Interview Bürgermeister Kellermann
"Das Leben am Land wird immer mehr wert"

- Beim Fest der Begegnung wurde im Dezember 2004 der Grenzbalken in Schöneben gehoben – und damit die Grenze geöffnet.
- Foto: Foto: Rundschau/Archiv
- hochgeladen von Karin Bayr
Seit November 2002 ist Wilfried Kellermann Bürgermeister von Ulrichsberg. Warum er noch immer nicht amtsmüde ist, erzählt er im Interview mit MeinBezirk-Redakteurin Karin Bayr.
ULRICHSBERG. Seit 1988 ist Bürgermeister Wilfried Kellermann im Gemeindedienst. Von 1996 bis 2023 war er Amtsleiter und Bürgermeister. Nun konzentriert er sich voll und ganz "nur" auf seinen Einsatz als Ortschef.
MeinBezirk: Was motiviert Sie am meisten, den Job als Bürgermeister zu machen?
WILFRIED KELLERMANN: "Die Freude, für den Ort und die Menschen etwas zu tun. Es sind oft kleine Dinge, mit denen man jemandem helfen kann und die einem schöne Erlebnisse bescheren. Ich habe gerne Kontakt zu den Leuten und freue mich, wenn sich etwas positiv entwickelt. Der Job als Bürgermeister ist vielseitig, spannend und jeden Tag eine Herausforderung."
Was ist besonders herausfordernd?
"Die finanzielle Lage. In all den Jahren, wo ich Bürgermeister bin, war es noch nie so schwierig wie jetzt. Die Ausgaben steigen stark, die Einnahmen stagnieren. Die Situation ist prekär wie noch nie, weil wir für künftige Projekte keine Mittel mehr ansparen können. Noch heuer werden wir in den Härteausgleich 2 fallen. Das engt unseren Spielraum stark ein. Trotzdem gilt es, sich die Freude an positiven Entwicklungen nicht nehmen zu lassen."
Welche positiven Entwicklungen gibt es in Ulrichsberg aktuell?
"Wir konnten ein neues Feuerwehrhaus mit einer Bergrettungs-Einsatzzentrale bauen, die schon bald mit einem großen Fest eröffnet wird. Mir war gar nicht bewusst, wie viele Einsätze die Bergrettung absolviert. Sie war im Vorjahr mehr als 100 Mal im Einsatz. Die Feuerwehr Ulrichsberg bekommt außerdem ein neues Rüstlöschfahrzeug. Zudem steht der Kindergarten-Zubau in den Startlöchern. Die Renovierung der Schulen ist ein großes Thema, das wir dringend angehen müssen. Das sind alles riesige Projekte, die viel Geld kosten. Geld, dass die Gemeinde gerade sehr schwer aufbringen kann."
Was macht Ulrichsberg so einzigartig?
"Unsere Gemeinde ist ein Ort, der für alle Lebensbereiche ein Angebot hat. Vom Kindergartenkind über den Schüler bis zum Senior. Wir sind ein lebenswerter Ort, weil wir viele Freizeit- und Sportangebote bieten können. Wir haben ein Hallenbad, einen Golfplatz, frisch renovierte Tennisplätze und eine große Sporthalle und noch viel mehr. Das Leben auf dem Land bietet eine ungemeine Lebensqualität. Das habe ich gerade in der Corona-Zeit gesehen: Die Natur hier bietet viele gute Möglichkeiten für Erholung."
Apropos erholen: Wie schaffen Sie selbst einen guten Ausgleich zum Job?
"Ich fahre gerne mit dem Rad und im Winter Ski. Gerne gehe ich wandern auf den Stinglfelsen, den Bärnstein, dem Steinernen Meer oder im 3-Ländereck. Das habe ich in der Corona-Zeit als perfekten Ausgleich für mich entdeckt."

- Beim Fest der Begegnung wurde im Dezember 2004 der Grenzbalken in Schöneben gehoben – und damit die Grenze geöffnet.
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In 22 Jahren als Bürgermeister ist viel passiert. Gibt es etwas, was Sie so beeindruckt hat, dass sie nach wie vor daran denken?
"Ja, das war die Grenzöffnung. Am 4. Dezember 2004 haben wir symbolisch den Grenzbalken in Schöneben gehoben. Bis dato konnten nur Mopedfahrer und Fußgänger dort über die Grenze, seit diesem Tag auch Autos. Das kann man sich heute schon nicht mehr vorstellen. Wir sind als Grenzregion in die Mitte gerückt und in alle Richtungen offen. Das hat uns viele Dinge ermöglicht und verbessert - vor allem im Tourismus.
Zur Person:
Wilfried Kellermann (56) ist verheiratet und Vater von zwei Söhnen.




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