Leserbrief von Hans Mayr zum Roman "Schwedenreiter"

Leserbrief von Hans Mayr aus Goldegg | Foto: Archiv BB

Das Kriterium der Fiktionalität unterscheidet den Roman von der Geschichtsschreibung, die ein getreues Abbild eines Geschehens wiedergibt. Fiktion wiederum ist die „Erdichtung“ ,die Schaffung einer eigenen Welt, zum Beispiel durch die Literatur. Hanna Sukare hat sich im Roman „Schwedenreiter“ ihre eigene Welt geschaffen. Das ist auch ihr gutes Recht als Autorin.

Was nicht in Ordnung ist, dass sie jetzt dieses Werk so verkauft, als würde es auf historischen Tatsachen beruhen. Ohne Zweifel ist das Wort „Landplagen“ für Wehrmachtsverweigerer in der Goldegger Ortschronik völlig unpassend und zu kritisieren.

Das Verbrechen, dass die Nazis am 2. Juli 1944 begingen, war ein schreckliches und hat die ganze Bevölkerung in Furcht und Schrecken versetzt. In dieser schlimmen Zeit haben vermutlich auch die Deserteure bei viele Menschen Angst verursacht. So schreibt der heutige Buchautor Thomas Mulitzer (ein gebürtiger Goldegger) in einer Fachbereichsarbeit aus dem Jahr 2006 folgende Passagen:
"Die ‚Fahnenflüchtigen’ wurden von einigen Bauern und Sennerinnen mit Nahrung versorgt, weiters sicherten sie sich ihr Überleben mit Weidediebstählen oder kleineren Einbrüchen. Am 2. Juli rückten in frühen Morgenstunden 1000 SS-Männer auf und kreisten das Gebiet weiträumig ein. Zu diesem Zeitpunkt standen bereits Dutzende Waggons am Bahnhof in Schwarzach bereit, um eventuell die gesamte Bevölkerung des Ortes in die Ukraine zu evakuieren."

Heute die ganze Wahrheit zu ergründen, wird wohl schwierig bis unmöglich sein. Wie die Autorin im Roman aber faktische Tatsachen vertauscht, zeigt sich am Werk der „Symphonie der Hoffnung“. Sie schreibt im Roman, dass ein Komponist eine Symphonie geschrieben habe. Sie verschweigt, dass die Trachtenmusikkapellen aus Goldegg und Taxenbach, viele Goldeggerinnen und Goldegger, sowie die Gemeinde Goldegg im Jahr 2005 auf Grundlage des Buches „St. Johann von 1938 – 1945" von Mooslechner und Stadler, dieses Werk inszeniert und dem oberösterreichischen Komponisten Thomas Doss den Kompositionsauftrag gaben. Sie verschweigt , dass im 2. Satz „Tyrannis“ Folgendes beschrieben wird:

„Die Tragödie in Goldegg Weng (Böndlsee)
Die Zerschlagung der Goldegger Deserteurs Gruppe am 2. Juli 1944 durch ein großes Aufgebot von SS und Gestapo war eine der brutalsten Verfolgungshandlungen des NS-Regimes in einem ländlichen Gebiet der damaligen „Ostmark“. 14 Todesopfer waren zu beklagen, zusätzlich wurden über 20 Personen in Konzentrationslager verschleppt. Zwei Söhne vom Unterdorf-Gut befinden sich auf Heimaturlaub und sind unschuldig ermordet worden."

Mit der "Symphonie der Hoffnung" haben wir versucht, ein nachhaltiges Werk zu schaffen, damit die Ereignisse nicht vergessen werden, wir haben ein Werk geschaffen, das nicht polarisiert, wo es auch keine Helden gibt - diese Zeit hatte keine Helden. Die Symphonie der Hoffnung hat wohl mindestens die selbe Bedeutung wie ein Gedenkstein. An die 10.000 Menschen haben die bisherigen Aufführungen besucht, ORF III hat im November 2016 eine Aufführung aus dem Salzburger Dom gesendet. Die Homepage www.symphoniederhoffnung.at ist seit 2005 aktiv.

Wegen einer deplatzierten Wortwahl in der Chronik wird die Goldegger Bevölkerung medial in ein schlechtes Licht gerückt. Vielleicht mit der Strategie, dass nur schlechte Nachrichten gute Nachrichten sind und damit beste Werbung für den Verkauf des Buches gemacht wurde. Trotzdem ist Goldegg nun aufgerufen, die Zeit des Nationalsozialismus unter Einbeziehung namhafter Historiker in einer separaten Chronik Beilage neu zu verfassen. Dieser Vorschlag des Leiters des Salzburger Landesarchives Dr. Dohle soll zügig umgesetzt werden.

Hans Mayr,
Goldegg

>> HIER << der Bezirksblätter-Artikel, der Hans Mayr u. a. dazu bewog, diesen Leserbrief zu schreiben.

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