Ethik-Unterricht in Oberstufen verpflichtend, wenn kein Religionsunterricht besucht wird
10 Jahre Erfahrung mit Ethik-Unterricht an der HAK Oberpullendorf

- Ethik-Unterricht berührt viele kontroverse Themen
- Foto: BHAK/BHAS/HAK-B Oberpullendorf
- hochgeladen von Gesa Buzanich
Das Unterrichtsfach Ethik soll ab dem kommenden Schuljahr österreichweit ein Pflichtfach werden für alle Oberstufen-Schülerinnen und -Schüler, die keinen Religionsunterricht besuchen.
An der HAK/HAS Oberpullendorf gehört Ethik-Unterricht als Schulversuch bereits seit über zehn Jahren zum Schulalltag. Hier hat man daher auch entsprechend viel Erfahrung mit diesem Gegenstand – und diese ist durchwegs positiv!
Aber was ist „Ethik“ überhaupt und was will der Ethikunterricht?
Die Ethik ist „die Lehre vom sittlichen Verhalten des Menschen“, genau genommen geht es um das moralische Denken und Handeln in jeder Lebenslage.
Die Ethik fragt danach, was richtig oder falsch, gut oder böse ist. Auf diese Fragen gibt es unzählige Antworten, nicht immer nur eine gültige Wahrheit.
Im Ethikunterricht werden diese unterschiedlichen Vorstellungen von verschiedenen Seiten beleuchtet. Die SchülerInnen setzen sich mit philosophischen, weltanschaulichen, kulturellen und religiösen Traditionen und Menschenbildern auseinander und betrachten und diskutieren diese aus unterschiedlichen Blickwinkeln.
Der schwierige Weg aus dem Dilemma
Die beliebten Dilemmageschichten sind da nur ein Beispiel: Darf man lügen, um jemandem zu helfen? Darf man ein Menschenleben opfern, um dadurch fünf andere zu retten? Ja oder Nein? Wie begründet man seine Entscheidung? Wer würde die eigene Schwester opfern um fünf Fremde zu retten? Fragen wie diese bereiten so manches Kopfzerbrechen und sorgen für hitzige Diskussionen.
Spannende Diskussionen
Die Schülerinnen und Schüler analysieren, reflektieren und argumentieren im Ethik-Unterricht. Sie setzen sich mit eigenen Erfahrungen auseinander. „Dabei wird selbstständiges und selbstreflektiertes Urteilen und Handeln gefördert,“ so Ethik-Professorin Christina Grubich-Janits, „eigene Haltungen und Sichtweisen werden überdacht und aus den erlangten Kompetenzen entwickeln sich neue Handlungsoptionen für die Schülerinnen und Schüler: Wie gehe ich mit meiner Verantwortung für mein Leben um, wie mit meiner Verantwortung gegenüber anderen Menschen, Tieren und der Umwelt? “
„Es entstehen im Ethik-Unterricht immer spannende Diskussionen, weil jedem zugehört wird und man seine Meinung frei äußern kann“, beschreibt Maturantin Julia Kuhn ihre Erfahrungen aus den letzten 5 Jahren.
Engagement
„Die Ethik-Gruppen an der HAK Oberpullendorf nehmen auch immer wieder an themenbezogenen Projekten teil, etwa an der Handysammelaktion vom Jane Goodall Institut, das sich für nachhaltige Rohstoffpolitik einsetzt“, berichtet Prof. Christina Grubich-Janits weiter. „Unsere Schülerinnen und Schüler reflektieren und diskutieren gerne und sind sehr kritisch.“
Die Grundsatzfragen des Mensch-Seins
Der Ethik-Unterricht stellt also die grundsätzlichen Fragen des Mensch-Seins aus einer Perspektive, in die jede Schülerin und jeder Schüler seine religiöse, familiäre und ganz persönliche Sicht einbringt: Was brauche ich unbedingt zum Glücklichsein? Wann ist das Gute schlecht? Heiligt der Zweck die Mittel? Daraus entstehen, wie man sich leicht vorstellen kann, lebhafte Debatten, die den Ethikunterricht spannend und sinnvoll machen.
Baustein der Persönlichkeitsbildung
Im Ethikunterricht haben die Schülerinnen und Schüler die Zeit und den Raum, sich intensiv mit den vielfältigen ethischen Fragen zu befassen und geben den eigenen Gedanken eine Stimme - ein „Training“ und eine Möglichkeit der Persönlichkeitsbildung, die nicht zu unterschätzen sind!
Da ist es fast schade, dass Ethik-Unterricht österreichweit nur für Oberstufen-Schülerinnen und -Schüler eingeführt wird, die keinen Religionsunterricht besuchen, und nicht gleich für alle. Unserer Gesellschaft könnte es sicher nur guttun!
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