Frauenfußball
Oberwarterin Susanna Koch-Lefevre l(i)ebt den Fußball
Im Rahmen des diesjährigen Frauenthema Schwerpunkts "Mut machen" sprachen die Bezirksblätter Oberwart mit Susanna Koch-Lefevre, Kapitänin vom FC SKINY Südburgenland, ASVÖ-Bewegungscoach, die ihre langjährige Partnerin Stefanie ehelichte.
OBERWART. Zehn Jahre ist es mittlerweile her, als die Bezirksblätter Oberwart ein erstes Portrait mit der damals 22-jährigen FC Südburgenland-Kapitänin und A-Lizenztrainerin Susanna Koch aus Oberwart unter dem Titel "Ein Kuss von Diego Maradona" veröffentlichte.
Seit damals hat sich einiges getan. Susanna ist aber nach wie vor Kapitänin vomFC SKINY Südburgenland, der trotz mitunter einiger schwieriger Jahre nach wie vor in der Planet Pure Frauen Bundesliga spielt. Im Rahmen der RMA-weiten Kampagne "Mut machen" haben wir Susanna erneut zum Interview gebeten.
Einziges Mädel unter Burschen
Begonnen hat alles zuhause, mit Kickerln gemeinsam mit Bruder Christoph - Langjähriger Kicker und Kapitän bei der SV Klöcher Bau Oberwart - und Papa Alfred. Als Susanna dann zum Verein wollte, gab es erste Schwierigkeiten. "Mein Papa wollte sich nicht genieren, so musste mich meine Mama zu den Trainings bringen. Ich war immer das einzige Mädel unter den Burschen. Mir war es gar nicht so bewusst, aber ich habe dann schon gemerkt, dass ich keine Pässe bekam - wobei ich den Grund nicht wusste. Schlechte Erfahrungen wegen Diskriminierung habe ich aber nicht gemacht und mich dann auch durchgesetzt. Ich war später sogar Kapitänin bei den Burschen", erinnert sich Susanna an ihre Anfangszeiten.
Susanna Koch über ein Match gegen SV-Mattersburg-Profi Patrick Bürger: "Patrick und ich sind gleich alt. In einem Match hat der gegnerische Trainer mal reingerufen: "Hearst Bürger, lass dich nicht von dem Mädchen schwindling spielen!"
Mit 13 Jahren musste Susanna dann schon zu den Frauen wechseln und spielte rund zwei Jahre beim SC Pinkafeld in der Landesliga. "Wir schafften den Aufstieg in die 2. Division, trennten uns 2002 dann von Pinkafeld und gründeten den FC Südburgenland mit meiner Mama Christine als Obfrau, die diese Funktion bis heute inne hat", schildert Susanna. Ein Jahr später gelang als Meister der Aufstieg in den Frauenbundesliga, wo der FC Südburgenland bis heute spielt.
Vizemeister, Cupfinale und Mannschaft des Jahres
Gleich im ersten Jahr in der Bundesliga schafften die Südburgenländerinnen 2004 den Einzug ins Cupfinale, wo es allerdings gegen Serien-Doublegewinner Neulengbach eine bittere 0:12-Niederlage gab. In der Meisterschaft holte das junge Team Rang 4.
Die grö´ßten Erfolge erzielten die Spielerinnen rund um Kapitänin Susanna Koch ein paar Jahre später. Ein historischer 1:0-Sieg über Neulengbach am 13.9.2009 oder ein 1:1 in Neulengbach am 30.10.2010 läuteten Erfolgsjahre ein. In der Saison 2010/11 holte der FC Südburgenland den Österreichischen Vizemeistertitel (hinter Neulengbach), gewann 2011 auch den Bruno sowie 2010 den Titel "Mannschaft des Jahres" im Burgenland. In der Saison 2011/12 folgte ein weiterer 4. Platz.
