perspektiven für junge Menschen" sieht sie als wichtige Zukunftsthemen in OÖ. Die junge Politikerin, die auch im Nationalrat sitzt, würde sich gegen Corona impfen lassen, sobald ein Impfstoff verfügbar ist. Sie war bereits oft mit Hassmails und Beschimpfungen im Internet konfrontiert: "Es ist oft leichter als gesagt, dass man sich anonyme Beschimpfungen nicht zu Herzen nimmt", so Plakolm. Politische Vorbilder sind Christine Haberlander, Elisabeth Köstinger und Susanne Raab.

Claudia Plakolm ist Chefin der Jungen ÖVP. | Foto: ÖVP

Silvio Hemmelmayr (FPÖ)

Silvio Hemmelmayr (21) ist geschäftsführender Landesobmann der Freiheitlichen Jugend. Er engagiert sich politisch, um seinen "Nachkommen einmal die Frage ersparen kann, wieso ich nicht aktiv geworden bin und tatenlos zugesehen habe." Der Ausbau des öffentlichen Verkehrsnetzes, die Erhaltung des Wirtschaftsstandortes und die Unterstützung des ländlichen Raumes seien die zentralen Herausforderungen in OÖ. Gegen Corona würde er sich aktuell nicht impfen lassen. Zu Hassmails und Beschimpfungen im Internet sagt er: "Wichtig ist, sich nicht auf das Niveau dieser Menschen herabzulassen." Sein politisches Vorbild ist Jörg Haider, da er "die Konsequenzen politischer Entscheidungen langfristig dachte".

Silvio Hemmelmayr ist geschäftsführender Landesobmann der Freiheitlichen Jugend Oberösterreichs. | Foto: FPÖ
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Eva Maria Holzleitner (SPÖ)

Eva-Maria Holzleitner (27) ist die Vorsitzende der SPÖ-Nachwuchsorganisation und sitzt seit 2017 im Nationalrat. Sie ist in die Politik gegangen, weil ihr "das Einsetzen für andere und das Kämpfen für eine solidarische Gesellschaft" ein Anliegen ist. In OÖ dürfe Wohnen kein Luxus werden, der öffentliche Verkehr müsse ausgebaut und die Studiengebühren abgeschafft werden. Einer Corona-Impfung steht sie grundsätzlich offen gegenüber, würde aber Berichte über Nebenwirkungen abwarten und erst dann entscheiden. Hassnachrichten, mit denen sie konfrontiert ist, können belastend sein, sie versucht diese aber "nicht allzu ernst zu nehmen". Politische Vorbilder sind Barbara Prammer und Maria Berger.

Eva-Maria Holzleitner ist Vorsitzende der Jungen Generation in OÖ. | Foto: SPÖ
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Anne-Sophie Bauer (Grüne)

Anne-Sophie Bauer (25) ist die Sprecherin der Grünen Jugend in OÖ. In der Politik ist sie, weil sie sich in ihre "eigene Zukunft einmischen und nicht länger zusehen, wie Andere über mein Leben und meine Umwelt entscheiden." Die wichtigsten Themen in OÖ sind für sie der Klimaschutz, leistbare Öffis und "eine Transformation hin zu zukunftsweisenden grünen Jobs". Gegen Corona würde sich die Jungpolitikerin impfen lassen. Gegen Hassmails und Beschimpfungen im Internet setzt sie auf "Zivilcourage und Solidarität von anderen Menschen im Netz. Und wenn es wirklich bedrohlich wird, kann durch das neue Hass-im-Netz-Bekämpfungs-Gesetz dagegen vorgehen." Ihr politisches Vorbild ist Alexandria Ocasio-Cortez (US-Abgeordnete).

Anne-Sophie Bauer ist Sprecherin der Grünen Jugend in OÖ. | Foto: Grüne OÖ
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