MAN Steyr
Wolf bessert Angebot für Übernahme nach – Raiffeisen Oberösterreich beteiligt sich

Investor Siegfried Wolf nimmt einen neuen Anlauf: Mit einem verbesserten Angebot und Raiffeisen Oberösterreich an Bord will er bei den Mitarbeitern im MAN-Werk Steyr eine Dreiviertel-Mehrheit. | Foto: fotokerschi.at/Kerschbaummayr
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  • Investor Siegfried Wolf nimmt einen neuen Anlauf: Mit einem verbesserten Angebot und Raiffeisen Oberösterreich an Bord will er bei den Mitarbeitern im MAN-Werk Steyr eine Dreiviertel-Mehrheit.
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Nach dem Nein der Mitarbeiter zur Übernahme des MAN-Werks in Steyr durch Investor Siegfried Wolf Anfang April hat der am 7. Mai abends in der Zeit im Bild 2 ein nachgebessertes Angebot vorgelegt. 150 weitere Arbeitsplätze sollen durch eine offene Arbeitsstiftung erhalten bleiben, der Sozialplan nach deutschem Vorbild und damit attraktiver gestaltet werden. Und: Laut Wolf würde sich Raiffeisen Oberösterreich an dem Projekt beteiligen.

Das klare Nein der Steyrer MAN-Mitarbeiter zum ersten Übernahme-Angebots Wolf hatte zu intensiven Verhandlungen zwischen Stadt, Land, Bund und MAN geführt. Wollte der deutsche Lkw-Hersteller, Tochter des VW-Konzerns, doch das Werk Steyr schließen – ungeachtet eines aufrechten Standortsicherungsvertrages, der von Rechtsexperten wie JKU-Rektor Meinhard Lukas auch als gültig angesehen wird und zu dem es nun ein weiteres Gutachten im Auftrag der Gewerkschaft gibt.

Arbeitsstiftung für 150 Jobs und besserer Sozialplan

Die offene Arbeitsstiftung für 150 Arbeitsplätze käme zu Wolfs bisherigem Angebot dazu, das einen Arbeitsplatz für 1.250 Mitarbeiter sowie 166 Lehrlinge umfasste. Damit würde für rund drei Viertel der Belegschaft langfristig der Arbeitsplatz gesichert, so Wolf in der ZIB2.
Aber: 450 MAN-Mitarbeiter verlieren auch mit dem neuen Angebot ihren Job – für sie soll es einen attraktiveren Sozialplan "nach dem deutschen Modell der Nettoausgleichszahlung" geben. Dazu ein Altersteilzeitmodell, das verhindern soll, dass ältere Mitarbeiter arbeitslos werden.
An den Lohneinbußen für die übernommenen Mitarbeiter ändert sich im neuen Angebot jedoch nichts - von bis zu 15 Prozent beim Nettobezug war die Rede. Berechnungen inklusive aller Prämien und Zuschläge für einzelne Mitarbeiter kamen jedoch angeblich auf bis zu 25 Prozent.

Wolf und Raiffeisen Oberösterreich Seite an Seite

Laut Wolfs Aussagen in der ZIB2 soll die Beteiligung von Raiffeisen Oberösterreich die Zweifel an der finanziellen Absicherung seines Projektes ausräumen. Die Bank ist ja auch größter Einzelaktionär der voestalpine, wo der Mix aus Banken- und Mitarbeiterbeteiligung die Zukunft des Stahlkonzerns abgesichert hat. Es würde künftig einen gemeinsamen Auftritt von Raiffeisen und ihm bei dem Projekt geben, so Wolf.
Raiffeisenlandesbank-Generaldirektor Heinrich Schaller nahm am Montag nach Wolfs Ankündigung in der ZIB2 dazu Stellung: „Aus unserer Sicht ist der Industriestandort Steyr sehr wichtig und wir wollen mithelfen, dass dieser erhalten werden kann. Wir haben immer gesagt, dass wir uns vorstellen können, dass wir Teil eines Konsortiums werden, wenn ein wirklich zukunftsweisender Plan am Tisch liegt. Das jetzt vorliegende Konzept erscheint uns schlüssig, dass damit der Standort MAN erhalten werden kann. Jetzt bleibt abzuwarten, wie die weiteren Verhandlungen laufen. Über Details wollen wir derzeit aber noch keine Auskünfte geben.“

