Europa, Österreich und Amerika
31/30 Jahre Coca-Colonization - damals und heute
1991 erschien Reinhold Wagnleitners mehrfach ausgezeichnetes Buch „Coca-Colonization und Kalter Krieg“ im Wiener Verlag für Gesellschaftskritik. Der Untertitel verweist auf das zentrale Thema: „Die Kulturmission der USA in Österreich nach dem Zweiten Weltkrieg“. Die Publikation steht nicht nur stellvertretend für einen Paradigmenwechsel in der Geschichtswissenschaft hin zur Kulturgeschichte. Sie zeigt auch, wie Kultur und Konsum systematisch als Mittel der Politik instrumentalisiert wurden und wie im Sinne einer „mentalen Globalisierung“ Normen, Werte, Alltagskultur und Einstellungen weltweite Veränderungen erfuhren.
Hochkarätige Salzburger und Internationale Wissenschafter*innen sprachen zum aktuellem Thema
31 Jahre nach seinem Erscheinen wurde in einer hochkarätig besetzten Tagung ein Blick auf die Bedeutung dieses Buches für die gegenwärtige Zeitgeschichte-Forschung und auf wichtige Aspekte der Beziehung zwischen Amerika, den USA, Europa und Österreich geworfen. Günter Bischof, Historiker an der Universität von New Orleans, zeigte in seinem Vortrag die Rezeption des Buches und dessen Bedeutung für die Diplomatiegeschichte und die Kulturgeschichte auf. Selbst nach 30 Jahren ist diese ungebrochen. Die Germanistin Jacqueline Vansant von der Universität Michigan-Dearborn widmete sich dem Kulturtransfer über das Medium Film. Sie legte den Fokus darauf, wie das Bild von Österreich in Hollywood-Filmen konstruiert wurde. Die Salzburger Zeithistorikerin Margit Reiter warf einen Blick auf das negative Amerikabild der ehemaligen Nationalsozialisten in der österreichischen Zweiten Republik. Ihre Kollegin Helga Embacher verortete die engen Beziehungen zwischen Europa und Amerika am Beispiel von Gerda Lerner, die 1938 aus Österreich floh und in den USA als Historikerin Karriere machte. Ingrid Bauer, die bis 2016 in Salzburg Geschichte lehrte, schilderte, wie sie durch ihre Forschungen die Sichtbarkeit und das Selbstbewusstsein der in Österreich lebenden Kinder farbiger GIs erhöhte.
Im abschließenden Vortrag widmete sich Reinhold Wagnleiter dem "Empire of Fun". Er zeigte auf, wie über ökonomische Stärke und ein allumfassendes Konsumangebot im Kalten Krieg politische Einflusssphären geschaffen und bewahrt wurden. Sichtbar wird das an Begriffen wie "Coca-Colonization" oder "Marylin-Monroe-Doktrin", einer Anspielung auf die Doktrin des US-Präsidenten James Monroe aus den 1820er Jahren.
Mehr als 60 Zuhörer:innen, darunter zahlreiche ehemalige Student:innen Wagnleitners, sorgten für intensive Diskussionen, die sich immer wieder auch um aktuelle Aspekte des Verhältnisses zwischen den USA, Europa und Österreich drehten.
Text: Ewald Hiebl
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