Wandern im Waldviertel
Bahnwanderweg mit Kleiner Semmering
Wenn man den Bahnwanderweg im Waldviertel erwandert, kommt man auch über den Kleinen Semmering. Was aber hat der Semmering mit dem Waldviertel zu tun?
Beim Recherchieren habe ich gelesen, dass der Bruderndorfer Sattel die Bezeichnung bekam, weil der Name "Semmering" stellvertretend für bahnerschlossene Passhöhen benutzt wurde. Besonders ist auch der einzige Bahntunnel des Waldviertels, in den ich natürlich neugierig rein schaue. Und gleich einige Minuten später stehe ich vor der idyllischen Zughaltestelle "Mariefred". Der kleine Bahnhof wurde für die Verfilmung von "Schloß Gripsholm" mit einem Hauch Schweden versehen und auch nach den Dreharbeiten so belassen. An den Schautafeln kann man dazu Interessantes sehen und lesen.
Ein weiteres interessantes Detail der Wanderung ist die Bekanntschaft mit der europäischen Wasserscheide, welche durch dieses Gegend veräuft. Hier ist die Grenze, wo eines der Bächlein gen Süden und das Anderer gen Norden fließt. Vor vielen Jahren habe ich schon mal die Bekanntschaft mit der Wasserscheide gemacht und zwar in Schweiggers, wo ein schöner Platz mit Steinsetzungen markiert wurde.
Ich finde das Waldviertel ist immer für Überraschungen gut 😍
Der Rundweg ist laut Plan 16 km lang und hat ca 4 Stunden Gehzeit.
Ich habe mir viel Zeit gelassen und die Einfachheit der Natur auf mich wirken lassen. Abwechselnd gehe ich im Wald, in Wiesen oder auf Schotterwegen, auf Asphalt ist gottseidank wenig zu gehen. Irgendwo in den unendlichen Weiten des Waldviertels, nicht weit von der europäischen Wasserscheide entfernt, nehme ich bewusst die Farben um mich herum wahr. Ich stehe auf einer Anhöhe, blicke in die Ferne, drehe mich langsam und nehme in mir auf was ich sehe:
Tiefes Himmelblau - klar und wolkenlos
Saftiges Grün - vielschichtig und weitreichend
Erdiges Braun - Ackerland und Baumstämme, struktur gebend
Leuchtendes Rot - Beeren und Hagebutte, kleine Farbtupfer immerwieder
Ruhiges Grau - Wege schlängeln sich zwischen Wiesen und Feldern
Diese Einfachheit macht mich ruhig, gelassen und und auch verspielt. Sie gibt mir Raum und Zeit, was ich dankbar annehme. Die Wahrnehmung der Sinne reduziert sich - ruht sich aus - frei von Schnickschnack der oft überfüllten Lebenssituationen. Durchatmen - in mir weitet sich mehr als die Lungenflügel, das Bewusstsein dehnt sich aus - hinein in die Tiefe des Blaus über mir.
Manchmal weht mir der würzige und von Kindheit an vertraute Duft von Heu und frisch gemähtem Gras um die Nase. In den Wäldern begleitet mich der harzigen Geruch der Kiefern und Nadelbäume - hhhhmmmmm. Tiefes Einatmen bringt mich in Berührung mit meiner Essenz - mit der Essenz des Lebens. Es kommt etwas ins Klingen und Schwingen in mir, was ich nicht zu benennen weis - egal es ist da - es ist wunderbar - dieses Gefühl - es taucht auf, um dann wieder zu versinken - immerwieder - wie Wellen - denen ich mich hingebe.
Am Weg lege ich immer wieder mal Mandalas, baue Glückstürmchen oder schreibe etwas in den Boden. Ich liebe es entspannt dahinzugehen, mir die Zeit zu nehmen die ich habe, um wirklich meinem Tempo zu folgen. Dabei kann ich die Impulsen die in mir hochkommen, wahrnehmen und Raum geben und dann am "richtigen" Ort Ausdruck verleihen.
Im Waldviertel findet man viele Wegkreuze, Bildstöcke und kleine Kapellen. Die Kapellen sind oft offen und ich setze mich meistens ein paar Minuten hinein, um die Energie dieser Orte zu erspüren und zu danken.
Man kann vom Bahnwanderweg auch auf den Langschlager Steinwanderweg abzweigen, was ich auch mache. Dazu schreibe ich aber einen eigenen Beitrag, um den wunderbaren Steinfomationen genug Aufmerksamkeit zu geben.
Viel Freude bei eurer visuellen Begleitung und beim Betrachten der Fotos von der Wanderung im September 2020.
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