Reha-Ruine Obernberg
Schauplatz für Tech-Parties, Akt-Shootings und Psycho-Spielchen

- Luftaufnahme des Areals.
- Foto: BezirksRundschau
- hochgeladen von Florian Meingast
Graffitis zieren die grauen unvollendeten Gemäuer dessen, was einmal eine Rehabilitationsklinik in Traumlage hätte werden sollen. Feuerstellen, provisorische Toiletten, Tische und Bänke lassen darauf schließen, dass sich, trotz Betretungsverbot, oftmals Menschen hier aufhalten. Seit 2004 tut sich auf dem 20.000 Quadratmeter großen Areal in Obernberg aus baulicher Sicht nichts mehr – Maurer, Bauarbeiter und Elektriker wurden hier schon lange nicht mehr gesehen. Die Natur erobert den Betonkoloss nach und nach zurück.
OBERNBERG (mef). Während der Durchsicht zahlreicher Fotos eines Insiders wird ersichtlich, dass das unfertige Bauwerk bereits seit 16 Jahren sämtlichen Witterungen ausgesetzt ist: Die Kellerräume sind überflutet, die eine oder andere marode Wand ist bereits umgestürzt, durch die engen Spalten zwischen den Bauteilen ranken sich Pflanzen an die Oberfläche. Zudem finden sich überall am Areal verteilt lose Bauteile aus Holz, Beton und Stahl. "Viele Leute kommen hier her um zu feiern", erzählt der Mann der BezirksRundschau. Zudem würden regelmäßig Tech-Parties veranstaltet. "Während der Parties werden Fensterausschnitte in den Betonteilen mit Eierkartons überklebt."
Aufgespießte Puppen
In der Ruine würden auch "Psycho-Spielchen" abgehalten. "Dazu klebt so mancher Zettel mit Rätseln an die Wände." Diese seinen teilweise "richtig makaber, da hin und wieder Puppenwagen und mit Messern aufgespießte Puppen zur Lösung führen." Des weiteren ist dem Szenekenner während der jüngsten Vergangenheit aufgefallen, dass "die Anzahl der Graffities stetig zu- und jene der Müllsäcke abnimmt." In letzterem Belang scheint es, "als ob die Gemeindeverantwortlichen hier doch etwas tun." Außerdem halten Fotographen und ihre Models innerhalb der Gemäuer "immer wieder professionelle Aktshootings ab. Vor allem im Sommer laufen oft halbnackte Menschen hier herum."
Bei Besuchern sehr beliebt
Apropos Sommer: "Die Ruine hat sich über die Jahre hinweg zu einer Sehenswürdigkeit entwickelt. Während der Sommermonate besichtigen sie Menschen von überall her." Die Beschilderung mit der Aufschrift "Betreten der Baustelle verboten" am Baustellenzaun scheint sie dabei wenig zu beeindrucken. "Noch vor ein paar Jahren mussten die Besucher Angst haben, erwischt zu werden. Heute kümmern die Besucherscharen keinen mehr." Spuren der Gäste finden sich überall - in Form provisorischer Bänke, Tische, Toiletten wie auch Feuerstellen.
Die Historie
Bereits im Jahr 2003 wurde mit dem Bau des Prestigeprojekts begonnen, ein Jahr später fanden die Arbeiten ihr frühzeitiges Ende. In den darauffolgenden Monaten und Jahren gab sich dann eine Reihe von Besitzern die sprichwörtliche Klinke in die Hand. Im Jahr 2016 gehörte das Areal den Verantwortlichen des Obernberger Fernwärmeunternehmens "Geothermie", seit Spätherbst des selben Jahres der Obernberger Immobilienfirma ImmoPeDi mit Geschäftsführer Martin Zwicklbauer aus dem bayrischen Pocking. Laut Obernbergs Vizebürgermeister Hermann Feichtlbauer ist die ImmoPeDI auch heute noch Besitzer, was erstaunlich ist. In einer Vertragsklausel wurde nämlich geregelt, dass das Areal zum selben Preis wieder in den Gemeindebesitz übergeht, sollten die Investoren innerhalb von zwei Jahren kein geeignetes Projekt umsetzen können. Mehr verrät Feichtlbauer jedoch nicht, da er laut eigener Aussage eine Verschwiegenheitserklärung unterschrieben hat. Der Obernberger Bürgermeister, Martin Bruckbauer, äußert sich auf telefonische Anfrage nicht zur Thematik. ImmoPeDi-Geschäftsführer Zwicklbauer war weder telefonisch noch via E-Mail zu erreichen.
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