Spaziergang in Oberschützen
Entlang des Seraubaches - im Fluss des Lebens und der Vergänglichkeit
Der Seraubach ist ein kleines Bacherl, welches an der ehemaligen Sixtina-Quelle vorbeifließt, welche bereits seit langer Zeit geschlossen ist. Der Serau- und der Willersbach vereinigen sich nördlich von Oberwart und fließen gemeinsam als Zickenbach weiter bis zur Pinka. Dies zum geografischen 😃 und jetzt weiter zum Philosophischen.
Beim Spazierengehen entlang des Bacherls fällt mir erst auf, dass auf Grund der Kälte heute Nacht die Ufer "angefroren" sind und auch an Steinen, Ästen und "Wassergefällen" schöne Eisgebilde zu sehen sind. Dort wo das Wasser langsam fließt hat sich eine hauchdünne Eisschicht über dem Wasser gebildet, die im Sonnenlicht glitzert und funkelt.
Nach einigen Metern sehe ich am Ufer das Fell eines toten, vertrockneten Fuchses und ein Stück weiter liegt ein toter Mäusebussard. Ich wende meinen Blick ab und sehe am trockenen Boden Unmengen von leeren Schneckenhäusern. Und plötzlich überkommt mich eine Traurigkeit und ich denke, ob natürliche Ursachen für den Tod verantwortlich waren oder ob es ein Kampf unter den Tieren war oder vielleicht der Mensch dran teil hatte?
Ich setzte mich auf einen von der Sonne erwärmten Stein ans Ufer und lasse meine Gedanken wandern. Wie nah sich doch Leben und Tod sind. Das Bacherl steht symbolisch für den Fluss des Lebens und die Tiere für den Tod, die Vergänglichkeit und den Abschied.
Wir sind in unserem ganzen Leben immer wieder mit dem Leben und dem Tod konfrontiert - manche mehr und manche weniger - und dadurch auch mit Abschied nehmen. Die Vergänglichkeit wird mir wiederum stärker bewusst. Alle Beziehungen, Situationen und Lebensabschnitte haben einen Anfang und ein Ende - so wie auch unser Leben - dieser Prozess, diese Veränderungen gehören dazu - so wie Essen und Trinken, Verdauung und Ausscheidung. Es ist ganz und gar natürlich, aber wir erleben es oft nicht als natürlich sondern als schlimm und als etwas Seltenes bzw. Seltsames.
Die Trauer über den Verlust, über Vergänglichkeit ist auch etwas Natürliches und sogar wichtig, um einen guten Abschluß zu finden. Dann gelingt ein Neuanfang besser. Die Trauer bei Tod ist ja noch eher "geduldet", aber sogar hier wird dem Trauernden oft gesagt, wielange er trauern darf. Wenn es zulange ist, wäre es nicht normal.
Die Trauer, die beim Beenden von Beziehungen und Situationen oder bei der Einschränkung der Gesundheit entsteht, ist für viele nicht nachvollziehbar. Aber auch dies ist ein Entwicklungsprozess, den zuerleben und gut abzuschließen eine Kraftquelle für die Zukunft ist.
Während mir diese oder ähnliche Gedanken durch den Kopf gehen, merke ich wie sich meine Traurigkeit verändert und ich mich wieder besser fühle. Bewusst lasse ich meinem Geist jetzt einige "Dinge", Gedanken und "Energien" loslassen. Ich stelle mir vor, wie das "Alte" ins Wasser fließt und weggetragen wird. Es wird durch die Steine verwirbelt, von der Sonne durchleuchtet, vom Wasser erfrischt, von Pflanzen und Tieren aufgenommen. Es darf transformieren - sich verändern - sich Gutes daraus bilden und die Basis für etwas ganz besonders Schönes und Neuartiges werden. Eine schöne Vorstellung und ich atme tief durch, stehe auf und gehe wieder zurück zu meinem Auto.
Dabei überquere ich wieder einen kleinen Steg, um auf die andere Seite zu gelangen. Hier geht mein Blick in die Weite und ich sehe, dass auf den Feldern schon das erste Grün des Getreides zu sehen ist. Das erste Grün, das Keimen und der Frühling - eine Zeit des Lebendigwerdens, des Wachsens und des Buntwerdens😍. Ich setze mich in mein Auto und fahre wieder heim.
Ich wünsche euch schöne Augenblicke beim Betrachten meiner Fotos und vielleicht haben euch meine Gedanken auch inspiriert. Habt ein schöne und gute Zeit
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