Widerstand gegen Kraftwerk in Unken

Protestfahrt mit Kajaks von österreichischen und deutschen Wassersportlern
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UNKEN. Um die Saalach in ihrem unverbauten Zustand zu retten, hat sich eine ungewöhnliche Allianz gebildet: Fischer, Touristiker, Hoteliers, Kanuten, Rafter, Naturschützer und viele mehr sitzen im gleichen Boot und wehren sich gegen das zwischen Unken und dem bayrischen Schneizlreuth geplante Wasserkraftwerk. 

Guido Kruetschnigg  und Bernhard Berger, beide bezeichnen sich als Naturschützer, Fischer und Kajakfahrer, haben die grenzüberschreitende Bürgerinitiative "Wasser ist Leben - Rettet die Saalach" gegründet. Mit der Veranstaltung am Sonntag wollten sie die Bevölkerung über die Auswirkungen des Projekts informieren. "Diese Strecke, die das betrifft, ist ein Naturjuwel, das noch total naturbelassen ist. Solche gibt es in ganz Österreich nicht mehr viele", erklärt Guido Kruetschnigg. "Die Kraftwerkspläne bedeuten einen drastischen Einschnitt", ergänzt Bernhard Berger und fügt hinzu: "Ich bin als Unkner schockiert, weil die Leute glauben das kommt ja eh nicht. Viele wissen gar nicht Bescheid, darum wollten wir heute die Öffentlichkeit mobilisieren". 

Umstrittener Fluss

Insgesamt sieben Kilometer der Saalach wären betroffen. Auf der österreichischen Seite in Unken würde das  für das neue Kraftwerk in der bayrischen Nachbargemeinde Schneizlreith entnommen. Bei Wassersportler ist diese Strecke sehr beliebt, direkt an der Saalach entlang führen auch der Tauern- und Mozartradweg, sowie ein Teilabschnitt des Jakobswegs. Die Gegner auf beiden Seiten der Grenze betonen, dass dieses Projekt eine Zerstörung der weitgehend naturbelassenen Saalach bedeuten würde. Wolfgang Fegg, Geschäftsführer des Tourismusverbandes Salzburger Saalachtal weist daher auf die Bedeutung des Flusses als Namensgeber und touristische Lebensader einer ganzen Region hin. "Aktivitäten an der Saalach und die unberührte Natur sind ein zentrales Buchungsmotiv für unsere Sommergäste, das ist die Grundlage für die touristische Wertschöpfung." Der Tourismusverband unterstützt daher die Bürgerinitiative und spricht sich klar gegen das geplante Kraftwerk aus, gemäß dem Motto "Säge nicht an dem Ast, auf dem du sitzt". 

Bedrohte Äsche

Auch Bürgermeister Hubert Lohfeyer (ÖVP) nahm an der Veranstaltung teil und erklärte er werde sich für die Interessen der Gemeinde einsetzen. Durch das Projekt sieht er negative Auswirkungen auf das "beliebte Eldorado" an der Saalach. Die Gemeinde habe zwar keine direkte Einspruchsmöglichkeit, aber sie werde sicher gehört werden. "Ich gehe davon aus, dass die Gemeinde etwas mit zu reden hat", so Lohfeyer. "Sollte dieses Projekt tatsächlich genehmigt werden, müssen Maßnahmen gesetzt werden, um die Nachteile auszugleichen."

Reinhard Riedlsperger, Obmann des Pinzgauer Bezirksfischereiverbandes geht davon aus, dass die Nachteile nicht ausgeglichen werden könnten. Der Lebensraum der Fische wäre durch das Kraftwerk zu stark beeinträchtigt. Vor allem für die bedrohte Äsche hätte das fatale Folgen. "Wir züchten seit 20 Jahren Äschen, das wäre für unser Projekt ein totaler Rückschlag". Er glaubt nicht an die Versprechungen der Projektbetreiber, dass die Dynamik eines Gebirgsflusses erhalten bleibe. "Wir sind nicht generell gegen ein Kraftwerk, aber es muss sich um einen geeigneten Standort handeln, das ist hier nicht der Fall", ergänzt Fischzüchter Stefan Magg. Als ein Zeichen durften Kinder Äschen in der Saalach aussetzen. 

Wassersport betroffen

Am meisten Beachtung fand  zweifellos die Aktion der Kanuten und Rafter, die gemeinsam eine Protestfahrt auf der Saalach veranstalteten und mit lauten Trillerpfeifen auf sich aufmerksam machten. Andreas Voglstätter, Obmann des Salzburger Outdoor- und Wildwasserverbandes, bietet seit 35 Jahren Rafting- und Kajaktouren auf der Saalach an. Seine Touren gliedern sich in drei Bereiche, von denen hauptsächlich der unterste Teil von der Loferer Ortschaft Au bis ins bayrische Bad Reichenhall genutzt wird. "Wenn durch das Kraftwerk Wasser entnommen wird, ist der Wassersport sicher nur noch an wenigen Tagen möglich. Es gibt auch in St. Martin bereits ein privates Kraftwerk, das den Wassersport beeinträchtigt, dabei handelt es sich aber um einen viel kürzeren Abschnitt. Im Fall von Unken würde das immerhin 7 Kilometer betreffen. Soviel ich weiß gibt es noch mehr Pläne für solche Projekte in den Schubladen. Wenn das genehmigt wird, werden wohl auch etliche andere folgen", befürchtet Voglstätter.

"Sehe Desinformation"

Der Verursacher des Aktionstages versteht die Aufregung nicht. Projektbetreiber Josef Reschen, Ex-Bürgermeister von Salzburg, stellte sich ebenfalls der Diskussion in Unken und merkte an: " Es ist hier sehr zivilisiert, aber ich sehe nur Desinformation". Das Kraftwerk sei ein Klimaschutzprojekt, das viele Tonnen an CO2 spare. Der ehemalige Politiker bringt Vergleiche zu einem Braunkohlekraftwerk und weist darauf hin, dass Wasserkraft viel effizienter sei als Photovoltaik und Windenergie. Reschen sieht die Landschaft nicht beeinträchtigt, da sich in diesem Abschnitt auch eine Tankstelle, eine Kläranlage und ein Gewerbegebiet der Gemeinde befinden würden. "Da stört unser winziges Wehr doch nicht".  Es würde vor allem auch genügend Restwasser vorhanden bleiben, um den Charakter eines Gebirgsflusses zu erhalten und den intakten Lebensraum für die Fische zu bewahren. "Die Fische sind überhaupt nicht beeinträchtigt, die haben noch genug Strömung". 

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