Profikletterer Herbert Ranggetiner: Ein Leben in der Vertikale oder die Leichtigkeit des Seins
MÜHLBACH (cn). Der 47-jährige Profikletterer Herbert Ranggetiner lebt mit seiner Familie in Mühlbach bei Bramberg/Bundesland Salzburg. Sein sportlicher und vielversprechender Weg als Langläufer schien bereits vorgegeben, als er mit 25 Jahren eher zufällig zum Klettern kam. Ranggetiner: "Vom ersten Moment an lebte ich diesen Sport!" Bereits nach sechs Monaten kletterte er im oberen 9. Grad; so wurde auch in der Kletterszene sein großes Potenzial rasch erkannt.
660 neue Routen eröffnet
Mittlerweile eröffnete der Pinzgauer mehr als 660 neue Linien in ganz Europa, 60 dieser Routen konnten bisher noch von keinem Kletterer wiederholt werden. Mit Red Bull drehte er zudem Filme, die weltweit auf mehr als 100 TV-Stationen und bei mehr als 30 Bergfilmfestivals gezeigt wurden. Eine kleine Auswahl: "Mensch und Fels im Ausnahmezustand", "Licht und Schatten" oder "Von der Faszination, der Erste zu sein".
(K)ein Geheimnis!
Herbert Ranggetiner über die Geheimnisse seines Erfolges, die eigentlich gar keine besonderen Geheimnisse sind: "Ich halte mich heute an nur wenigen Millimeter großen Griffen fest - dieselben Griffe waren für mich vor 20 Jahren nur eine glatte Wand mit rauer Oberfläche, nicht mehr. Wenn ich schwierigste Routen klettere, die ich mit 47 Jahren laut Statistik einfach nicht mehr klettern dürfte oder ich im Training Übungen mache, von denen Ärzte sagen, sie wären ,rein anatomisch unmöglich', so ist meine Sichtweise und Begründung einfach und unspektakulär: Wer an Richtlinien, Statistiken, Parameter und Vorgaben glaubt, wird innerhalb dieser Grenzen funktionieren. Ich hingegen glaube an Wissen, an Erfahrungen, an mein Bauchgefühl und daran, dass nicht alles erklärbar ist und auch nicht sein muss."
"Ein großes Privileg"
Der Pinzgauer sieht jeden Tag als ein neues Kapitel in seiner persönlichen Geschichte und spricht vom großen Privileg, Ort und Handlung seiner Abenteuer selber zu bestimmen. Grundsätzlich könnte das jeder, nur sei zwischen ,können' und ,tun' ein riesengroßer Unterschied.
Und weiter: "Meine Welt sind die Berge und die Felswände. Ich bin ein ständig Suchender, der stets auf der Jagd nach der genialen und finalen Linie im Fels ist. Es ist eigentlich gegen jede Logik, dass sich jemand den glatten-überhängenden oder unmöglich scheinenden Weg durch die Wand sucht. Aber mich reizt einfach die Suche nach dem maximal Machbaren. Wo sind meine körperlichen Grenzen und wie belastbar bin ich mental? Es gibt auch intensive und einzigartige Erlebnisse in der Wand, die derart rein und pur sind, dass sie einen als Mensch und Sportler prägen. Als ich an einem prächtigen Herbsttag eine mehrere hundert Meter hohe Wand seilfrei kletterte, verweilte ich einen kurzen Moment an einem Überhang, an dem ich nur mit ein paar Fingern einer Hand hängte. Fünf Meter neben mir schwebte eine Bergdohle im warmen Aufwind und blickte mir direkt in die Augen - in diesem Augenblick wurde mir klar: Jetzt, in diesem Moment, sind wir beide absolut frei!"
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