Rollende Herzen
Verteilen statt wegwerfen - Armut ist keine Schande
Feiertage sind eine zusätzliche Belastung für Menschen in finanzieller Not. Die Rollenden Herzen bieten Hilfe an.
ZELL AM SEE. Wer in der vorigen Woche seine Lebensmitteleinkäufe in der Hoferfiliale in Zell am See erledigte, traf auf eine freundliche ältere Dame, die mit einem Einkaufswagen hinter der Kassa auf Spenden wartete.
Gigi Geistanger bedankte sich überschwänglich bei allen großzügigen Konsumenten, die Reis, Nudeln, Kaffee Konserven, Hygienartikel und ähnliche Artikel in ihren Einkaufswagen legten. Die 84-jährige Piesendorferin stellte sich tagelang in den Dienst der "Rollenden Herzen", dem Verein, den ihre Tochter Tina Widmann gegründet hat. Diese verteilte mit Birgit Griessner, einer weiteren ehrenamtlichen Helferin, Infozettel, um auf die Aktion aufmerksam zu machen.
Lebensmittel retten
Seit 2013 ist sie in den Gemeinden unterwegs, um Menschen in finanziell schwierigen Situationen zu helfen. Vorrangig verteilt sie mit ihrem Team Lebensmittel, die im Handel nicht mehr verkauft werden können, und sonst weggeworfen werden müssen. "Insgesamt retten wir pro Monat zehn Tonnen Lebensmittel vor dem Müll", erklärt Widmann. "Leider gibt es immer noch sehr viele Leute, die sich schämen, wenn sie Unterstützung brauchen. Dabei helfen sie, Lebensmittel sinnvoll zu verwerten und ein Zeichen gegen die Wegwerfgesellschaft zu setzen". Sie appelliert daher an alle Menschen, die Unterstützung brauchen, sich die Waren, die zur Verfügung stehen, zu holen. "Ein Nachweis ist bei uns nicht erforderlich. Wer das Gefühl hat, er braucht uns, ist willkommen".
Schwerstarbeit leisten
Gerade an Feiertagen häuft sich die Verzweiflung, wie die routinierte Helferin weiß. "Es fehlt oft nicht nur an Geld für Geschenke, sondern der Kühlschrank ist leer und es gibt kein Brennholz zum Heizen". Sie beobachte, dass vor allem ältere Menschen, Arbeitslose, Familien und psychisch Kranke in Not geraten. Manchmal muss auch mit Bekleidung und Gebrauchsgegenständen wie Waschmaschine oder Kühlschrank ausgeholfen werden.
"Das Sammeln und Verteilen der Sachen ist Schwerstarbeit, ich bin stolz auf meine Tochter", wirft Oma Gigi ein, die selber ein leuchtendes Vorbild für soziales Engagement ist. Jeden Tag betreute sie die Spenden in der Hofer-Filiale, immerhin rund neun Einkaufswagen täglich. Da hat das Christkind der Rollenden Herzen wieder viel zu geben. "Bitte holt euch die Sachen", appelliert Tina Widmann an hilfsbedürftige Pinzgauer.
Infos:
Die Rollenden Herzen sind wöchentlich unterwegs, und zwar mobil in jeder Gemeinde des Pinzgaus, Pongaus, und Tennengaus. Verteilt werden in erster Linie Lebensmittel, aber auch andere Sachspenden, wie Hygieneartikel, Winterbekleidung etc.
Hier erfahrt ihr die Ausgabetermine
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