Interview der Woche
Oskar Gallop zog es von Tirol ins Burgenland

- Bezirkspolizeikommandant Oskar Gallop sprach über aktuelle und zukünftige Herausforderungen für die Polizei.
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Bezirkspolizeikommandant Oskar Gallop sprach mit den Bezirksblättern im exklusiven Interview über die Herausforderungen der Polizei und Privates.
OBERWART/OLBENDORF. Oskar Gallop - wohnhaft in Olbendorf - ist Bezirkspolizeikommandant in Oberwart. Im Bezirksblätter-Interview gab es Einblick in den beruflichen und privaten Bereich.
BEZIRKSBLÄTTER: Wie lange sind Sie bei der Polizei und wie sind Sie dazu gekommen?
Oskar Gallop: In wenigen Monaten feiere ich meine 40-jähriges Berufsjubiläum. Mich interessierte die Tätigkeit sehr, irgendwie war es auch Neugier.
Seit wann sind Sie Bezirkspolizeikommandant in Oberwart und wie war der Karriereweg davor?
Seit November 2008 bin ich Bezirkspolizeikommandant in Oberwart. Die Polizeischule besuchte ich in Tirol. Es folgten fünf Jahre im Streifenwagen, 20 Jahre als Kriminalbeamter in Innsbruck im Bereich der Gewaltkriminalität. Später bekam ich die Möglichkeit im Innenministerium für vier Innenminister im Kabinett zu arbeiten. 2005 bis 2008 wurde ich als Landespolizeikommandant von Tirol eingesetzt und mit der Umsetzung der Polizeireform beauftragt. Aus privaten Gründen zog ich dann ins Burgenland und leite hier das Bezirkspolizeikommando.
Gibt es besondere Unterschiede zwischen Tirol und dem Burgenland und wo liegen Gemeinsamkeiten vor?
Abgesehen von der unterschiedlichen Topografie und den Bergen - die mir hin und wieder als Erholungs- und Sportgebiet im Burgenland abgehen - ist das „Klima“ in Tirol etwas rauer. Die Gemeinsamkeit liegt daran, dass ich beide Länder als meine Heimat schätze und die Menschen hier und dort einfach gern mag.

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Was waren zu Beginn für Sie Herausforderungen im Bezirk?
Nachdem ich keine Berge mehr sah, fehlte mir – wie auch allen unseren Besuchern, die aus dem Westen kommen – die Orientierung. An die sprachlichen Unterschiede und Ausdrücke habe ich mich schon gewohnt, aber trotzdem meinen Tiroler Dialekt beibehalten.
Wie sieht die Entwicklung der Kriminalität im Bezirk aus? Wo gibt es Schwerpunkte, wie ist die Aufklärungsrate?
Wir haben aus mehreren Gründen seit Jahren eine sehr niedrige Kriminalitätsrate und im österreichweiten Vergleich ebenfalls seit vielen Jahren eine der besten Aufklärungsquoten in unserem Bezirk. Dafür sind u.a. unsere sehr motivierten Mitarbeiter und die sehr aufmerksame und hilfsbereite Bevölkerung mitverantwortlich.
Welche Fälle sind Ihnen aus den letzten Jahren besonders in Erinnerung?
Ein Mordfall an einem österreichischen Staatsbürger in Holland, bei dem ich selbst Ermittlungsleiter war. Der Täter wurde in einem langwierigen Indizienprozess von einem österreichischen Gericht zu lebenslanger Haft verurteilt.
Und dann waren es die Eindrücke und die Ereignisse 2015 an der Grenze in Nickelsdorf, wo ich neben vielen anderen Führungskräften der burgenländischen Polizei als Einsatzleiter tätig war. Ich hoffe als Polizist und Staatsbürger, dass sich es keine Wiederholung gibt.
Welche Herausforderungen gab es für die Polizei in den letzten Monaten coronabedingt?
Wir leben seit Monaten in einem Spannungsfeld. Einerseits müssen die Polizisten bei den schwierigen und gefährlichen Amtshandlungen darauf achten, nicht angesteckt zu werden, anderseits haben wir die wichtige, aber trotzdem oft auch unangenehme Situation Wächter und Straforgan aller Schutzbestimmungen zu sein. Hier gibt es natürlich auch immer wieder schwierige Situationen und Konflikte, denen man berufsbedingt nicht ausweichen kann.

