Winzig wie Feinstaub
Dr. Thomas Horvatits: Nachweis von Mikroplastik in der Leber

Foto: Thomas Horvatits

HAMBURG/KOBERSDORF Dr. Thomas Horvatits – den Namen verbindet man mit dem Kobersdorfer Gemeindearzt. Aber auch sein Sohn Thomas jr. ist Mediziner und machte kürzlich mit Forschungen zu Mikroplastik in der menschlichen Leber auch international auf sich aufmerksam.
Wir haben mit ihm über seine Forschung und Zukunftspläne gesprochen:

BB: Wie sind Sie zur Medizin gekommen?
Dr. Horvatits:
Ich bin ja in Kobersdorf aufgewachsen, wo mein Vater auch weiterhin als Arzt für Allgemeinmedizin tätig ist. Das hat mich sicherlich geprägt. So hat es mich stets beeindruckt, wie er für seine Patienten da ist, diese und deren Familien kontinuierlich, häufig sogar lebenslang begleitet. Meine Frau ist auch Ärztin. Karoline kommt ursprünglich aus Kärnten, und ist ebenfalls Internistin mit Schwerpunkt Gastroenterologie und arbeitet mit mir an der Uni-Klinik in Hamburg.

BB: Welchen Anteil hat die Forschung an Ihrem Berufsalltag?
Dr. Horvatits:
In erster Linie bin ich Arzt, und betreue als Internist und Gastroenterologe Patienten mit Leber-, Magen- oder Darmerkrankungen. In zweiter Linie bin ich klinischer Wissenschaftler. Das heißt, die Forschung ist natürlich ein ständiger Begleiter. So sammeln und analysieren wir Informationen, versuchen stets mehr über Erkrankungen zu erfahren, um diese besser zu verstehen und um so unsere Patienten noch besser behandeln zu können.

BB: Wie kommt Mikroplastik überhaupt in unseren Körper? Wurde es noch in anderen Organen gefunden?
Dr. Horvatits:

Mikroplastik kommt in unserer Umwelt beinahe überall vor. Mikroplastik findet sich im Trinkwasser, im Meer, im Grundwasser; Mikroplastik wurde auch in einer Vielzahl an Lebensmitteln gefunden.
Es ist davon auszugehen, dass wir Mikroplastik-Partikel vor allem über unsere Nahrung aufnehmen. Das heißt, wir schlucken sie, und diese gelangen so in den Magen und dann in den Darm. Dort werden sie aufgenommen und über die Blutbahn zur Leber gebracht, so unsere Vermutung.
Das geschieht aber nur bei Patienten mit fortgeschrittenen Lebererkrankungen – bei Gesunden konnten wir dies nicht beobachten.

BB: In Studien an Mäusen wurde ja auch schon Mikroplastik in inneren Organen nachgewiesen. Sind diese Studien mit Ihrer vergleichbar? Was ist das Besondere am aktuellen Fund?
Dr. Horvatits:

Das Besondere ist, dass wir erstmalig zeigen können, dass sich Mikroplastik auch im Menschen, im Speziellen in der Leber, ablagern kann. Dies ist völlig neu.
Die erwähnten Studien an Mäusen sind nur bedingt vergleichbar, da die Tiere sehr hohe Mengen an Mikroplastik verabreicht bekommen haben, wie sie in der Nahrung normalerweise nie vorkommen. Es ist deshalb nicht einfach hier klare Rückschlüsse von Maus auf Mensch zu ziehen. Bei unseren Untersuchungen hatten sich die Menschen dagegen natürlich ganz normal ernährt.

BB: Wie groß sind die in der Leber nachgewiesenen Partikel und mit was sind sie von der Größe vergleichbar?
Dr. Horvatits:
Die Mikroplastik-Partikel sind sehr klein. Wir konnte Partikel in der Größe von 4 bis 30 Mikrometer nachweisen.
Zum Vergleich: ein menschliches Haar ist 50 bis 70 Mikrometer dick. Wir sprechen hier also wirklich von winzig kleinen Partikeln. Das macht auch den Nachweis so schwierig.

