Auftakt Befreiungsfeiern 2023
Regierungsspitze gedachte in Gusen und St. Georgen
Den Auftakt der zahlreichen Gedenkveranstaltungen rund um die Befreiung des KZ Mauthausen, seiner Nebenlager in Gusen und des Stollensystems Bergkristall bildete am Donnerstagnachmittag und -abend der Besuch höchster Regierungsvertreter und internationaler Gäste an diesen Stätten. Multimedial spektakulär endete der Tag mit einer Lichtinstallation des Ars Electronica Centers Linz am Stolleneingang in St. Georgen.
MAUTHAUSEN, GUSEN, ST. GEORGEN. Am 4. Mai gedachte die Republik nach dem Besuch in der KZ-Gedenkstätte Mauthausen dann am Abend auf dem ehemaligen Appellplatz des KZ Gusen der Opfer der Konzentrationslager Gusen I und II (das Nebenlager Gusen III befand sich in Lungitz). Nachdem dieser Lagerkomplex, der im Endausbau größer als das Stammlager Mauthausen war, im offiziellen Gedenken jahrzehntelang ein – national wie international viel kritisiertes – Schattendasein gefristet hatte, wurden 2022 von der Republik prägnante Teile des früheren KZ-Areals wie Appellplatz und Schotterbrecher gekauft und erstmals dort eine Gedenkfeier veranstaltet. Seitdem läuft ein von Experten und einem Kommunikationsteam begleiteter Beteiligungsprozess, der auf regionaler, nationaler und internationaler Ebene die Wünsche und Vorstellungen aller Interessensgruppen in Bezug auf die zu erweiternde KZ-Gedenkstätte Gusen sammelt und abbildet. Dieser befindet sich aktuell in seiner zweiten Phase (die BezirksRundSchau berichtet darüber laufend, z.B. hier)
Wertebasierte Vision der künftigen Gedenkstätte
Gäste des nunmehr zweiten offiziellen Gedenkakts direkt am Lagergelände Gusen waren fast alle amtierenden Ministerinnen und Minister, an der Spitze Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka und Bundeskanzler Karl Nehammer. Neben vielen anderen prominenten Besuchern aus Politik und Zivilgesellschaft nahmen die Botschafter der Opfernationen, der Chairman der Internationalen Holocaustgedenkstätte Yad Vashem (Israel), Dani Dayan, Oskar Deutsch (Israelitische Kultusgemeinde), Bischof Manfred Scheuer und Guy Dockendorf (Mauthausenkomitee International) an der Feier teil. Beeindruckende Worte fand einer der letzten Gusen-Überlebenden, der Pole Stanisław Zalewski, der sich trotz seinen hohen Alters noch immer aktiv in der internationale Versöhnungs- und Gedenkkultur einbringt.
Engagierte aus dem Beteiligungsprozess formulierten in kurzen Statements ihre gemeinsame Vision für die Weiterentwicklung der KZ-Gedenkstätte Gusen, basierend auf Werten und Prinzipien, welche die vielen Treffen unterschiedlichster Menschen prägen. Mit den vielsprachig durch die Botschafter der Opfernationen artikuliertem Satz "Im Gedenken an die Opfer des KZ Mauthausen-Gusen" und dem Niederlegen einzelner Rosen in einem kurzen persönlichen Innehalten endete die Feier in Gusen.
Multivisuelle Botschaft: "Jeder Name zählt!"
Nur zwei Kilometer von Gusen entfernt liegt der Stolleneingang des gigantischen unterirdischen NS-Rüstungsbetriebs "Bergkristall" in St. Georgen, wo Häftlinge, vor allem jene des KZ Gusen II, unter unmenschlichen Bedingungen im Tunnelbau und bei der Flugzeugproduktion litten und starben. Dort holte als letzter Programmpunkt des Gedenktages die eindrucksvolle Licht- und Klanginstallation #eachnamematters des AEC Linz deren Namen und Tausende andere aus der KZ-Todesmaschinerie Mauthausen ins Bewusstsein zurück. Die Lichtprojektionen leiteten die Besucher in das Stollensystem, wo Pädagoge Bernhard Mühleder (Mauthausen Memorial) den sichtlich beeindruckten Regierungsmitgliedern und Parlamentariern die Geschichte der Anlage, deren jahrzehntelange Verdrängung und schließlich das Werden der nunmehrigen Gedenkstätte plastisch vermittelte. Das Haus der Erinnerung bot abschließend Gelegenheit, einander in vielen Sprachen kennenzulernen und die Eindrücke der vergangenen Stunden zu reflektieren.
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