"Wir müssen schon jetzt handeln"
Um pflegebedürftigen Menschen auch in Zukunft ein würdevolles Altern in den eigenen vier Wänden zu ermöglichen, startet das Rote Kreuz eine Infokampagne.
BEZIRK (lenz). Etwa 430.000 Personen in Österreich sind hilfe- oder pflegebedürftig. Tendenz steigend. Bis 2020 werden aufgrund der demografischen Entwicklung rund 17.000 zusätzliche Vollzeitkräfte im Bereich der Pflege benötigt, um die steigende Nachfrage befriedigen zu können. Das Rote Kreuz startet daher die Infokampagne "Um ein Lächeln mehr", um dem drohenden Mangel an Pflegekräften entgegenzuwirken "Derzeit ist es noch machbar, doch wie heißt es so schön: Man muss den Brunnen graben, bevor man Durst hat. In absehbarer Zeit wird es ein Ungleichgewicht zwischen pflegebedürftigen Menschen und Menschen, die diese pflegen, geben. Wir müssen schon jetzt handeln, vorsorgen und das Bewusstsein der Bevölkerung stärken", erklärt Josef Frauscher, Rotkreuz-Bezirksgeschäftsleiter in Ried. Denn in 18 Jahren werde es doppelt so viele zu betreuende Menschen geben wie heute. "Gleichzeitig werden die pflegenden Angehörigen aber weniger, auch das hat mit der Entwicklung der Gesellschaft zu tun. Die Leute haben weniger Kinder, und diese wohnen und arbeiten oft weiter entfernt", weiß Erich Hölzl, Bezirkspflegedienstleiter für mobile Dienst in Ried. Um diesen Menschen dennoch ein würdevolles Altern in den eigenen vier Wänden zu ermöglichen, bietet das Rote Kreuz ein umfassendes Netzwerk an Unterstützung. Sei es mit der mobilen Hilfe und Betreuung, mit Essen auf Rädern oder mit der Hospiz- und Trauerbegleitung. "In der Gesellschaft wurden die Pflegeberufe leider lange unter Wert gehandelt. Doch dass wir alle irgendwann darauf angewiesen sind, ist vielen nicht bewusst. Die meisten interessieren sich erst für das Thema, wenn sie selbst betroffen sind", sagt Frauscher.
Mehr als nur Essen auf Rädern
Mit ihrer Arbeit leisten die Pflegekräfte einen wertvollen Dienst für die Gesellschaft. "Dabei geht es nicht nur darum, das Essen zu bringen oder die Betroffenen medizinisch zu versorgen. Es geht um soziale Kontakte, um Vertrauen und darum, Zeit zu schenken", betont Hölzl. Mit der Kampagne soll das Image der Pflegeberufe attraktiviert werden. Oft scheitere eine Einstieg schon an der Ausbildung, denn "eine Mutter, die wieder in den Arbeitsmarkt einsteigen will, hat selten den ganzen Tag für die Ausbildung Zeit", weiß Hölzl. Auch Kinderbetreuungsangebote seien ein guter Weg, Müttern den Einstieg in den Pflegeberuf zu erleichtern. Für Jugendliche, die sich für diesen Bereich interessieren, stellt sich die Situation weitaus schwieriger dar. "In den nächsten Jahren wird ohnehin die Freiwilligkeit stark gefordert werden", ist sich Frauscher sicher. Vor allem im Besuchsdienst, bei Essen auf Rädern und bei der Hospiz- und Trauerbegleitung sind die freiwilligen Helfer im Einsatz. "Man bekommt in diesem Bereich sehr viel zurück, man spürt die Dankbarkeit und Sinnstiftung und erkennt, etwas Wertvolles geleistet zu haben"
Ausbildungsangebote in Pflegeberufen gibt es am BFI sowie an den Altenbetreuungsschulen Andorf und Gaspoltshofen.
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