Energiewende voraus
Erneuerbare-Energie-Gemeinschaften sollen heuer voll durchstarten
Mit dem Konzept der Erneuerbare-Energie-Gemeinschaft, kurz EEG, kann jeder zum „Energiehändler“ werden und auch für Konsumenten und Netzbetreiber bringt das Vorteile.
OÖ. Wer eine Fotovoltaik-Anlage oder Ähnliches betreibt, hat verschiedene Möglichkeiten, überschüssige Energie sinnvoll zu nutzen: Man kann sie beispielsweise ins Stromnetz einspeisen oder mittels Akku speichern. Die wohl smarteste Lösung bietet aber das noch junge Konzept der Erneuerbare-Energie-Gemeinschaft (EEG).
Zusammenschluss über das Stromnetz
Dabei schließen sich im Endausbau beliebig viele Energieerzeuger und -verbraucher über das bestehende Stromnetz zusammen. Wichtigste Voraussetzung ist die räumliche Nähe bzw. die netztechnische Zugehörigkeit zur selben Trafostation (lokale EEG) oder zum selben Umspannwerk (regionale EEG). Wer nun selbst Strom produziert, kann ihn zu guten Konditionen an die Mitglieder der EEG verkaufen. Letztere sparen dabei bares Geld, etwa durch reduzierte Netztarife. Genauso möglich bleibt für die Mitglieder der EEG übrigens der zusätzliche Strombezug von herkömmlichen Energieversorgern.
Kunden zu 99 Prozent bereit
Wie von der E-Control festgelegt, verlangt der Netzbetreiber – in Oberösterreich Netz OÖ bzw. die Energie AG – von Strombeziehern lokaler EEG nur rund ein Drittel des Netztarifes. Bei regionalen EEG sind es rund zwei Drittel. Außerdem profitieren die Oberösterreicher von der zum größten Teil abgeschlossenen Ausrollung der intelligenten Stromzähler „Smart Meter“ durch die Netz OÖ – 99 Prozent der Kunden sind laut Netz OÖ-Geschäftsführer Manfred Hofer bereits damit ausgestattet – und ohne so ein Gerät ist die Beteiligung an einer EEG schlicht nicht möglich.
Vorteile für alle
Die größten Vorteile für alle Beteiligten bringt eine lokale EEG, wie Hofer erklärt, „weil lokal erzeugte Energie auch sofort lokal verbraucht werden kann“. Dadurch würde das Stromnetz am wenigsten in Anspruch genommen und die Notwendigkeit des Netzausbaus reduziert – deshalb auch der stärker reduzierte Netztarif. Die Netz OÖ unterstützt die Bildung von EEG jedenfalls voll und ganz, „weil sie ein wichtiges Element sind, um die Energiewende und letztlich auch die Klimawende zu schaffen“.
Derzeit noch in der Anlaufphase
Da die gesetzlichen Rahmenbedingungen erst seit Oktober 2021 bestehen, seien viele EEG derzeit im Entstehen, erklärt Hofer – „Wir rechnen damit, das die ersten im Frühjahr ans Netz gehen werden“ – dann allerdings noch nicht mit allen Vorteilen, die am Ende für die Beteiligten winken: „Gearbeitet werden muss vor allem an den Abrechnungsmodellen, die sehr komplex sind und entsprechende Programmierungen für den energiewirtschaftlichen Datenaustausch verlangen“, so Hofer. Der vollumfängliche Betrieb von EEG soll noch heuer möglich werden.
„Tinder“ für Energiegemeinschaften
„Das Beste dabei ist: Jeder weiß, woher die Energie fließt. Hier geht es ausschließlich um sauberen Ökostrom“, erklärt sich auch Energie-Pionier Walter Kreisel zum EEG-Fan. Mit KLUBB bietet der findige Freistädter Unternehmer und Begründer der neoom group voraussichtlich ab März eine Plattform für Gleichgesinnte. „Wie bei Tinder geht es dabei darum, ein ,Match‘ zu finden“, erklärt Kreisel, „eine Interessent:in meldet sich beim KLUUB an und unsere App findet die passenden Teilnehmer:innen für eine gemeinsame EEG. Danach übernehmen wir alle weiteren Schritte, um die Gemeinschaft zu gründen und zu betreiben“ – so etwa die Kommunikation mit dem Netzbetreiber, diverse Verträge und Gründungsformalitäten sowie Messung und Verrechnung der produzierten und verbrauchten Energie.
„Das beste Ergebnis für den Kunden“
In der Theorie kann jeder Energieerzeuger in einer EEG den Preis für den von ihm gelieferten Strom selbst bestimmen – in der Praxis muss dieser Preis natürlich auch zum Markt passen. Ihn zu finden ist eine komplexe Aufgabe, die Kreisels KLUBB den EEG abnehmen kann: „Für den Anfang werden wir zur Orientierung ein einheitliches Preismodell vorgeben: Dieses sieht vor dass sich Verbraucher und Erzeuger die Einsparungen teilen. Erst später wird es eine Funktion geben, welche die Potentiale vom Strommarktdesign voll an unsere Kunden weitergibt. Eine Art Autotrader wird dann auf Basis vom vorhergesehenen Verbrauch das beste Ergebnis rausholen“, erklärt Kreisel.
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