Bauern klagen nicht, Grund für Jubel gibt es aber auch nicht

Harald Kleiner, Lisbeth Fritz, Christian Angerer und Floiran Moosbrugger durchleuchteten die Situation der Landwirte im Bezirk und warben für Milchprodukte. | Foto: Reichel
  • Harald Kleiner, Lisbeth Fritz, Christian Angerer und Floiran Moosbrugger durchleuchteten die Situation der Landwirte im Bezirk und warben für Milchprodukte.
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REUTTE (rei). Tirols Bauern nützten den Tag der Milch, um auf die Bedeutung von Milch aufmerksam zu machen. Zugleich war es die Gelegenheit, auf das aktuelle bäuerliche Umfeld im Allgemeine hinzuweisen.
Auffallend: Die Grundstimmung bei den Landwirte ist derzeit gut. Jubelstimmung gibt es zwar nicht, aber klagen wolle man auch nicht, versicherten Landwirtschaftskammer-Bezirksobmann Christian Angerer, Bezirksbäuerin Lisbeth Fritz, Landwirt Florian Moosbrugger und Harald Kleiner, seines Zeichens Geschäftsführer des Bauernbundes im Bezirk, bei einem Besuch in der Bezirksblätter-Redaktion in Reutte.

Talsohle durchschritten

Zuletzt wurden im Bezirk 740 Anträge auf Unterstützung  bei der "Agrarmarkt Austira" von Seiten der heimischen Bauern gestellt. Das ist ein Plus von fünf Prozent. Für Christian Angerer ein Indiz, dass die Talsohle bei der Anzahl der Bauern durchschritten ist.
Das sieht auch Bezirksbäuerin Lisbeth Fritz so. Sie konnte von 23 Bäuerinnen-Ortsgruppen und 100 Direktvermarktern berichten.
Als erfreulich wertet sie eine Neuerung in Reutte, die ab September schlagend wird: Der Bauernmarkt, derzeit etwas versteckt hinter dem Reuttener Gemeindeamt im Dengelhaus untergebracht, wird in den Untermarkt in die ehemalige "Glocke" übersiedeln. Das ist schon länger angedacht, nun wurde der neue Standort fixiert.

9,5 Mio. Liter Milch

Florian Moosbrugger aus Holzgau ist der größte Milchproduzent im Bezirk. Er konnte interessante Zahlen Milch betreffend nennen. 9,5 Millionen Liter werden im Außerfern jährlich erzeugt. 120 Lieferanten bedienen mit der gewonnenen Milch vornehmlich die drei Käsereien in Grän, Steeg und Reutte. Ein Teil der Milch wird auch auf den Almen verarbeitet. Ein Trend sei spürbar: "Die kleinen Erzeuger hören eher auf, die großen werden immer größer." So ging die erzeugte Milchmenge seit dem Jahr 2010 um 13 Prozent nach oben, die Zahl der Lieferanten nahm zeitgleich um 30 Prozent ab.

Erzeugt wird im Bezirk fast ausschließlich Heumilch. Bei den heimischen Landwirten handelt es sich vornehmlich um Nebenerwerbsbauern. Der Idealismus sei entsprechend groß, versichert Moosbrugger. Und noch eines stellte er fest: "Den Kühen bei uns geht es gut. Die Bauern kennen ihre Tiere ganz genau, oft mit Namen. Gnadenhöfe betreiben wir aber keine!"

101 Almen im Bezirk

Die Situation der Almen stellte Harald Kleiner vor. 101 Almen gibt es im Bezirk, auf 25 davon werden in den Sommermonaten Milchkühe gehalten, manchmal gerade zwei, auf den großen Almen geht die Zahl dann auf 60 hinauf.
Was viele nicht wissen: Nur bei einem Teil der Tiere handelt es sich um "Außerferner", also Tiere, die in einen heimischen Stall gehören. Ein beachtlicher Teil der Rinder wird am Beginn der Almsaison zu uns her gebracht. Früher oft aus dem Allgäu, heute aus dem Tiroler Unterland. Da ist der Platz auf den Almen knapp, bei uns finden die Rinder und deren Kälber ausreichen Fläche, Futter und eine sehr gute Betreuung. "Davon profitieren beide Seiten, die Bauern anderer Regionen wissen ihre Tiere gut versorgt, bei uns sind wiederum die Almen entsprechend ihrer Größe ausgelastet", erläuterte Florian Moosbrugger die Hintergründe dazu.

Sorge vor Wolf und Bär

Zusammenfassend stellte Christian Angerer fest: "Die Stimmung unter den Landwirten ist so gut wie lange nicht, es gibt aber viele Themen, die uns bewegen."
Da gehören unliebsame Begegnungen zwischen Wanderern und Kühen dazu; das Thema Wolf und Bär ist zum Dauerbrenner geworden und der Milchpreis beschäftigt die Bauern nahezu täglich.
Was den Wert der erzeugten Waren anlangt, nennt Harald Kleiner den größten Wunsch der Landwirte: "Die Konsumenten sollten heimische Produkte kaufen. Das ist die größte Unterstützung, die man uns gewähren kann."

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