Erster COViD-19-Winter kommt
Halsweh, Husten, Fieber: Kinderkrankheit oder Corona?

Hat ein Kind Fieber, gehört es grundsätzlich nicht in den Kindergarten oder in die Schule. Dies gilt in besonderem Maße für den ersten SARS-CoV-2-Winter in Europa. | Foto: panthermedia/oksun70
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  • Hat ein Kind Fieber, gehört es grundsätzlich nicht in den Kindergarten oder in die Schule. Dies gilt in besonderem Maße für den ersten SARS-CoV-2-Winter in Europa.
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Wie man gängige Kinderkrankheiten erkennt und wann ein Kind lieber zuhause bleiben soll, erklärt Walter Bonfig, Leiter der Abteilung für Kinder- und Jugendheilkunde am Klinikum Wels-Grieskirchen. 

OÖ. Seit Anfang 2020 dominiert die Coronapandemie das gesamte öffentliche Leben und damit auch wichtige Bereiche, die Kinder und Jugendliche betreffen, zum Beispiel Kindergärten, Schulen und Ausbildungsplätze. Es ist damit zu rechnen, dass viele Heranwachsende in den Herbst- und Wintermonaten mehrfach Symptome zeigen, die mit einer SARS-CoV-2-Infektion vereinbar sind – wie etwa Fieber, Husten, Schnupfen, Halsschmerzen, Magen-Darm-Symptomatik oder gegebenenfalls eine Beeinträchtigung des Geruchs- oder Geschmackssinns. Die Wahrscheinlichkeit, dass es sich dabei nicht um eine COVID-19-Erkrankung handelt, sondern um eine von weiteren Viren verursachte Atemwegsinfektion, ist sehr hoch.
„Zu gängigen anderen Viren zählen beispielsweise Influenzaviren, RS-Viren, Adenoviren, humane Metapneumoviren, aber auch gewöhnliche Coronaviren, welche bereits seit Jahrzehnten bekannt sind und ebenfalls akute respiratorische Erkrankungen auslösen können“, erklärt Walter Bonfig, Leiter der Abteilung für Kinder- und Jugendheilkunde am Klinikum Wels-Grieskirchen. Eine Unterscheidung zwischen einer SARS-CoV-2 Infektion und anderen viralen respiratorischen Infektionen ist alleine anhand der klinischen Symptomatik ohne Testung nicht möglich.

Wann sollen Kinder besser zuhause bleiben?

Hat ein Kind Fieber, gehört es grundsätzlich nicht in den Kindergarten oder in die Schule. Dies gilt in besonderem Maße für den ersten SARS-CoV-2-Winter in Europa. „Aus diesem Grund wird man in den kalten Monaten die generelle Empfehlung aussprechen müssen, dass Kinder mit Symptomen eines banalen Atemwegsinfektes primär zu Hause bleiben und nicht in den Kindergarten oder in die Schule gehen sollen“, so Bonfig. „Kontaktieren Sie bei deutlich erschwerter und angestrengter Atmung, stark beeinträchtigtem Allgemeinzustand oder neurologischer Symptomatik – wenn das Kind beispielsweise eine Wesensveränderung zeigt oder halluziniert – den Arzt! Zuvor sollte bitte jedoch unbedingt eine telefonische Vorankündigung in der Ordination erfolgen!“ 

„Die heute verwendeten Impfstoffe sind sehr sicher und meist gut verträglich. Reaktionen, wie lokale Schwellung, Rötung oder Fieber, zeigen nur, dass sich das Immunsystem mit dem Impfstoff auseinandersetzt und einen entsprechenden Schutz gegen die Erkrankung entwickelt.“

Daheim auskurieren

Bei harmlosem Krankheitsverlauf sollte die Infektion zu Hause auskuriert und eine ärztliche Untersuchung bei geringer Beeinträchtigung vermieden werden, um das Gesundheitssystem nicht zu überlasten. Bei harmlosen Verläufen sind lediglich symptomatische Maßnahmen wie fiebersenkende Medikamente (Paracetamol oder Ibuprofen), gegebenenfalls abschwellende Nasentropfen sowie ausreichende Flüssigkeitszufuhr und viel Schlaf indiziert.

Wie Eltern ihre Kinder schützen können

Ausgenommen der Vitamin-D-Gabe im ersten Lebensjahr sind im Allgemeinen Vitaminpräparate oder andere Nahrungsergänzungsmittel zur Stärkung der Abwehrkräfte bei Kindern nicht notwendig. Eine ausgewogene Ernährung, regelmäßige Bewegung und frische Luft sind in der Regel ausreichend. „Der beste Schutz gegen viele Kinderkrankheiten ist, die Kinder impfen zu lassen“, erklärt der Kinderarzt. „Die heute verwendeten Impfstoffe sind sehr sicher und meist gut verträglich. Reaktionen, wie lokale Schwellung, Rötung oder Fieber, zeigen nur, dass sich das Immunsystem mit dem Impfstoff auseinandersetzt und einen entsprechenden Schutz gegen die Erkrankung entwickelt.“ Bislang steht für die SARS-CoV-2 Infektion noch kein zugelassener Impfstoff zur Verfügung. Deshalb sollten vor allem heuer andere Impfungen, zum Beispiel Influenzaimpfung oder Pneumokokkenimpfung unbedingt genützt werden.