- Verabschiedung eines langgedienten "Freund und Helfers": LPD Martin Huber, Werner Gabriel, Adi Kalchbrenner, BPK Oskar Gallop
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Waren Polizisten aus dem Bezirk nach dem Terroranschlag in Wien im Einsatz?
Ja, auch wir haben viele Polizisten mit Spezialausbildungen. In der Nacht des Terroranschlages wurden auch von uns zwei Beamte der Einsatzeinheit nach Wien abkommandiert.
Welche Herausforderungen kommen auf die Polizei im Bezirk in den nächsten Monaten/Jahren zu (auch Stichwort Pensionierungen)?
Ich meine das Thema Migration, Grenzkontrolle und grenzüberschreitende Kriminalitätsentwicklung wird in den nächsten Jahrzehnten ein Schwerpunkt der Polizei in Südburgenland bleiben.
Und dann kommt noch die Personalentwicklung dazu. Aus mehreren Gründen haben wir derzeit ein zu hohes Durchschnittsalter bei der Polizei in Oberwart. Das Durchschnittsalter liegt bei über 50 Jahren. Besondere und gefährliche Einsätze sind mit diesem Alter nicht immer zu bewältigen. Dazu kommt, dass wir in den nächsten drei Jahren in unserem Bezirk rund 40 Mitarbeitern in den Ruhestand verabschieden. Hier gibt es einen dringenden Handlungsbedarf.
Gibt es deinerseits Anliegen, die du der Bevölkerung gerne näherbringen willst?
Ja. Sehr oft sind wir bei der Klärung von Straftaten auf die Hinweise aus der Bevölkerung angewiesen. Ich kann nur alle zum Hinhören, Hinsehen und Helfen bitten. Zivilcourage ist wichtig, beim Terroranschlag in Wien wurde das auch sehr deutlich.
Niemand muss oder soll sich selbst in Gefahr bringen. Das kann jeder für sich entscheiden. Aber: Ein Griff zum Handy und ein kurzer Anruf unter der Notrufnummer 133 genügt. Wir – die Polizei - sind für jeden Hinweis dankbar. Er hilft uns bei unserer Aufklärungsarbeit und schütz andere vor Gefahren Ein Anruf kostet nichts, man kann nichts falsch machen. Im „schlimmsten Fall“ stellt sich heraus, dass es „Gott sei Dank“ keine Notsituation war.
Was waren bislang besonders schöne Momente als Polizist?
Die schönsten Momente waren immer, wenn man anderen Menschen helfen konnte. So auch ein Einsatz als junger Polizist in Innsbruck. Eine Lebensrettung, die ich bis zu meinem Lebensende nicht vergessen werde. Ich hoffe dem damals jungen Mann geht es auch heute noch gut.

- Neuer Vorstand im Bienenzuchtverein: Werner Fabsits, Gertrud Wödlinger, Bärbel Derkowitsch, Saskia Erdmann, Oskar Gallop
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Welche Hobbys haben Sie als Ausgleich?
Da gibt es mehrere Bereiche, die mir viel Freude machen. Der Sport, am liebsten mit meinen Kindern und die Imkerei. Mit 10 Bienenstöcken und als Obmann des derzeit größten Imkervereines im Burgenland wird dir nicht langweilig. Und dann wäre noch das Malen, aber dafür habe ich mir bisher keine oder zu wenig Zeit genommen.
Würden Sie aus heutiger Sicht, den gleichen Berufsweg noch einmal einschlagen?
Ja, sofort. Bei der Polizei gibt es sehr viele verschiedene Einsatzgebiete, wenn man flexibel und auch bereit ist, etwas Neues in Angriff zu nehmen.
Wordrap:
- Südburgenland: Meine zweite Heimat und Heimat ist dort, wo man sich wohl fühlt.
- Königin: Auf die Tierwelt bezogen: Das wichtigste und vollkommenste Wesen aller Bienen. Ohne Königin gibt es kein Bienenvolk.
- Sport: Sehr wichtig für Geist, Körper, Gesundheit und Gesellschaft. Ich hoff, ich kann ihn noch lange ausüben und genießen.
- Corona: Verzichtbar, hoffentlich im nächsten Jahr Geschichte, zumindest im Griff.
- Freiheit: Ein Privileg, dass wir in unserem Land genießen dürfen.





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