Deutlich weniger Kredite
Kein großer Rückgang bei Immo-Preisen erwartet
Der Immobilienmarkt steht mitten im Umbruch: Steigerungen bei Baukosten, Inflation und Zinsen und dazu noch die strengeren Kreditvergaberichtlinien führen zu einem deutlichen Nachfragerückgang. Viele spekulieren nun auf fallende Preise.
OÖ. 17 Jahre lang sind die Immobilienpreise in Österreich stetig angestiegen – allein in den vergangenen beiden Pandemie-Jahren um 22,1 Prozent (OÖ: 18,6 Prozent). Das hat nun ein Ende, wie auch die Experten von Raiffeisen Research bestätigen – den großen Preiseinbruch erwartet man aber nicht. „Einen temporären Preisrückgang wird es vermutlich schon geben aber das Niveau bleibt“, sagt Chefanalyst Peter Brezinschek. Es dürfte sich also nicht unbedingt auszahlen, günstigere Preise abzuwarten, zumal die Kreditzinsen derzeit steigen, wie schon lange nicht mehr.
Zinsen steigen weiter
Weitere Leitzinserhöhungen seitens der Europäischen Zentralbank (EZB) stehen bevor und werden die Kosten für Kreditnehmer in die Höhe treiben. Bereits jetzt sind die monatlichen Belastungen spürbar größer – zum Vergleich: Im Jänner diesen Jahres konnte man mit 20 Jahren Laufzeit einen Fixzinssatz von 1,75 Prozent vereinbaren, heute liegt man bei mehr als vier Prozent. Die möglichen Finanzierungssummen werden dadurch natürlich kleiner. „Der Zinsseitige Rückenwind hat sich in handfesten Gegenwind verwandelt“, verbildlicht Matthias Reith, Senior Ökonom bei Raiffeisen Research, die Situation für potenzielle Immobilienkäufer.
Schaller hofft auf KIM-Korrektur
Einen Rückgang bei den Finanzierungen sieht die Raiffeisenlandesbank OÖ bereits jetzt: Im September 2022 wurden um 68 Prozent weniger Kredite vergeben, wie im September 2021. Die Zinserhöhungen seien notwending, die EZB habe hier sogar schon etwas zu spät reagiert, so RLB OÖ-Generaldirektor Heinrich Schaller. Grund zur Kritik findet er aber an den im August in Kraft getretenen neuen Kredivergaberichtlinien (KIM-Verordnung). „Junge Familien werden sich auf diese Art und Weise kein Eigenheim mehr leisten können – Das ist gesellschaftspolitisch aber auch wirtschaftspolitisch zu hinterfragen“, sagt Schaller. Er hofft auf baldige Korrekturen bzw. eine Entschärfung der Verordnung um bald wieder zu einer „halbwegs normalen Wohnbaufinanzierung“ zurückzukommen.
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