Landesrat Achleitner
"Es gibt nix Ärgeres als wenn Leute keine Arbeit haben"

Landesrat Markus Achleitner: "2021 ist das Jahr des Comebacks." Er hofft auf Öffnungsschritte im Sommer.  | Foto: Land OÖ/Sabrina Liedl
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Markus Achleitner ist als Landesrat zuständig für die Bereiche Wirtschaft, Arbeitsmarkt, Energie, Wissenschaft und Forschung, Raumordnung Tourismus, Sport und die wirtschaftlichen Beteiligungen Oberösterreichs in der Landesholding. Im Interview mit BezirksRundschau-Chefredakteur Thomas Winkler spricht er über den Kampf um das MAN-Werk in Steyr, die wirtschaftliche Entwicklung und Maßnahmen gegen die Arbeitslosigkeit in Oberösterreich sowie über das Vereinsleben nach Corona.

MAN beharrt trotz hoher Auslastung des Werks Steyr auf dessen Schließung und hat sozusagen als ersten Schritt die Kündigung der Leasing-Arbeiter bekannt gegeben. Gleichzeitig sieht JKU-Rektor und Zivilrechtsexperte Meinhard Lukas gute Chancen für die Belegschaft, wenn sie den Standortsicherungsvertrag einklagt. Wie geht es weiter?
Achleitner: Es hat weiterhin oberste Priorität, die Produktion von MAN Steyr und damit möglichst viele Arbeitsplätze zu erhalten. Es geht hier um Tausende Mitarbeiter und ihre Familien. Für sie hätte eine Schließung des Werks in Steyr dramatische Folgen. Aber auch für den Wirtschaftsstandort OÖ wäre diese ein massiver Verlust. Daher werden wir uns weiterhin in Gesprächen mit allen Beteiligten für eine Zukunftslösung für MAN Steyr einsetzen. Es hat jetzt oberste Priorität, alle an den Verhandlungstisch zu bringen. Dort müssen sich die Betroffenen auch aufeinander zubewegen. Zugleich ist es jetzt an der Zeit, dass auch mögliche weitere Interessenten klare Konzepte auf den Tisch legen.

Könnte diese Lösung auch in der Übernahme des Werks durch andere Investoren als Siegfried Wolf bestehen – etwa durch die Gruppe rund um den Linzer KeKelit-Eigentümer Karl Egger, die aus dem Werk ein Green Mobility Center machen möchte?
Von MAN ist zu hören, dass man nur ein Papier vorliege habe, das bewertbar sei – und das ist jenes von Wolf. Alle anderen Interessenten sollten ihre Papiere jetzt auf den Tisch legen, es ist höchste Zeit.

"2021 ist das Jahr des Comebacks"

Umgangssprachlich in Sachen Corona gesagt: Es zaht si. Geht damit auch der Schwung in der wirtschaftlichen Erholung verloren?
2021 ist das Jahr des Comebacks – auch wenn momentan noch viele Bereiche wie Kultur, Sport oder Events und natürlich Tourismus und Gastronomie unter den einschneidenden Einschränkungen leiden. Wir hoffen da auf Öffnungsschritte bis zum Sommer. Dem gegenüber steht ein Boom in anderen Wirtschaftsbereichen – etwa der Industrie, sie war in der von der Pandemie ausgelösten Wirtschaftskrise ein Fels in der Brandung. Jetzt sind schon Überhitzungstendenzen sichtbar, weil die Nachfrage weltweit anzieht. Und das bringt die Leute in Arbeit. Anfang des Jahres hatten wir in Oberösterreich noch rund 53.000 Menschen arbeitslos gemeldet, im März waren es nur noch gut 39.000.

Die Überhitzungstendenzen sorgen ja inzwischen für eine Preisexplosion im Wohnbau.
Aufträge in Hülle und Fülle und Lieferzeiten sind mir lieber als andersrum. Es gibt nix Ärgeres, als wenn Leute keine Arbeit haben.

Intensivprogramm für Langzeitarbeitslose

Wegen Corona gibt es Menschen, die bereits ein Jahr auf Arbeitsplatzsuche sind.
Für diese Langzeitarbeitslosen greifen wir intensiv ein – mit unserem Job-Restart-Programm. Bei Betrieben fördern wir mit dem AMS die Einstellung Langzeitarbeitsloser in den ersten beiden Monaten mit 100 Prozent der Lohnkosten und für weitere zehn Monate mit zwei Dritteln der Lohnkosten. Und für bis zu 1000 Arbeitsplätze bei Gemeinden werden ebenfalls die ersten zwei Monate vom AMS voll gefördert, für die restlichen zehn Monate übernimmt es zwei Drittel der Lohnkosten, das restliche Drittel teilen sich Land und Gemeinden.

Was wird für die Betriebe getan, die von der Pandemie besonders betroffen sind – etwa im Tourismus?
In einem Förderpaket für Investitionen wurden rund 550 Projekte genehmigt – das hat Investitionen von rund 55 Millionen Euro ausgelöst. Der Tourismus wird aber schnell wieder gut gehen, es wird einen Zug zum Tourismus in Oberösterreich geben, der Nachholbedarf ist groß, weil sich die Leute danach sehnen – ich mich übrigens auch. Die oberösterreichische Seele braucht die Wirtshäuser, die Kultur, das Gesellschaftsleben, das Ehrenamt,, diese soziale Nahrung. Ich hoffe, dass man mit den Impfungen und mit negativen Tests schnell wieder was tun darf. Es ist wichtig, dass dafür auch die Ergebnisse von Selbsttests anerkannt werden.

"Sport wird für viele Menschen ein Teil der Verarbeitung dieser einschneidenden Zeit sein."

Gerade im Ehrenamtsbereich ist die Angst groß, dass nach Corona nix mehr ist, wie es vorher war – die Sportvereine fürchten um ihre Mitglieder.
Es braucht nach Corona einen Ruck im Vereinsleben – so wie auch im gesellschaftlichen Leben. Corona hat eine Lethargie gebracht, es braucht ein "Come back stronger"-Konzept. Aber die Vereine arbeiten daran, sie schauen, dass sie ihre Leute nicht verlieren. Und die Leute werden zurückkommen, sobald das wieder möglich ist. Sport wird für viele Menschen ein Teil der Verarbeitung dieser einschneidenden Zeit sein.

Landesrat Markus Achleitner: "2021 ist das Jahr des Comebacks." Er hofft auf Öffnungsschritte im Sommer.  | Foto: Land OÖ/Sabrina Liedl
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