Betriebsrat zeigt sich überrascht

In einem Statement gegenüber der Bezirksrundschau am 10. Mai hält Betriebsratschef Helmut Emler fest, dass Wolf bisher noch nicht mit dem neuen Vorschlag auf ihn zugekommen sei:
„Vorige Woche waren wirklich alle überrascht über diesen Vorstoß. Wir erfuhren über die Presse, dass es ein nachgebessertes Angebot gibt. Auch die MAN selbst wusste davon noch nichts. Es hat ja seit der Abstimmung keine Gespräche mehr gegeben – auch von unserer Seite nicht. Wir haben es selbst noch nicht am Tisch, deshalb kann ich natürlich erst dann eine Aussage machen, wenn ich das Angebot sehe. Wir warten jetzt ab, aber wir sind offen für Gespräche – in jede Richtung. Vorige Woche am Mittwoch hatten wir die zweite Runde mit dem Unternehmen, und seither haben wir die Möglichkeit, als Belegschaft mögliche Investoren zu suchen für die Nachnutzung. Dabei hilft uns unser Kollege Alois Stöger von der Produktionsgewerkschaft Pro-Ge. Wir sind offen für jeden Investor, je mehr, desto mehr Möglichkeiten haben wir. Wir wollen, dass der Standort Steyr mit so vielen Arbeitsplätzen und so nachhaltig wie möglich erhalten bleibt.“

Landesrat Achleitner: Unterstützen jede Lösung

In einer ersten Reaktion gegenüber der BezirksRundschau sagt Wirtschaftslandesrat Markus Achleitner: "MAN wird schließen, das ist fix, aber das ist keine Lösung. Es geht um den Erhalt von Arbeitsplätzen und die Absicherung von 2000 Existenzen. Daher unterstützt die oberösterreichische Landesregierung gemeinsam mit der Bundesregierung jede unternehmerische Lösung, die Arbeitsplätze für die Zukunft absichert. Dafür werden alle Möglichkeiten ausgelotet, vor allem im Bereich von Forschungsförderungen."

Wolf hofft auf Dreiviertel-Mehrheit bei neuer Abstimmung

Investor Wolf zeigte sich im ZIB2-Interview optimistisch, mit dem neuen Angebot eine Dreiviertel-Mehrheit bei einer weiteren Urabstimmung der Belegschaft zu bekommen, warnte aber gleichzeitig, dass "Steyr zum Detroit Österreichs" werden könnte. Die US-Stadt war nach dem Abzug der Autoproduktion teils verfallen. Gleiches könne Steyr drohen, da mit einem Wegfall des MAN-Werks in Steyr insgesamt rund 8.500 Arbeitsplätze gefährdet seien. Eine Modellrechnung des Linzer Ökonomen Friedrich Schneider sieht für diesen Fall den Verlust von 737 Millionen Euro an inländischer Wertschöpfung und einen Rückgang des BIP um 957 Millionen Euro.

Investor Siegfried Wolf nimmt einen neuen Anlauf: Mit einem verbesserten Angebot und Raiffeisen Oberösterreich an Bord will er bei den Mitarbeitern im MAN-Werk Steyr eine Dreiviertel-Mehrheit. | Foto: fotokerschi.at/Kerschbaummayr
Investor Siegfried Wolf will unter der Traditionsmarke Steyr will mit seiner WSA Beteiligungs GmbH die Marke Steyr wiederbeleben. Geplant ist die Produktion von sieben Fahrzeugtypen, darunter auch ein Citybus auf E-Basis.  | Foto: fotokerschi.at/kerschbaummayr
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