Foto: Gina Sanders/Fotolia

Kinderkrankheit oder Corona?

Ähnliche Symptome machen das Unterscheiden schwer:

Grippale Infekte: Bei Husten, Schnupfen, Kopf- und Gliederschmerzen brauchen Kinder viel Flüssigkeit und Ruhe. Sie sollten so lange zu Hause bleiben, bis sie wieder einen ganzen Tag lang richtig fit waren – und zwar ohne fiebersenkende Medikamente. Grippale Infekte werden durch Viren ausgelöst und benötigen deshalb keine antibiotische Therapie. Wie bereits festgehalten ist rein anhand der Symptomatik eine Unterscheidung zwischen einer SARS-CoV-2 bedingten Infektion und anderen viralen Atemwegsinfektionen nicht möglich.

Magen- und Darminfekte:
Das Wesentliche bei diesen Erkrankungen ist eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr. Je kleiner das Kind, desto gefährlicher ist eine Durchfallerkrankung, weil die Gefahr des Austrocknens besteht. Bei anhaltendem Erbrechen oder Durchfall mit abnehmender Harnmenge und reduziertem Allgemeinzustand ist eine Untersuchung durch den Kinderarzt unerlässlich. Erst nach zwei Tagen ohne Symptomen ist das Kind wieder gesund. Auch eine SARS-
CoV-2 Infektion kann sich durch Magen-Darm-Symptome manifestieren. Auch hier ist rein klinisch eine Unterscheidung zu anderen viralen Erregern nicht möglich.

Scharlach: Kinder mit Scharlach bekommen Fieber, Halsschmerzen, Schluckbeschwerden und es kann zum Erbrechen kommen. Weiters klagen Kinder häufig über Bauchschmerzen. Diese Symptome sind ähnlich jener einer Infektion mit SARS-CoV-2. Im weiteren Verlauf sind die Anzeichen für Scharlach meist jedoch sehr deutlich. Die Zunge ist weiß belegt und rötet sich nach einigen Tagen zur typischen „Himbeerzunge“. Durch von Bakterien gebildete Giftstoffe kommt es am gesamten Körper zu einem nicht juckenden, stecknadelkopfgroßen, roten Ausschlag mit Betonung der Leistengegend, wobei die Hand- und Fußflächen nicht betroffen sind. Ein Termin beim Kinderarzt zur Abklärung und Therapieplanung ist wichtig. Ca. 24 Stunden nach Behandlungsbeginn mit einem Antibiotikum besteht keine Ansteckungsgefahr mehr. Nach Abblassen des Ausschlages schält sich die Haut typischerweise ab, vor allem an Händen und Füßen. Gegen Scharlach gibt es keine Schutzimpfung und man kann daran mehrmals im Leben erkranken.

Hand-Fuß-Mund-Krankheit:
Auf Fieber und grippeähnliche Symptome folgen oft schmerzhafte Bläschen im Mund und ein Ausschlag an Hand- und Fußinnenflächen, der unterschiedlich stark ausgeprägt sein kann. Kinder sollten so lange zu Hause bleiben, bis die Bläschen abgeheilt sind. Das kann sieben bis zehn Tage dauern. Eine spezifische Therapie gibt es dagegen nicht, lediglich schmerzlindernde Medikamente können unterstützend sein.

Bindehautentzündung: Die Augen sind rot und tränen, die Lider verklebt. Im Augenwinkel sammeln sich Sekrete, die sich mit lauwarmem Wasser auswaschen lassen. Mit Hausmittelchen rücken Eltern solchen Entzündungen besser nicht zu Leibe. Stattdessen sollte ein Arzt feststellen, ob es sich um eine allergische, virale oder bakterielle Bindehautentzündung handelt. Bakterielle Entzündungen werden mit antibiotischen Augentropfen behandelt. Bekommt das Kind solche Tropfen, muss es in der Regel ca. zwei Tage zu Hause bleiben.

Keuchhusten:
Was mit Schnupfen und Husten beginnt, kann vor allem nachts zu quälenden Anfällen bei Kindern führen, bei Säuglingen sogar zum Atemstillstand. Keuchhusten wird durch eine bakterielle Infektion ausgelöst und umfasst typischerweise Symptome von anfallsweise auftretenden Hustenstößen gefolgt von einem „ziehenden“ Geräusch während der Einatmung. Durch die Hustenanfälle kommt es häufig zu Erbrechen. Ein Besuch beim Kinderarzt ist unerlässlich. Mit Antibiotika, welche prinzipiell empfohlen sind, sind Kinder fünf Tage ansteckend, ohne drei Wochen lang. Säuglinge und Kleinkinder sind am häufigsten davon betroffen, die Erkrankung kann aber im Erwachsenenalter wieder auftreten, da die Immunität nicht lebenslang anhält. Eine Impfung zur Prävention ist möglich, wichtig ist auch ein ausreichender Impfschutz von weiteren Familienmitgliedern bei Geburt eines Kindes. In Österreich ist die Keuchhusten-Impfung im kostenfreien Impfprogramm enthalten. Im Rahmen der 6-fach-Impfung wird die Pertussisimpfung im 3., 5. und 12. Lebensmonat verabreicht. Die Impfung schützt aber nicht zu hundert Prozent vor der Erkrankung. Es besteht die Gefahr, dass Eltern bei geimpften Kindern häufig nicht an diese mögliche Diagnose denken.

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