Ukraine-Krieg
"Versorgungssicherheit muss wichtiger werden"
In Krisen- und Kriegszeiten rückt die Ernährungssicherheit in den Fokus. Mit der Invasion Putins in die Ukraine drängt sich vielen österreichischen Bürgern die Frage auf, ob nun ein Lebensmittelengpass zu befürchten ist, schließlich gilt die Ukraine als Kornkammer Europas.
OÖ/UKRAINE. „In Österreich wie auch in der gesamten EU ist die Ernährungssicherheit dank hoher Selbstversorgungsgrade gewährleistet“, sagt Agrar-Landesrätin Michaela Langer-Weninger (ÖVP). In Österreich gibt es bei vielen Getreidesorten eine hundertprozentige Selbstversorgung, etwa bei Hartweizen und Triticale. Auch im Durchschnitt aller Getreidesorten liegt der Selbstversorgungsgrad bei knapp 90 Prozent.
Lebensmittel werden teurer
Differenzierter stellt sich die Lage im Bereich der Öl- und Eiweißfrüchte sowie der pflanzlichen Öle dar. Hier ist man im gesamten europäischen Raum von Importen abhängig. "Die stark steigenden Marktpreise, treffen vorerst nur den Agrar- und Lebensmittelsektor werden sich in weiterer Folge aber auch auf den Konsumbereich durchschlagen. Ein Anziehen der Lebensmittelpreise ist so gut wie sicher. Auch die Inflation wird Energie-bedingt weiter ansteigen“, so Langer-Weninger. Dank der gut aufgestellten produzierenden Landwirtschaft (tierhaltende Betriebe) sei bei den tierischen Lebensmitteln wie Milch, Eiern und Fleisch die Inlandsversorgung aber zur Gänze gesichert, heißt es.
Ackerbau: Weniger Dünger, geringere Ernte
Generell wird für 2022 eine reduzierte weltweite Getreideernte prognostiziert. Die Düngermittelpreise waren bereits im Herbst hoch, sind aber jetzt auf einem Höhenflug. Ursächlich hierfür sind die stark gestiegenen Preise für Gas, einem Ausgangsstoff der Düngermittelproduktion. Hinzu kommt noch, dass Russland ein wichtiges Düngermittel- Exportland ist, wodurch die Verfügbarkeit von Stickstoff-, Kali- und Phosphordünger und Co. noch einmal deutlich eingeschränkt ist. Doch weniger Dünger, bedeutet weniger Pflanzennährstoffe, schlechteres Wachstum und im Endresultat eine geringere Ernte.
Lehren aus der aktuellen Situation
„Die bisherige EU-Agrarpolitik ebenso wie die geplanten, überbordenden Maßnahmen im Rahmen des Green Deals wie zum Beispiel zehn Prozent der landwirtschaftlichen Nutzflächen für Naturschutzzwecke aus der Produktion zu nehmen, müssen dringend überdacht werden. Gleiches gilt für die Biodiversitätsstrategie, die zehn Prozent der Wälder außer Nutzung stellen will. Denn gerade der Wald bietet in Form von Biomasse eine nachhaltige und sichere Alternativ-Energieform zu Öl und Gas“, so Michaela Langer-Weninger.
Für Oberösterreichs Agrar-Landesrätin ist die zentrale Lehre aus der aktuellen geopolitischen Situation: „Die Ernährungssouveränität, aber auch die Eigenversorgung mit agrarischen Gütern müssen wieder einen höheren Stellenwert bekommen. Dazu gehört, die heimischen Familienbetriebe und Agrarunternehmen zu stärken sowie den Bodenverbrauch zu stoppen.“
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.