Frauenfußball hat sich entwickelt
"In all diesen Jahren hat sich der Frauenfußball stark verbessert. Wir haben uns zuhause vor kurzem ein Video aus dem Jahr 2004 angeschaut. Da war schon ein großer Unterschied zu erkennen - technisch, athletisch und taktisch. Die Vereine arbeiten auch professioneller, auch wenn bis auf einige wenige Teams - SKN St. Pölten Frauen, SK Sturm Graz Damen oder SpG Austria Wien/USC Landhaus - noch Amateurteams sind. Über ein Jahrzehnt hat Neulengbach den österreichischen Frauenfußball dominiert. In den letzten Jahren sind es aber andere Teams, die ganz vorne agieren", fasst Koch-Lefevre zusammen.
Einen wesentlichen Beitrag zu mehr Aufmerksamkeit lieferte auch das Frauen-Nationalteam. "Durch das Nationale Zentrum in St. Pölten entstand eine professionelle Ausbildungsschiene für junge Talente. Die Erfolge des Frauen-Nationalteams trugen ebenso stark dazu bei, dass der Frauenfußball in Österreich salonfähig wurde. Vor einigen Jahren war es noch ein Wunschtraum, dass Länderspiele übertragen werden, heute gibt es sogar TV-Livespiele aus der Frauenbundesliga. Damals war man davon noch weit entfernt", berichtet die FC Süd-Kapitänin, die selbst elf Länderspiele im A-Nationalteam absolvierte und einen Treffer beim 5:3-Sieg gegen Ungarn am 5. September 2009 beisteuerte.
Einige Herausforderungen
Für Susanna gibt es trotz positiver Entwicklungen noch einige Herausforderungen: "Die Mehrheit der Teams in der Bundesliga sind noch immer Amateurmannschaften, in den unteren Ligen sowieso. Aufgrund schwieriger Rahmenbedingungen lösen sich immer wieder Vereine auf. Es fehlt meist an Sponsoren und sonstiger Unterstützung. Auch das Ansehen ist nach wie vor weit unterhalb des Männerfußballs angesiedelt. Da ist es wichtig, weiter an Akzeptanz zu gewinnen", meint die Kapitänin.
"Auch wir hatten als Bundesligaverein lange kaum Sponsoren - seit der letzten Saison ist es besser geworden und mit SKINY haben wir nun zum Glück einen namhaften Hauptsponsor. Seit 2019 haben wir in Mischendorf auch quasi eine eigene Heimstätte. Die Jahre zuvor mussten wir stets auf die Männervereine, wo wir gespielt haben Rücksicht nehmen. Die Infrastruktur in Mischendorf wird nun auch optimiert, das Zuschauerinteresse war schon enorm. Darüber bin ich schon froh", lächelt die Oberwarterin.
A-Lizenz-Trainerin mit 21 Jahren
Auch im Trainerbereich war die Oberwarterin eine Vorreiterin. Mit 16 Jahren abvolierte sie ihren ersten Trainerkurs. "Da hat man wohl nicht aufs Geburtsdatum geschaut, da der eigentlich erst ab 18 Jahren möglich gewesen wäre. Mit 17 machte sie den Landesverbandstrainer (gemeinsam mit Papa Alfred), nach der Matura legte sie den B-Lizenz-Kurs nach. "Ich habe den damals gemeinsam mit Andi Herzog, Ernst Ogris und Richard Niederbacher gemacht. Ich wollte mit ihnen auch die A-Lizenz erledigen, eine Verletzung verhinderte aber den praktischen Teil. Die A-Lzenz habe ich dann mit 21 Jahren hinter mich gebracht. Ich war damals die Jüngste überhaupt und bin es glaub ich sogar bis heute geblieben (die Männer mitgerechnet). Es gibt noch vier Frauen in Österreich, soweit ich weiß, die heute die A-Lizenz haben, im Burgenland bin ich die einzige", schildert Susanna.
Susanna Koch-Lefevre: "Beim A-Lizenz-Kurs wurde ich noch von einem Kollegen gefragt "Warum ich nicht Synchronschwimmen, Tennis oder Handball mache, sondern Fußball. Er meinte, seine Tochter würde er nie spielen lassen. Wie auch mein Vater hat dieser Trainerkollege seine Einstellung bald geändert."
