Skiracing Pongau
"Jeder Nachwuchsfahrer soll einen Kopfsponsor haben"
Der Verein "Skiracing Pongau" startet eine Initiative, bei der Pongauer Unternehmen heimische Nachwuchs-Skifahrer unterstützen. Bei der Präsentation des Projekts diskutierte Ex-Skistar Philipp Schörghofer mit einem ÖSV-Vertreter über die Zukunft des Skisports.
ST. JOHANN. Mike Ellmer ist Obmann des Vereins "Skiracing Pongau". Gemeinsam mit Heinz Pfuner vom Hotel Alpenland in St. Johann hat er nun eine Initiative ins Leben gerufen, in der Pongauer Unternehmen heimische Nachwuchs-Skifahrer und -Skifahrerinnen auf ihrem Weg in den Weltcup unterstützen.
Ein Kopfsponsor für jeden Sportler
"Es geht dabei nicht nur um finanzielle Unterstützung, sondern um viel mehr. Wir können den Nachwuchs als Skigebiet etwa vor allem mit Infrastruktur unterstützen", meinte beispielsweise Christian Ehrensberger von den Bergbahnen Werfenweng. Neben Youngster Julian Hafner fungieren die Bergbahnen auch als Sponsor von Christoph Meissl, der mittlerweile als große Hoffnung des Salzburger Skisports im ÖSV-Kader unterwegs ist. "Unser Ziel war es, dass jeder Nachwuchssportler im Pongau einen Kopfsponsor hat", erklärt Ellmer. Dabei kommen die beteiligten Betriebe aus den verschiedensten Branchen. Vom Modehaus über den Gerüstbau bis hin zum Immobilienbüro haben sich Pongauer Unternehmer zusammen getan, um den Nachwuchssport zu fördern. "Dadurch sollen auch Netzwerke entstehen. Wenn ein Läufer ein Problem hat, soll er wissen, wo er sich melden kann", erklärt Ellmer.
Schörghofer: "Skifahren muss billiger werden"
Im Rahmen der Projekt-Präsentation im Hotel Alpenland waren auch das ehemalige Filzmooser Skiweltcup-Ass, Philipp Schörghofer, und der sportliche Leiter der Nachwuchsarbeit im ÖSV, Jürgen Kriechbaum, anwesend. Zwischen den beiden Experten entwickelte sich eine spannende Diskussion über die notwendigen Schritte, um den Skisport auch in Zukunft zu fördern. Während Kriechbaum vor allem die Professionalisierung des Trainings im Nachwuchsbereich vorantreiben möchte, sieht Schörghofer darin eine falsche Entwicklung: "Die Kinder haben zu wenig Zeit um sich zu entwickeln. Die stehen teilweise bei den Schülerrennen schon mit unzähligen Ski-Paaren am Start." Der Pongauer Doppelweltmeister fordert, dass Skifahren wieder billiger werden müsse, um möglichst viele für den Sport zu begeistern: "Skifahren muss für Kinder unter zehn Jahren gratis sein!"
Training abseits der "Stangeln"
Auch Mike Ellmer schlägt in eine ähnliche Kerbe: "Skifahren muss vor allem Spaß machen. Wir müssen diese Emotionen wieder zu den Kindern bringen." Auch das sei eine Absicht in seiner ehrenamtlichen Arbeit bei "Skiracing Pongau". Die Vereinsstruktur beschreibt er als "Dachverband für die örtlichen Skiclubs im Pongau." Durch ein Trainingsangebot im Sommer wolle man die Kinder das ganze Jahr an den Skisport binden. Der Spaß stehe dabei im Mittelpunkt: "Der Nachwuchs soll nicht immer nur 'Stangl fahren', auch das Freifahren ist ein total wichtiges Training, um technisch besser zu werden", erklärt Ellmer. Man habe die Arbeit bei "Skiracing Pongau" vor acht Jahren mit nur 16 Sportlerinnen und Sportlern gestartet. "Im heurigen Sommer waren wir rund 230 Leute. Man sieht, dass unsere Arbeit Früchte trägt", zeigt sich Ellmer stolz.
Verschiedene Ansätze für die Zukunft
Um auch in Zukunft viele potentielle Profi-Skifahrer zu haben, müsse man Skifahren auch als Breitensport wieder stärker etablieren, ist Ellmer überzeugt: "Da muss man vor allem die Schulen wieder auf die Skipisten bringen. Haftungsfragen müssen geklärt und gelockert werden, damit sich Lehrerinnen und Lehrer wieder trauen, mit ihrer Klasse Skifahren zu gehen." Jürgen Kriechbaum vom ÖSV sieht in der klimabedingten Auflösung vieler Dorflifte — speziell im Osten Österreichs — eine Gefahr für den Alpinen Skilauf als Breitensport. Schörghofer sieht speziell in der Vermarktung des Sportes einen Nachholbedarf: "Die Übertragungen müssen viel moderner werden, um die Emotionen zu transportieren. Ich sehe da die Verantwortung auch beim ORF", kann sich der "Servus TV"-Experte eine Spitze gegen die öffentlich-rechtliche Konkurrenz nicht verkneifen.
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