Falls Gas-Lieferstopp ab Juli
Dramatische Folgen für Oberösterreich
Das Institut Wirtschaftsstandort Oberösterreich (IWS) geht davon aus, dass bereits ab 1. Juli kein russisches Gas mehr nach Österreich geliefert werden könnte. Im Worst-Case-Szenario bedeutet das laut einer Studie mehrere Zehntausend zusätzliche Arbeitslose und einen Rückgang des BIP in Oberösterreich um bis zu 6,5 Prozent.
OBERÖSTERREICH. Das Institut Wirtschaftsstandort Oberösterreich rechnet mit einem Gas-Lieferstopp aus Russland ab 1. Juli, darauf würde derzeit vieles hindeuten. "Die Situation ist ernster als manche noch glauben" und "In Oberösterreich brennt der Hut am meisten", so IWS Geschäftsführer Gottfried Kneifel. Der Industriestandort Oberösterreich als Hauptverbraucher von Erdgas in Österreich wäre davon am stärksten betroffen. In einer aktuellen Studie simulierte der wissenschaftliche Leiter des IWS, Friedrich Schneider die schlimmsten anzunehmenden Folgen, als auch eine einigermaßen optimistische Variante.
56.000 zusätzliche Arbeitslose
Gibt es ab Juli kein Gas mehr bedeutet das laut Studie im Worst-Case-Szenario für die darauffolgenden zwölf Monate, dass etwa 56.000 Menschen in Oberösterreich ihren Job verlieren, ein Plus von zwölf Prozent. Am schwersten würde das Arbeitnehmer in der Industrie und im produzierenden Gewerbe sowie davon abhängige Betriebe treffen, diese sind knapp zur Hälfte dem Handwerk zuzurechnen.
Auf jede Firma die steht, folgen sechs weitere
Besonders drastisch wäre im pessimistischen Szenario der Dominoeffekt bei Betriebsstilllegungen. Für jede Firma die steht, würden etwa wegen nicht kompensierbarer gegenseitiger Abhängigkeiten, sechs weitere Firmen stehen, so Schneider. Das BIP im Bundesland würde zudem um etwa 6,5 Prozent oder rund 4 Milliarden Euro einbrechen.
Positives Szenario nur wenig besser
Beiden Szenarien liegen je nach Intensität angenommene Gasreserven zwischen fünf und 35% des Jahresverbrauchs (aktuell knapp 40 Prozent), zusätzliche Gasimporte aus anderen Ländern zwischen fünf und 15 Prozent sowie Einsparungen bei Industrie und Haushalten zwischen fünf und zehn Prozent zu Grunde. Im besten anzunehmenden Fall würden laut Studie aber immer noch mehr als 30.000 Menschen zusätzlich arbeitslos und das BIP in Oberösterreich um 3,4 Prozent zurückgehen. Welches der beiden Szenarien das wahrscheinlichere ist, wäre noch nicht abschätzbar, beide Varianten sollen aber gleich ernst genommen werden, so Studienleiter Schneider. Als Instrument um der Arbeitslosigkeit entgegenzuwirken, empfiehlt das IWS Kurzarbeitsmodelle.
Eigenverantwortung beim Energiesparen
Das Einsparpotential der Industrie ist begrenzt, fünf bis zehn Prozent seien aber möglich, etwa durch das Aussetzen einzelner, weniger relevanter Produktgruppen. Auch Privathaushalte würden durch ein bis zwei Grad weniger in der Wohnung an die zehn Prozent einsparen können. Schneider hofft auch auf eine gewisse Kreativität der Menschen , die bereits während der Corona-Pandemie zu erkennen gewesen sei. IWS-Geschäftsführer Kneifel appeliert an die Eigenverantwortung übt aber auch Kritik an der Regierung, er vermisse konkrete Anleitungen vom Bund dazu was jeder einzelne tun könne.
Gas wird in jedem Fall teurer
Wer im Falle von Energielenkungsmaßnahmen noch Gas bekommt und wieviel ist derzeit noch das Geheimnis von Umweltministerin Leonore Gewessler (Grüne). Fakt ist jedenfalls, dass Einschränkungen die Industrie zuerst treffen. Oberstes Ziel ist neben dem Erhalt der kritischen Infrastruktur, das Heizen der Haushalte. Eine Preissteigerung im Herbst, auch für Private Gaskunden wird es aber in jedem Fall geben, so Schneider.
Gas als Waffe
Profiteur der angespannten Situation ist Wladimir Putin. Die geringere Liefermenge wird durch den steigenden Preis kompensiert, gleichzeitig destabilisiert der russische Präsident damit die Europäische Union. Der Gasengpass würde die Solidarität innerhalb der EU massiv auf die Probe stellen, deshalb wäre es jetzt umso wichtiger sich gesellschaftlich nicht spalten zu lassen, so Kneifel.
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