Markt schreit nach mehr Bio-Rohstoffen

Bei der Gruppenausstellung der Wirtschaftskammer empfing Franz Ernstbrunner (ganz links) die oberösterreichische Delegation. Insgesamt kamen 94 der Aussteller aus Österreich, 16 aus dem Land ob der Enns. Weiters am Bild von links: Franz Waldenberger (Obma
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  • Bei der Gruppenausstellung der Wirtschaftskammer empfing Franz Ernstbrunner (ganz links) die oberösterreichische Delegation. Insgesamt kamen 94 der Aussteller aus Österreich, 16 aus dem Land ob der Enns. Weiters am Bild von links: Franz Waldenberger (Obma
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NÜRNBERG (pfa). Bio-Energydrink, Bio-Kleidung, Bio-Seife, Bio-Wein. Längst nicht mehr nur Äpfel, Brot oder Milch tragen das Bio-Zeichen. Die BIOFACH in Nürnberg zeigte dies eindrucksvoll: Mehr als 2500 Aussteller präsentierten, in welche Bereiche der ökologische Landbau und ökologische Verarbeitung bisher vorgedrungen sind. "Derzeit sind 15 Prozent aller landwirtschaftlichen Betriebe in Oberösterreich Bio-Bauernhöfe", erklärt Agrarlandesrat Max Hiegelsberger. Insgesamt waren 94 BIOFACH-Aussteller aus Österreich, aus dem Land ob der Enns kamen 16.

Leeb: "Wir könnten doppelt soviel verkaufen"

Die Bio-Branche ist im Aufwind. Die Absatzmärkte steigen vor allem im Ausland, auch im Inland ist der Trend zu biologischen Lebensmitteln ungebrochen. Derzeit könnten sogar viel mehr biologische Lebensmittel verkauft werden, es mangelt aber an Rohstoffen. Rindfleisch und Geflügel erleben einen Boom, so sucht beispielsweise die Firma Hubers Landhendl derzeit Biohühner-Bauern als Lieferanten. Auch bei den Ausstellern ist durch die Bank zu hören, dass die Rohprodukte Mangelware sind. Der Schaf- und Ziegenmilchprodukte-Hersteller Leeb beispielsweise berichtet, dass er doppelt soviel verkaufen könne, es ihm aber an der Milch mangle.

Mangel führt zu besseren Preisen

Während die konventionelle Landwirtschaft oft unter dem Preisdumping stöhnt, ist die Stimmung bei den Bio-Bauern gut. Bio Austria OÖ-Obmann Franz Waldenberger erklärt die Situation bei Bio-Kuhmilch: "Die verstärkte Nachfrage führt teilweise zu steigenden Auszahlungspreisen." So würden die bayrischen Molkereien derzeit in Oberösterreich Bio-Milch einkaufen – diese bezahlen einen noch besseren Preis. So fließen derzeit rund 35 Millionen Kilogramm Bio-Milch zu unseren Nachbarn. Jedoch warnt Waldenberger davor, ausschließlich wegen der wirtschaftlichen Situation auf Bio umzustellen: "Bio ist eine Lebenseinstellung." Besonders schön am Bio-Bauer-Dasein sei, dass die Konsumenten eine sehr hohe Wertschätzung gegenüber den Produkten hätten. Für das heurige Jahr wird erwartet, dass etwa 300 Betriebe von konventionell auf Bio umstellen. Auch immer mehr Nebenerwerbslandwirte stellen auf Haupterwerb um, da die Perspektiven gut sind. "Bio ist eine Chance für die kleinstrukturierte Landwirtschaft", erklärt Friedrich Mitterhumer, Geschäftsführer der Bio-Klosterkäserei Schlierbach, die mit einem Stand bei der Messe vertreten war. Die Milch, die zu Käse verarbeitet wird, stammt aus einem Umkreis von maximal hundert Kilometern.

Wo hört Bio auf?

Gleichzeitig beginnt die Bio-Szene jedoch, ihre kleinen Strukturen einzubüßen. Viele Fragen quälen Produzenten und Händler: Das ganze Jahr ein volles Sortiment zu haben, entspricht das dem Geist von Bio? In allen Bereichen Bio-Produkte anzubieten, auch dort, wo industrielle Weiterverarbeitung nötig ist, ist das nicht ein Schritt in die Konventionalisierung? Dies sei laut Waldenberger kein Widerspruch. Man müsse die großen Unternehmen als Partner sehen, denn nur so könnten Bio und Nachhaltigkeit in sämtliche Produktgruppen vordringen. Hiegelsberger appelliert, auch bei Bio auf die Herkunftsregion zu achten: "Regionale Ware muss deutlich weniger weit transportiert werden, sie garantiert Nachverfolgbarkeit und sichert Wertschöpfung und Arbeitsplätze vor Ort."

