Landwirtschaftskammer OÖ
Rabattschlachten zerstören fairen Milchpreis

- Oberösterreichisch Milchbauern produzieren unter hohen Qualitätsstandards. Das sollte sich in einem fairen Milchpreis zeigen. Durch Dumpingimporte wird die heimische Milch jedoch entwertet.
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Die Forderungen der Landwirtschaftskammer OÖ nach einer nachvollziehbaren Lebensmittelkennzeichung gehen in die nächste Runde. Besonders in der Gemeinschaftsverpflegung und bei verarbeiteten Produkten ist es für den Konsumenten nicht nachvollziehbar, woher die Produkte kommen. Die Dumpingpreise bei ausländischen Produkte wirken sich auf die Wertschöfpung für oö. Milchbauern aus.
OÖ. In den vergangenen Jahrzehnten ist der Anteil für den Erzeuger am Verbraucherpreis ständig gesunken. Zwar hat eine effizientere Produktion und Verarbeitung dies ausgleichen können, eine weitere Fortführung dieser Entwicklung gefährdet aber die heimische Erzeugung von Qualitätsprodukten, die Einkommen der Bauern und damit die Eigenversorgung. Importwaren, die unter anderen Qualitätsstandards produziert werden, drücken den Preis und die heimische Qualität.
"Dumpingimporte sind für unsere bäuerlichen Milchproduzenten kontraproduktiv, denn dadurch wird das wertvolle Lebensmittel Milch in einer Art und Weise entwertet, dass dies für unsere Milchbauern inakzeptabel ist. Die Bäuerinnen und Bauern sind bereit, ihre Betriebe und auch die Milchproduktion im Hinblick auf die Marktanforderungen im Sinne der Konsumentinnen und Konsumenten weiter zu entwickeln. Allerdings müssen die Aufwendungen im Produktpreis Niederschlag finden“, so Landwirtschaftskammer-Präsidentin Michaela Langer Weninger.
Sie fordert eine entsprechende Kennzeichnung aller Waren, um den Konsumenten darzulegen, von wo ein Produkt kommt und unter welchen Bedingungen es hergestellt wird.
Jeder dritte Liter Milch aus OÖ
Die Milchwirtschaft hat für Österreich und im Besonderen auch für Oberösterreich eine besondere agrarwirtschaftliche Bedeutung. Immerhin kommt fast jeder dritte Liter Milch aus OÖ. Etwa ein Viertel aller Milchbauern Österreichs wirtschaftet in Oberösterreich.
Die Rinder- und Milchwirtschaft liefert etwa 60 Prozent des Produktionswertes der tierischen Erzeugung in OÖ: 37 Prozent entfallen auf die Milchwirtschaft, 21 Prozent auf die Rinderproduktion.
Durch den hohen Anteil (86 Prozent) der Doppelnutzungsrasse Fleckvieh in OÖ steht auch für die Rindermast eine entsprechende Grundlage an Mastkälbern zur Verfügung.
Entwicklung seit EU-Beitritt
Die Zahlen zeigen sehr deutlich die starke Strukturentwicklung. Seit dem EU-Beitritt 1995 hat sich die Milchanlieferung in Österreich von 2,2 auf 3,4 Millionen Tonnen erhöht. Gleichzeitig ist die Zahl der Milchlieferanten von deutlich über 80.000 auf 24.650 familiengeführte Milchbetriebe zurückgegangen. Gab es 2010 in OÖ noch 10.500 Milchlieferanten, so waren es 2020 rund 6.300. Die Milchanlieferung ist im selben Zeitraum aber sogar gestiegen: Von knapp 900.000 Tonnen 2010 auf mehr als eine Million Tonnen 2020.
„Die deutliche Abnahme der Zahl der Milchlieferanten hat mehrere Gründe. Viele Betriebe haben von der Milchwirtschaft auf einen anderen Produktionszweig umgestellt, sofern es die Produktionsgrundlagen zulassen. Auf Standorten mit Ackerbaumöglichkeiten ist die Veredelungswirtschaft mit Schweine- oder Geflügelhaltung eine Alternative. Aber auch auf Grünlandstandorten wird beispielsweise auf Eiererzeugung und/oder Geflügelhaltung umgestellt. Auch durch regional interessante außerlandwirtschaftliche Erwerbsmöglichkeiten haben einige bäuerliche Betriebe die arbeitswirtschaftlich herausfordernde Milchwirtschaft eingestellt“, erläutert Karl Dietachmair, Kammerdirektor der Landwirtschaftskammer OÖ.
Wirtschaftsmotor Milch
Die Milchwirtschaft ist mit einer Reihe von Auflagen konfrontiert, die sich mitunter auf der Kostenseite niederschlagen. Anforderungen der Konsumenten und der Gesellschaft, die über die Handelsketten an die Molkereien und letztendlich die Landwirte übertragen werden, sind oftmals mit Investitionen verbunden. Dadurch verkürzen sich Abschreibungsdauern von Investitionen und die laufende Änderung von Anforderungen bringt mangelnde Planungssicherheit mit sich. Schlechte Planungssicherheit in Kombination mit hohen Investitionskosten bzw. einer langen Amortisationsdauer verhindern teilweise die Umsetzung von Stallbauvorhaben oder bringen einen Ausstieg aus der Milcherzeugung mit sich.
„Wir brauchen unbedingt eine planbare und damit ökonomische Perspektive für die Betriebe in den günstigen Milcherzeugungsstandorten. Es kann nicht überall oder nur ausschließlich Biomilch oder Bioheumilch erzeugt werden. Investitionen in die Landwirtschaft lösen auch in vor- und nachgelagerten Bereichen der Wirtschaft entsprechende Wertschöpfung aus, die dazu beiträgt, den ländlichen Raum lebenswert und vital zu erhalten“, spricht sich Kammerdirektor Dietachmair für planbare Rahmenbedingungen aus.
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