Demonstration gegen Recycling-Anlage
In Weißenbach kocht die Volksseele
Ein ortsansässiges Unternehmen plant im Weißnbacher Gewerbegebiet ein Zwischenlager und eine Brechanlage für Baurestmassen. Die Empörung im Ort ist groß.
WEISSENBACH. Der Himmel strahlend blau, die Stimmung vor dem Weißenbacher Gemeindeamt war hingegen der Umgebungstemperatur angepasst äußerst kühl und frostig. Rund 150 Bürgerinnen und Bürger hatten sich kurzfristig eingefunden, um ihrem Unmut gegen die Anlage Ausdruck zu verleihen.
9500 Tonnen Material jährlich
Im Gewerbegebiet oberhalb der Gemeinde, also in Richtung Lechtal gesehen, plant die Firma MWM Abfallwirtschaft GmbH eine Anlage zur Herstellung von hochwertigen Recycling-Baustoffen. 9500 Tonnen Material sollen jährlich aufbereitet werden. Die Lagerkapazität ist mit 12.000 Tonnen berechnet. Herangefahren wird alles mit Lastern.
Radlader, Bagger und Raupen werden im Zuge der Bearbeitung des Materials zum Einsatz kommen, und natürlich die Brechanlage. Vor dem Lärm, den diese Anlage erzeugt, sorgt man sich in Weißenbach besonders.
Siedlungsgebiet nur 250 Meter entfernt
Das nächstgelegene Wohngebäude steht gerade einmal 250 Meter Luftlinie entfernt. Weitere Häuser befinden sich in der Nachbarschaft. Die Nähe zum Standort, ebenso aber die langen Betriebszeiten lassen die Bevölkerung fürchten, dass es mit der Ruhe im Ort bald vorbei sein könnte. Und auch am nahegelegenen Reitstall hat man Sorge um die Tiere, die auf Lärm empfindlich reagieren. Dass geplante Lärmschutzmaßnahmen ausreichen, um Weißenbach vor möglichen Belastungen zu schützen, bezweifelt man.
Naherholungsgebiet grenzt unmittelbar an
Hinzu kommt, dass die Grenze zum Natura2000-Gebiet nur rund 170 Meter entfernt liegt. In der Nähe befinden sich außerdem der Rad- und Fußweg, der Baggersee sowie der vor ein paar Jahren angelegte "Orchideenweg". Alles wichtige Naherholungsangebote.
Gemeinde hat keinen Einfluss
Für viele Weißenbacher ist die Anlage daher inakzeptabel, ebenso sieht es die Gemeinde. Doch die hat in der Angelegenheit im Grunde kein Mitspracherecht. "Wir sind da 'außen links vor'. Die Fläche ist in privatem Besitz und liegt im Freiland. Eine Genehmigung durch die Gemeinde braucht es nicht", erklärt Bürgermeister Harald Schwarzenbrunner die Problematik.
Bürgerprotest vor Verhandlungsbeginn
Am Donnerstagvormittag, unmittelbar vor Beginn des Behördenverfahrens, erklärte er vielen besorgten Bürgern die Situation und berichtete davon, dass er im Verfahren die negative Stellungnahme der Gemeinde einbringen werde. Mehr könne er im Moment nicht tun.
Kritik auch an der Gemeinde
Schwarzenbrunner sah sich in der Folge selbst mit Vorwürfen konfrontiert. Zu spät habe die Gemeinde auf das Projekt aufmerksam gemacht und bislang keine Schritte dagegen gesetzt. Der Bürgermeister spielte den Ball zurück: Alles sei zeitgerecht an der Gemeindetafel angeschlagen worden und somit nachlesbar. Auch über die GemeindeApp habe man informiert. An die Bevölkerung appellierte er seinerseits, die Informationskanäle der Gemeinde besser zu nützen.
Informationen hätten die Weißenbacher dann gerne aus erster Hand bekommen. Dem Wunsch, das Behördenverfahren mitverfolgen zu können, konnte aus formellen Gründen aber nicht entsprochen werden.
Unterschriften gegen das Projekt
Vor dem Weißenbacher Gemeindeamt wurden daher kurzfristig Unterschriften gegen das Projekt gesammelt. Schwarzenbrunner forderte die Weißenbacher außerdem auf, schriftliche Stellungnahmen zu formulieren, die er im Zuge des weiteren Behördenverfahrens nachreichen will. Außerdem könnte es zeitnah eine Bürgerinformationsveranstaltung geben.
"Dann ist es vielleicht zu spät", machte sich Sorge breit, dass die Anlage trotz aller Bedenken der Gemeinde und der Bevölkerung die Genehmigung bekommt.
Jetzt ist die Behörde am Zug. Sie muss das eingebrachte Projektansuchen und ebenso die dazu abgegebenen Stellungnahmen prüfen, werten und dann entscheiden. Ausgang ungewiss.
Besser informiert
Weitere Informationen aus dem Bezirk Reutte finden Sie unter www.meinbezirk.at
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