"Wollen nicht in Richtung Billig-Bio gehen."

Obwohl das Preisniveau derzeit noch gut ist, beginnt auf der anderen Seite ein Preisdruck nach unten. Dies liegt an der zunehmenden Größe der Betriebe, der weiterverarbeitenden Industrie und der Händler. Es kommt zu einer Segmentierung von Bio: Künftig werden sich die Bio-Anbieter einen Platz im Preissegment suchen müssen. Obwohl Waldenbauer hier klarstellt: "Wir wollen nicht in Richtung Billig-Bio gehen." Josef Eder von MauracherHof Brot – ebenfalls auf der Messe mit einem Stand vertreten – bricht eine Lanze dafür, dass Qualität ihren Preis hat. Er warnt vor der "Falle der Vergleichbarkeit": "Der Preis ist so hoch, wie die Produktion eines solchen Produktes kostet. Wir brauchen diesen Preis, sonst können wir so ein gutes Produkt nicht produzieren." Mit einer Individualisierung der Produkte und Waren hilft sich beispielsweise die Naturmühle Strobl, die spezielle Getreidesorten mahlt. "Wir haben den Vorteil, dass es keine Börsenkurse für Emmer oder für Einkorn gibt", sagt Christof Strobl.

Bio-Babynahrung für China

Größere Player profitieren vom Boom der Bio-Exporte. So wird die Agrana 80 Millionen Euro in ihren Standort in Aschach investieren. Der Grund: die Stärke, die dort aus Bio-Mais gewonnen wird, wird unter anderem für die Herstellung von Säuglingsmilch verwendet. Gerade in China gibt es eine hohe Nachfrage nach europäischer Bio-Babynahrung. Der Konzern exportiert schon jetzt 85 Prozent seines gesamten Bio-Sortiments, sei es die Fruchtzubereitung für Bio-Joghurt, Bio-Zucker oder die eben genannte Bio-Stärke.

Die größten Wachstumschancen im Bio-Bereich sieht auch die VFI (Vereinigte Fettwarenindustrie) aus Wels beim Export. Das Unternehmen setzt neben seiner Bio-Linie bei Sonnenblumen-, Raps- und Sojaöl auch auf die Produktion von Fett für Bio-Säuglingsnahrung. Auch die VFI erweitert ihren Standort in Oberösterreich: Sie baut eine neue Ölpresse in Ennsdorf.

Ein Umsatzplus von 50 Prozent verzeichnet die Firma Kreuzmayr aus Wallern. Robert Kreuzmayr baut weltweit Maschinen für die Weiterverarbeitung von Obst – sie waschen, pressen, pasteurisieren oder kochen die Früchte. Obwohl die Auftragsbücher voll sind, hat Kreuzmayr ein Problem: Er braucht mehr Mitarbeiter und findet kaum Techniker und Spezialisten.

Convenience Food und Ab-Hof-Verkauf beliebt wie nie zuvor

Aber wieder zurück zur kleinstrukturierten Landwirtschaft. Die Hauptmotive, warum Menschen Bio kaufen, sind Gesundheit und Gesundheitsbewusstsein. "Laut einer aktuellen AMA-Analyse sind besonders die Motive 'ein bewusster Lebensstil', 'bewusstere Ernährung', 'andere Lebenseinstellung' am stärksten in den vergangenen Jahren gestiegen", erklärt Waldenberger. Dies könnte auch ein Grund dafür sein, warum die Ab-Hof-Vermarktung boomt. Immer beliebter wird auch der Bereich von Convenience-Food, also Fertiggerichten. Hier können einerseits die Direktvermarkter punkten, indem sie halbfertig- oder fertiggekochte Produkte selbst herstellen und im Hofladen oder auf Märkten verkaufen. Andererseits ist dieser Trend auch eine Chance für die Industrie. "Der Markt bringt noch viel Potenzial und damit auch große Chancen für die oberösterreichische Landwirtschaft", so Agrarlandesrat Hiegelsberger.

Bio-Hof in der Nähe finden

Wer Bio-Produkte direkt vom Bauern kaufen will, sollte einen Blick auf www.bio-austria.at/biomap werfen. Dort kann man sehen, wo es landwirtschaftliche Bio-Betriebe in der Nähe gibt und so rasch und einfach Lebensmittel beziehen.

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Foto: Diözese Linz/Kienberger
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