Jägerinnen in Purkersdorf
"Für mich ist Jagen schon fast eine Sucht"
Bereits jedes zehnte Mitglied beim niederösterreichischen Jagdverband ist eine Frau. Im Bezirk St. Pölten Land gibt es insgesamt 2.756 Jäger und davon 310 Jägerinnen – was 11,2 Prozent ausmacht.
PURKERSDORF/REGION. Das "typische Männerhobby" findet also auch bei Frauen immer größeren Gefallen. Eine davon ist Susanne Belle aus Purkersdorf.
Anfangs schoss sie gerne Fotos – vor 9 Jahren absolvierte sie dann den Jagdschein und seitdem schießt Belle Wild im Wald. "Am Anfang konnte ich mir nicht vorstellen ein Tier zu erlegen, aber inzwischen ist das fast wie eine Sucht für mich", erzählt Belle. Ihr Umfeld reagierte anfangs überrascht: "Meine Eltern haben nicht geglaubt, dass ich den Schein wirklich fertig mache. Es gibt auch viele Frauen, die anfangen, aber dann die Ausbildung nicht beenden."
Gemeinsam mit dem Hund
"Ich war vor neun Jahren die erste Frau in dem Revier", erinnert sich Belle. Anfangs waren ihre Revierkollegen nicht sehr begeistert, dass nun eine Frau mit ihnen jagen geht, da sie ja "keine Kraft" hätte und "nicht anpacken" kann. Doch sie konnte die Männer schnell vom Gegenteil überzeugen.
"Ich gehe am liebsten alleine jagen. Trage mein geschossenes Wild selbst zum Auto und zerlege es auch selbst",
erklärt die Jägerin. Das Zerlegen des Wildes hat sie sich selbst mithilfe von Youtube-Videos beigebracht.
Unterschiede
"Die Jägerinnen, die ich kenne, sind bedachter als die Jäger", so die Jägerin über ihre Jagdkolleg*innen. Beim Jagen geht es ihr nicht um Trophäen: Der Bezug zur Natur ist für Belle besonders wichtig, so weiß sie, wo das Tier herkommt und was damit geschehen ist. Susanne Belle legt auch Wert darauf, alles vom Tier zu verwenden und nichts zu verschwenden, weshalb sie nur Rehe und Wildschweine schießt: "Was ich nicht verwerten kann, bekommt mein Hund."
Schlechter Ruf
Leider gibt es jedoch auch immer wieder Jäger*innen, die das Handwerk als Statussymbol missbrauchen und nicht ernst nehmen.
"Manchmal passiert es, dass ein Jäger ein Reh anschießt, damit er eine Fährte für den Hund zum Üben hat", ärgert sich Belle. Ihrer Meinung nach sollten solchen Jäger*innen der Schein entzogen werden. "Leider kommt die Jagd durch solche Aktionen in Verruf", so Belle. Jäger*innen sorgen dafür, dass das Gleichgewicht des Ökosystems im Wald aufrechterhalten wird, da die Wildtiere keine natürlichen Feinde mehr haben und es so zur Überpopulation kommen kann.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.