BB: Weshalb sind die Plastikteilchen gerade in krankem Lebergewebe zu finden? Machen sie die Leber krank?
Dr. Horvatits:

Die Leberzirrhose ist eine fortgeschrittene Schädigung der Leber. Sie führt bei den Betroffenen zu einem dauerhaft erhöhten Blutdruck im sogenannten Pfortadersystem - das ist der Blutzufluss zur Leber. Und dieser Pfortaderhochdruck ist auch die Hauptursache für viele Komplikationen, die bei Leberzirrhose vorkommen können, wie z.B. dass sich Wasser im Bauch ansammeln kann, oder dass sich Krampfadern in der Speiseröhre bilden.
Dieser Hochdruck führt aber auch zu einer Änderung der Durchlässigkeit der Darmwand. Wir vermuten, dass diese ihre Schutz- und Barrierefunktion gewissermaßen verliert und dadurch Krankheitserreger oder eben auch Mikroplastik-Partikel einfacher „durchwandern“ und in die Blutbahn gelangen können. Über Das Blut kommen sie dann in die Leber.
Ob Mikroplastik auch selbst die Leber krank macht, ist eine sehr gute Frage. Diese können wir derzeit noch nicht eindeutig beantworten. Studien an Tieren deuten aber darauf hin.

BB: Mikroplastik ist ja auch im menschlichen Stuhl nachgewiesen worden. Weiß man schon, ob das Mikroplastik in Darm und Leber Auswirkungen auf unsere Gesundheit hat?
Dr. Horvatits:
Der Großteil des Mikroplastiks im Darm wird wieder über den natürlichen Weg ausgeschieden. Wie wir aktuell zeigen konnten, gibt es aber Patienten, wo zumindest Anteile über den Darm aufgenommen und zur Leber transportiert werden.
Dass diese dann dort abgelagert werden, ist gar nicht so überraschend, wenn man bedenkt, dass die Leber letztlich ein sehr großes Filterorgan ist. Die Leber ist ja auch sonst zu weiten Teilen dafür verantwortlich, dass Schad- und Giftstoffe aus dem Blut entfernt und eben „gefiltert“ werden.
Aus Untersuchungen an Mäusen wissen wir, dass Mikroplastikpartikel, die sich der Leber anreichern, zu Entzündung und Verfettung des Organs führen können. Insofern müssen wir schon annehmen, dass dies auch Auswirkungen auf die Gesundheit haben kann. Wie sich das aber beim Menschen verhält, müssen künftige Untersuchungen zeigen.

BB: Ein Kobersdorfer in Hamburg – gibt es etwas, was Sie dort vermissen?
Dr. Horvatits:

Es gibt viele schöne Dinge, die ich an Kobersdorf, bzw. am Burgenland im Allgemeinen vermisse. Seien es die warmen Sommerabende, ein Besuch beim Heurigen mit Freunden und Familie oder auch viele schöne Stunden am Neusiedlersee. Andererseits ist Hamburg auch eine lebenswerte und spannende Stadt, die sehr viel zu bieten hat.

Sehen Sie Ihre persönliche und berufliche Zukunft eher in Hamburg oder im Burgenland?
Dr. Horvatits:
Ich konnte in meiner Zeit am AKH Wien und in den nun fast 9 Jahren an der Uniklinik in Hamburg viel lernen und mir medizinisches Wissen und spezielle Fertigkeiten aneignen.
Ich freue mich aber doch, wenn es bald wieder zurück ins Burgenland geht, mit dem Ziel der Region das zurück- und weiterzugeben, was ich auf meinen beruflichen Stationen gelernt habe. Wir haben zwei reizende Töchter, und auch die sind ganz besonders gern im Burgenland (...bei ihrer Oma) und freuen sich schon.

Veröffentlichung der Forschungsergebnisse

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