Die UEFA-Profilizenz ist für sie kein Thema: "Die UEFA-Altlizenz wäre heute gar nicht mehr möglich. Die Profilizenz neu ist für meine Ziele nicht notwendig. Ich bin aber sehr froh, dass ich damals die Chance genutzt habe und die A-Lizenz gemacht habe."
Langjährige Beziehung
Privat hat sie ebenso ihr Glück gefunden. Am Freitag, 13. Juli 2018, ging sie mit ihrer langjährigen Partnerin und Freundin Stefanie Lefevre die Verpartnerung ein. Am 1. Jahrestag - 13. Juli 2019 - heirateten die beiden offiziell am Standesamt in Mödling. Gefeiert wurde dann gleich doppelt, da Susanna am 14. Juli Geburtstag hat.
"Steffi und ich waren schon lange vor unserer Hochzeit zusammen - etwa 12 Jahre. Es hat länger gedauert, bis die Beziehung akzeptiert wurde, viele wussten davon auch nichts. Sogar einige Verwandte haben das eher zufällig erfahren. Die ersten Jahre waren schwierig, später war es aber kein Thema mehr. Anfänglich hielt sich die Begeisterung zu unseren Plänen in Grenzen, das hat sich aber eingespielt. Es gab bei Bekanntgabe keine negativen Aussagen, weil man Steffi ja schon kannte.
Traumhochzeit im Schloss
"Steffi wollte eine Traumhochzeit, die dann auch in einem Schloss stattfand. Die Gäste haben alle geschwärmt. Viele meinten, es sei die schönste Hochzeit gewesen, auf der sie je waren. Es waren rund 100 Leute bei der Tafel. Auch Spielerinnen vom FC Südburgenland waren dabei, sie standen Spalier. Es war damals aber noch eine Verpartnerung, dennoch war der Freitag, 13. Juli 2018, für mich und Steffi ein wahrer Glückstag", so die Oberwarterin.
Und da auch Stefanie seit einigen Jahren beim FC Südburgenland kickt, erlebten die beiden Fußballerinnen auch so manche Sternstunde gemeinsam - wie das unvergessliche 2:0 in Kleinmünchen, das in letzter Sekunde den Klassenerhalt für die Südburgenländerinnen im Vorjahr rettete.
Bewegungstrainerin in Volksschulen
Hauptberuflich ist Susanna mittlerweile für den ASVÖ Burgenland als Bewegungstrainerin in Volksschulen tätig. "Gekommen bin ich dazu über Thomas Herrklotz, der das schon machte, sowie Kontakte zum ASVÖ. Das passiert im Rahmen des Projekts "KiGeBe 2.0" und soll Kinder zur Bewegung animieren. Ich bin seit drei Jahren in den Volksschulen Trausdorf und Wimpassing, seit dem Vorjahr auch in der VS Siegendorf und Sieggraben als Übungsleiterin tätig", fasst Susanna zusammen, die nebenbei auch ein paar Stunden im ASVÖ-Büro tätig ist. Ihr Studium (Sport und Spanisch) hatte sie in den letzten Jahren etwas hinausgezögert: "Heuer wollte ich aber den Abschluss machen. Das war ein Ziel in diesem Jahr. Dieses habe ich im April geschafft."
Freude auf neue Saison
Wie es sportlich weitergeht, wird sich in den kommenden Wochen zeigen. Ein Neustart für den Frauenfussball ist Anfang September geplant. Der FC Südburgenland trainiert bereits seit Mitte Mai wieder - unter Einhaltung der Vorgaben.
Nach einigen Wochen ohne Fußball waren die ersten fußballerischen Momente auch für Susanna etwas Besonderes: "Es war auf jeden Fall ein schönes Gefühl, die anderen nach der langen Pause wiederzusehen und wieder einmal Fußballschuhe an den Füßen zu haben. Das Training mit dem Ball war eine gelungene Abwechslung zum Laufen und Kräftigen der Wochen davor. Ich hoffe nun, dass auch der Spielbetrieb bald wieder los geht. Die Vorbereitungen dafür laufen jedenfalls."
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