Wirtschaftsaufschwung
Arbeiterkammer fordert höhere Gehälter

- AK OÖ-Vizepräsident Andreas Stangl und AK OÖ-Einkommensexpertin Bettina Csoka.
- Foto: AK OÖ/Wolfgang Spitzbart
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Laut AK OÖ planen Börsenotierte Unternehmen trotz Corona-Krise erhöhte Gewinnausschüttungen. Arbeitnehmer mussten in der Krise Einkommensverluste hinnehmen.
OÖ. In der durch die Corona-Lockdowns ausgelösten Wirtschaftskrise wurden die Unternehmen mit vielen Milliarden an Steuermitteln gestützt. Obwohl die Gewinne der an der Wiener Börse notierten Unternehmen im Vorjahr deutlich zurückgegangen sind, haben sie für heuer doppelt so hohe Ausschüttungen aus den Vorjahresgewinnen geplant wie im Jahr davor. Die Arbeitnehmer mussten in der Krise teils Einkommensverluste hinnehmen.
Lohnerhöhungen statt Gewinnausschüttungen
„Der spürbare Wirtschaftsaufschwung muss für kräftige reale Steigerungen von Löhnen und Gehältern sowie für moderne Formen der Arbeitszeitverkürzung genutzt werden“, fordert AK-Vizepräsident Andreas Stangl. Außerdem sollen große Unternehmen, die Staatshilfen erhalten und Kurzarbeit in Anspruch nehmen, keine Gewinn-Ausschüttungen vornehmen dürfen. Das betreffe insbesondere Industrieunternehmen, da sie am stärksten vom wirtschaftlichen Aufschwung betroffen sind. Die Gastronomie – um ein Beispiel zu nennen – habe erst die Hälfte des Wertschöpfungsniveaus vor der Krise erreicht.
Wels-Land und Steyr Stadt am stärksten betroffen
Auf alle Arbeitnehmer bezogen lag das mittlere Einkommen in Oberösterreich im ersten Halbjahr 2021 preisbereinigt um rund zwei Prozent höher als im ersten Halbjahr 2019, also vor der Krise. Jenes der männlichen Angestellten ist in diesem Zeitraum aber real gesunken. Realeinkommensverluste gab es auch für Arbeiter einzelner Bezirke. Besonders hoch war das Minus bei männlichen Angestellten und Arbeitern im Bezirk Steyr, dessen große Unternehmen mit vielen Beschäftigten von Krise und Kurzarbeit besonders betroffen waren.

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Minus bei Finanzdienstleistern und im Kfz-Bau
Die Brancheneinkommen haben sich sehr unterschiedlich entwickelt. Auch wenn durch stabilisierende Maßnahmen (Kurzarbeit) Entgeltverluste begrenzt werden konnten, ist das Medianeinkommen in einzelnen Branchen, etwa im Sektor Finanzdienstleistungen (- 4,3 Prozent) und im Kraftwagenbau (-3,4 Prozent), beträchtlich zurückgegangen.
Mittleres Einkommen bei 2.600 Euro
Im ersten Halbjahr 2021 erhielten nur rund sechs Prozent der etwa 611.000 oberösterreichischen Arbeitnehmer ein Monats-Brutto-Einkommen über der Höchstbeitragsgrundlage von 5.550 Euro. Das mittlere (Median-)Einkommen betrug knapp 2.600 Euro. Männer verdienten rund 3.030 Euro, Frauen mit 1.950 Euro um etwa 36 Prozent weniger.
Viele Familien in finanziellen Schwierigkeiten
Laut Eurofound hatte im Frühjahr 2020 etwas mehr als ein Viertel (28,2 Prozent) der in Österreich lebenden Familien finanzielle Schwierigkeiten. Ein Jahr später war es bereits über ein Drittel (37,5 Prozent). Besonders betroffen sind Frauen. Im Frühjahr 2021 hatten mehr als 40 Prozent der Frauen Schwierigkeiten, mit ihrem Einkommen das Auslangen zu finden (Männer: 33,8 Prozent).
Gegen Senkung der Körperschaftssteuer
Von der Bundesregierung verlangt die AK OÖ eine Steuerstrukturreform, mit der die kalte Progression vollständigen ausgeglichen, die Steuern auf kleine und mittlere Einkommen gesenkt und jene auf Millionen-Vermögen erhöht werden. Mit deutlichen Worten warnt Stangl vor weiteren Steuergeschenken für Großkonzerne: „Die Folgen einer Senkung der Körperschaftsteuer wären Sparpakete und Sozialkürzungen. Stattdessen brauchen wir eine Stärkung des Sozialstaats, finanziert durch einen höheren Steuerbeitrag von Konzernen und Superreichen.“ Vom Land Oberösterreich werden zusätzliche öffentliche Investitionen in Pflege und Gesundheit, Klimaschutz, Verkehrsinfrastruktur, Wohnen und in die Bekämpfung der Arbeitslosigkeit gefordert. Das seien die dringendsten Anliegen, die Oberösterreichs Arbeitnehmer vor kurzem in einer repräsentativen Befragung genannt haben.


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