Birgit Gerstorfer
Warum die Corona-Pandemie vor allem Frauen trifft

- Die Corona-Pandemie trifft Frauen mehr als Männer. Darüber informierte Soziallandesrätin Birgit Gerstorfer (SPÖ) am 6. August 2020. Die SPÖ OÖ fordert jetzt unter anderem eine 4-Tage-Woche.
- Foto: Land OÖ/Stinglmayr
- hochgeladen von Katharina Wurzer
Die Corona-Pandemie hat das Leben aller Menschen in Oberösterreich verändert. Besonders betroffen sind Frauen, da sie im Vergleich zu Männern häufiger in systemrelevanten Berufen arbeiten sowie mehr unbezahlte Tätigkeiten zu Hause übernehmen. Über die zunehmende Belastung von Frauen in der Krise berichtete SPÖ-Landesvorsitzende Birgit Gerstorfer am 6. August 2020.
OÖ. Sogenannte systemrelevante Berufe wie Kassierer, Alten- und Krankenpfleger oder Reinigungskräfte werden in erster Linie von Frauen ausgeübt.
"Rund 70 Prozent dieser ArbeitnehmerInnen sind Frauen. Sie waren allein aufgrund ihrer Arbeit einem höheren Risiko ausgesetzt, sich mit dem Coronavirus zu infizieren. Applaus alleine ist nicht genug", sagt jetzt Soziallandesrätin Birgit Gerstorfer (SPÖ).
Hinzu kommt, dass Frauen häufig in von der Pandemie besonders betroffenen Wirtschaftsbereichen wie der Beherbergung, im Tourismus und in persönlichen Dienstleistungen tätig sind. Die Mehrheit der erwerbstätigen Frauen sei laut Gerstorfer bereits atypisch, etwa in Teilzeit, geringfügiger Beschäftigung, Leiharbeit oder mit einem befristeten Dienstverhältnis, beschäftigt. Diese Arbeitsformen gehen mit Nachteilen beim Einkommen, bei der fehlenden sozialen Absicherung und in der Pension einher.
Traditionelle Rollenbilder verfestigen sich in der Krise
Darüber hinaus ist das Arbeitspensum zu Hause in der Corona-Pandemie angestiegen. Frauen übernehmen täglich das Lernen mit Kindern, den Haushalt oder die Pflege für Angehörige. "Die Doppelbelastung durch Beruf und Betreuungspflichten, infolge von Homeoffice oder einer Beschäftigung in den systemrelevanten Wirtschaftsbereichen, trifft Frauen stärker als Männer", hält Gerstorfer fest und verweist auf eine aktuelle Corona-Studie der Universität Wien. Laut dieser wurden Kinderbetreuung und Haushaltsarbeit bisher nicht gerechter unter beiden Partnern aufgeteilt. Vielmehr verfestigte sich das tradierte Rollenbild.
SPÖ fordert 4-Tage-Woche
Um die aktuelle Situation zu entschärfen, fordert die SPÖ OÖ jetzt unter anderem einen Rechtsanspruch auf ganztägige und flächendeckende Kinderbetreuung, die Unterstützung geringfügig Beschäftigter und eine Verkürzung der Arbeitszeit in Form einer 4-Tage-Woche für alle. Diese soll zu einer gerechteren Verteilung der Arbeit, einer besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf, aber auch zu einer höheren Produktivität und der Sicherung von Arbeitsplätzen beitragen. Mit einer zehnprozentigen Arbeitszeitverkürzung könnten laut Gerstorfer bis zu 100.000 zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen werden. Die Landespolitikerin hält eine 4-Tage-Woche für finanzierbar, da das aktuelle Kurzarbeitsmodell ebenfalls eine Form der Arbeitszeitverkürzung sei. In Bezug auf die Umsetzung räumt sie jedoch ein, wenig optimistisch zu sein.
Derzeit gebe es in Oberösterreich eine freie Stelle für drei Arbeitssuchende. In ganz Österreich seien es gar 12 Arbeitssuchende pro freier Stelle.
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