Rückblick zur Atomkraft
In den 70ern schürfte man im Pongau nach Uran

Dieses Foto aus dem Jahr 1971 zeigt den Stollenschlag "Barbara 1040 West" in Forstau, wo man intensiv nach Uran gesucht hat. 1980 wurden die Stollen versiegelt, als sich herausstellte, dass der Uranabbau nicht wirtschaftlich sei.  | Foto: Gemeindearchiv Forstau
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  • Dieses Foto aus dem Jahr 1971 zeigt den Stollenschlag "Barbara 1040 West" in Forstau, wo man intensiv nach Uran gesucht hat. 1980 wurden die Stollen versiegelt, als sich herausstellte, dass der Uranabbau nicht wirtschaftlich sei.
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Atomenergie war in Österreich vor mehr als 40 Jahren ein heikles Thema – damals wurde sogar im Pongau in mehreren Orten nach Uranvorkommen gesucht. Heute will man in der Landespolitik auf nachhaltige und erneuerbare Energiequellen setzen, auch wenn die Bevölkerung nicht immer dafür ist, wie die bisher gescheiterten Windkraftprojekte in Salzburg zeigen. 

PONGAU, SALZBURG. Die EU-Kommission hat am Mittwoch, dem 2. Februar 2022, Atomkraft und Gas offiziell klimafreundlich und "grün" gemacht. Österreich wehrt sich als eines der wenigen Länder dagegen und will rechtliche Schritte einleiten. Aus Salzburg bekommt die Bundesregierung Rückendeckung: "Atomstromprojekte sind nicht nachhaltig, es gibt stets das Problem der Entsorgung. Wir müssen das Geld in nachhaltige Technologien investieren, damit wir energieautark und CO2-neutral werden können. Da braucht es einen gesunden Mix", sagt die Pongauer Landtagsabgeordnete Liesl Weitgasser.

"Müssen Etikettenschwindel verhindern"

Ihre Partei (Neos) hat sich gemeinsam mit den Salzburger Regierungspartnern ÖVP und Grünen geschlossen gegen das "Greenwashing" von Kernenergie ausgesprochen. "Jede Maßnahme auf EU-Ebene, die dem Ziel der Energiewende und dem Klimaschutz dient, ist zu begrüßen, aber solch ein Etikettenschwindel muss verhindert werden", sagt ÖVP-Klubobmann Wolfgang Mayer.

In Forstau nach Uran geschürft

Vor mittlerweile mehr als 40 Jahren war das Thema Atomenergie aber auch in Österreich brandaktuell. Weitgasser kann sich beispielsweise noch an den Uran-Bergbau im Pongau erinnern. Denn in Österreich wurde in den 1970er Jahren nach abbaufähigen Uranvorkommen gesucht, fündig geworden ist man unter anderem in der kleinen Gemeinde Forstau. Bei Prospektionsarbeiten (Anm.: Erkunden von Rohstoffen in der Erdkruste) im Jahr 1970 wurden im Raum Forstau radiometrische Anomalien und mehrere Uranvererzungen entdeckt. Die Uranvorkommen dort galten als „höffig“ (reiches Vorkommen), bergmännische Untersuchungen mittels Kernbohrungen und die Anlage mehrerer Schurfstollen haben zu einer Erzvorratsschätzung von 1.415 Tonnen geführt.

Die Karte zeigt den ehemaligen Uranbergbau-Standort nahe der steirischen Landesgrenze bei Forstau. | Foto: Bergbau- und Hütten-Altstandorte im Bundesland Salzburg
  • Die Karte zeigt den ehemaligen Uranbergbau-Standort nahe der steirischen Landesgrenze bei Forstau.
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300 Millionen Schilling für Uran-Suche

Das Salzburger Volksblatt berichtete noch am 14. November 1978 – also nach der Volksabstimmung über das Atomkraftwerk Zwentendorf am 5. November 1978 – über die Fortsetzung der Uran-Suche. Im damaligen Artikel „Forstau: Suche nach Uran geht weiter. Probebohrungen auch in Mitterberg“ freute man sich über die Sicherung von 65 Arbeitsplätzen im Uran-Bergbau. 300 Millionen Schilling (heute knapp 22 Millionen Euro, damaliger Wert umgerechnet rund 64 Millionen Euro) sind damals für die Suche nach Uran in Österreich bereitgestellt worden.

Artikel des Salzburger Volksblatts vom 14. November 1978 zur Fortsetzung der Uransuche im Pongau.  | Foto: SVB/Plattform gegen Atomgefahren
  • Artikel des Salzburger Volksblatts vom 14. November 1978 zur Fortsetzung der Uransuche im Pongau.
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1980 angestellte Berechnungen hätten schließlich gezeigt, dass eine wirtschaftliche Bedeutung der Erzvorkommen nicht gegeben war, somit wurden die Stollen in Forstau versiegelt. "1970 entdeckte Uranvorkommen führten im Bereich Forstau zwischen 1971 und 1980 zu intensiven Prospektionsarbeiten, die mangels nachgewiesener Wirtschaftlichkeit einen Montanbetrieb nicht rechtfertigten", heißt es dazu im Bericht "Bergbau- und Hüttenaltstandorte" des Landes Salzburg. 

Uran-Vorkommen in Gastein und Mühlbach 

Geschürft wurde laut des Berichts auch in anderen Gemeinden: "Bemerkenswerte Uranvorkommen im Bereich des Kupferbergbaues Mitterberg in Mühlbach am Hochkönig führten zwischen 1969 und 1976 zu intensiven Prospektionsarbeiten. Sporadische Uranmineralisationen fanden sich im Raum Gastein, insbesondere am Rathausberg im Rathausbergunterbaustollen, dem heutigen Thermal- oder Heilstollen, jedoch ohne wirtschaftliche Bedeutung."

Salzburg will nachhaltige Quellen nutzen

Heute ist Österreich großer Gegner der Atomkraft. In Salzburg will man in nachhaltige Quellen investieren, für den Pongau sind Windkraft, Solarenergie und auch der Ausbau der Wasserkraft ein Thema. LAbg. Josef Scheinast (Grüne) bezeichnet die Renaissance der Kernkraft als ökologisch und ökonomisch verantwortungslos: "Die Atomkraft ist kein Klimaretter, sondern ein Auslaufmodell. Wind und Sonne sind die entscheidenden Faktoren in Richtung Klimaneutralität, nicht die Kernkraft." Gegen den gemeinsamen Plan von Salzburg AG und Verbund, in Stegenwald (Werfen) ein Salzachkraftwerk zu errichten, wehrt sich aber die Landesumweltanwaltschaft, derzeit läuft dazu ein Gerichtsverfahren. Zum Thema Windkraft hat das Land kürzlich Vorrangzonen definiert, hier sind mit Mühlbach, Werfen und Flachau drei Pongauer Gemeinden als mögliche Standorte angeführt. 

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