Eine belastete Kindheit vermeiden

Biathlet Simon Eder mit JoJo-Projektleiterin Barbara Aigner | Foto: Privat
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  • Biathlet Simon Eder mit JoJo-Projektleiterin Barbara Aigner
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SAALFELDEN. Im Film und in der Werbung werden junge Mütter meist glücklich strahlend und zufrieden dargestellt. Die Realität schaut für viele aber anders aus. „Schon in der Schwangerschaft ist es mir phasenweise sehr schlecht gegangen. Nach der Geburt unserer Tochter ging dann gar nichts mehr", schildert Martina K. Sie leidet an Depressionen und hat sich lange wegen ihrer Krankheit geschämt. „Irgendwie habe ich es geschafft, arbeiten zu gehen und nach außen hin alles normal aussehen zu lassen. Ich habe einfach funktioniert." Als sie ihren Mann kennenlernt und das Paar sich ein Kind wünscht, sucht sie endlich Hilfe und lässt sich behandeln. Eine Kombination aus Medikamenten und Gesprächstherapie hat gut angeschlagen. In der Schwangerschaft kam dann aber ein großer Rückschlag: „Als unsere Tochter auf die Welt kam, bin ich in ein richtiges Loch gefallen. Ich konnte keine Gefühle für sie aufbringen, mich nur irgendwie ,mechanisch' um sie kümmern, alles war mir zu viel“, erzählt Martina K.

Scham und Leid

Ihr Mann suchte Hilfe und eine Psychiaterin empfahl das Angebot "Willkommen im Leben" des Vereins JoJo - Kindheit im Schatten. Nach einem Erstgespräch kommt das Team im Akutfall 2 bis 3 mal pro Woche zu den Betroffenen nach Hause. Das geschieht anonym, auch das Auto hat keine Aufschrift des Vereins. "Hier im Pinzgau wird nach wie vor sehr wenig über psychische Erkrankungen gesprochen, das Tabu ist groß. Betroffene nehmen starken Druck vom Umfeld und die Stigmatisierung wahr", erläutert Projektleiterin Barbara Aigner. Die Hilfestellung für die Mütter beinhaltet auch eine Vernetzung mit Kinderärzten und Hebammen sowie anderen Beratungseinrichtungen. In Salzburg hat der Verein seit 2011 rund vierzig Familien betreut, seit Mai gibt es das Angebot auch im Pinzgau. Zehn Betreuungsplätze sind hier vorgesehen.

Das Leader-Projekt „Belastete Familien im Pinzgau stärken“ des Vereins hat den Regionalitätspreis des Bezirksblattes gewonnen. Prominente Unterstützung erhält es auch durch den Saalfeldener Biathlet Simon Eder. Der Ausnahmesportler stellt seinen Namen in den Dienst der guten Sache. „Gesundheit und Familie sind für mich besonders wichtig. Dass es nun bei uns im Pinzgau ein Präventionsangebot für junge Familien gibt, finde ich toll", erklärt Eder, selbst Vater einer kleinen Tochter, sein Engagement. Denn nicht nur der Betroffene selbst leidet, sondern auch die Angehörigen – und damit vor allem die Kinder. „Kinder haben es sich verdient, dass wir auf ihre Bedürfnisse eingehen. Das können wir nur, wenn es uns selbst gut geht", meint Eder. „Im Sinne der Kinder und Familien ist es uns wichtig, einen Beitrag zur Enttabuisierung zu leisten. Je früher sich betroffene Familien Unterstützung holen, desto bessere Entwicklungschancen haben die Kinder“, so Aigner. Studien zeigen, dass zwei von drei Kindern mit psychisch kranken Eltern im späteren Leben selbst unter psychischen Beeinträchtigungen leiden oder dauerhaft psychisch krank sind. Das zu verhindern, hat sich der Verein JoJo mit seinen Präventionsprojekten zum Ziel gesetzt.

Kontakt:

www.jojo.or.at | www.willkommenimleben.at
Mehr Infos und Kontakt:
LEADER-Projekt „Belastete Familien im Pinzgau stärken“: Mag.a Barbara Aigner, Projektleiterin
Zellerstraße 16, 5760 Saalfelden Tel.: +43 (0)650 520 65 33
Mail: barbara.aigner@hpe.at

Biathlet Simon Eder mit JoJo-Projektleiterin Barbara Aigner | Foto: Privat
Das Pinzgauer Team von JoJo: Simone Starzengruber (Hebamme), Ingrid Walser (Kinderärztin), Simone Radlegger (Psychologin), Barbara Aigner. | Foto: Privat
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