Suchtexperte Kurosch Yazdi im Gespräch
"In der Nacht hat ein Handy im Kinderzimmer nichts verloren"

Buchtipp: Kurosch Yadzi und Ben Springer: "Klick und weg: Das Facebook Aufhör-Buch", edition a, 19,95 Euro. | Foto: panthermedia/oneinchpunch
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Schon Elfjährige sind von Online-Sucht betroffen. Wie man gegensteuern kann und ab wann sich Eltern Sorgen machen sollten, erklärt Primar Kurosch Yazdi vom Neuromed Campus in Linz. 

OÖ (up). Primar Kurosch Yazdi, Vorstand der Klinik für Psychiatrie mit Schwerpunkt Suchtmedizin am Neuromed Campus des Kepler Universitätsklinikums, im Gespräch über Online-Sucht.

Smartphone, Social Media, Onlinespiele: Ab wann kann man hier von einer Sucht sprechen?
Yazdi
: Das ist bei allen Süchten gleich: Wenn so viel konsumiert wird, dass es Schaden für die Person bringt. Das kann körperlicher Schaden sein oder wie hier bei den Verhaltenssüchten, dass man seine Pflichten vernachlässigt. Nicht mehr in die Schule geht, in der Arbeit keine Leistung mehr bringt. Wer die ganze Nacht Computer spielt und nicht schläft, kann keine Leistung bringen.
Der zweite wesentliche Punkt: Entzugssymptome. Es gibt viele Jugendliche, die, wenn sie drei oder vier Tage keinen Computerzugang haben, nervös werden, aggressiv, innerlich unruhig. Ein Mädchen hatte eine Panikattacke, weil ihr die Eltern das Handy weggenommen hatten.

Wie alt sind die Betroffenen hauptsächlich?
Wir haben unsere Ambulanz vor zehn Jahren eröffnet, damals waren es junge Erwachsene, Studenten. Heute haben wir schon Elfjährige, die Betroffenen werden immer jünger. Dieser Trend ist auch international zu beobachten. Das hat zwei Gründe: Junge werden generell schneller süchtig, auch bei Zigaretten zum Beispiel. Und Internet ist immer verfügbarer für die jungen Leute, sie haben Smartphone, Laptops. Das war vor einigen Jahren noch nicht so.

Wann sollten sich Eltern Sorgen machen?
Als Faustregel gilt: Ein gesunder Mensch ist ein vielfältiger Mensch. Er kommt seinen Verpflichtungen nach und hat nicht nur ein Hobby, sondern begeistert sich etwa für Computerspiele, Radfahren, Fußball. Wenn alles außer dem Computerspielen uninteressant wird, wird es gefährlich. Dann heißt es aufpassen und gegensteuern.

Wie macht man das am besten?
Ganz einfach: Internet einschränken. Je jünger das Kind, desto eher. Die Eltern haben die Geräte gekauft und zahlen für den Handyvertrag, das WLAN. Das sind ihre Sachen, die gehören ihnen und sind den Kindern nur geborgt, nicht geschenkt. Nur wenn die Kinder so damit umgehen, wie es die Eltern möchten, bekommen sie zum Beispiel das Handy zum Telefonieren, Fotografieren, Spielen. Das ist zu vergleichen mit dem Auto: Wenn das Kind 18 Jahre alt wird, bekommt es kein Auto geschenkt. Es darf meines haben, solange es gut darauf aufpasst.
Es ist aber wichtig, die Einschränkung wertschätzend zu machen. Dem Kind zu erklären: Ich verstehe die Faszination, aber du musst auch lernen, schlafen, mit Freunden etwas machen. Ich möchte dich sehen beim Frühstück, mir dir Zeit verbringen. Natürlich muss man das auch vorleben und nicht selbst mit dem Handy beim Frühstück sitzen.

Viele Eltern haben Angst, ihre Kinder einzuschränken, sie fürchten die Konflikte, die dadurch entstehen.

Man kann auch einen Deal machen: Solange die Noten okay sind oder solange du auch andere Hobbies hast, darfst du selbst bestimmen, wie lange du Computer spielst. Funktioniert es nicht, schränke ich es ein. In der Nacht hat ein Handy im Kinderzimmer nichts verloren. Das WLAN wird abgedreht in der Nacht, weil ich es dann nicht brauche. Ohne WLAN gibts in der Nacht auch keine Online-Computerspiele.  Viele Eltern haben Angst, ihre Kinder einzuschränken, sie fürchten die Konflikte, die dadurch entstehen.

Wann ist ärztliche Hilfe nötig?
Wenn die Schulnoten deutlich fallen, wenn das Kind nicht mehr aus dem Zimmer kommt, sich total zurückzieht. Es gibt die Ambulanz für Spielsucht bei uns im Neuromed Campus des Kepler Universitätsklinikums sowie eine Beratungsstelle der Stadt Wels für Verhaltenssüchte. Oft reicht als erster Schritt aber eine allgemeine Erziehungsberatung.

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Buchtipp

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Primar Kurosch Yazdi, Vorstand der Klinik für Psychiatrie mit Schwerpunkt Suchtmedizin | Foto: Kepler Universitätsklinikum/KUK
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