Krisenintervention: Besondere Hilfe, für besondere Notfälle
15 Freiwillige arbeiten im Kriseninterventionsteam des Roten Kreuzes im Bezirk.
BEZIRK. Ein Kind stirbt bei einem Unfall. Das eigene Haus brennt ab. Jemand findet einen Toten. Es gibt Situationen, in denen einem plötzlich der Boden unter den Füßen weggezogen wird. Die 15 Freiwilligen des Kriseninterventionsteams (KIT) des Roten Kreuzes stellen sich dem. „Aushalten und Dasein, wo jeder davonrennen möchte“, so beschreibt Paulus Manlik diese Arbeit. „Menschen verfügen über unglaubliche psychische Ressourcen. Wir wollen ihnen nicht alles abnehmen, sondern helfen, diese Ressourcen zu entdecken oder zu stabilisieren.“ Drei bis maximal vier Stunden dauert ein Einsatz. Wer danach noch Betreuung braucht, bekommt diese etwa von pro mente, aber nicht vom KIT. Die Dauer hänge auch von den sozialen Netzen ab. „Am Land funktioniert das besser als in der Stadt“, sagt Manlik. „Es ist überraschend, was man in drei Stunden alles stabilisieren kann.“ Ein psychisches Trauma sei noch keine Krankheit. „Die größte Fähigkeit ist, hinzuhören“, sagt der Priester, Religionslehrer und Rot-Kreuz-Mitarbeiter. Je schneller die Betroffenen nach einem Ereignis Unterstützung bekommen, desto besser können sie es meist verarbeiten. Die Freiwilligen des KIT helfen auch dabei, den Tod eines Angehörigen zu begreifen und Abschied zu nehmen. Dazu kann auch gehören, den Toten zu sehen oder zu berühren. „Im Nachhinein sagen viele, dass ihnen das sehr geholfen hat“, sagt Manlik. Es werde jedoch niemand zu etwas gezwungen.
Durchschnittlich fast jede zweite Woche wird das KIT angefordert. „Wir sind auch dann bei den Menschen, wenn es nicht einfach ist“, sagt der Freiwillige, für den diese Arbeit eine Möglichkeit ist, Mitmenschlichkeit zu leben.
Für die Freiwilligen können die Hilfseinsätze, besonders jene mit Kindern, ebenfalls belastend sein. Sie haben die Möglichkeit zur Supervision und können die Einsätze im Team nachbesprechen. Verschwiegenheit ist selbstverständlich. Und: „Jeder bestimmt selbst, wann er den nächsten Einsatz annimmt“, sagt Manlik.
Das Kriseninterventionsteam des Roten Kreuzes wird von den Rettungskräften (Feuerwehr, Polizei, Rettung)alarmiert bei: Schweren Verkehrs- und Arbeitsunfällen; Unfällen mit Kindern (müssen nicht tödlich sein); Wiederbelebungen in besonderen Situationen (z.B. Öffentlichkeit); Verlust der Lebensgrundlage (z.B. Haus brennt ab); Selbstmord eines Angehörigen; beim Überbringen von Todesnachrichten; zur Betreuung von Beteiligten oder Zeugen; zur Betreuung von Personen, die einen Unfall verschuldet haben. Es gilt der Grundsatz der Unparteilichkeit: Jeder, der betroffen ist, bekommt Unterstützung. Die Alarmierung erfolgt über die Rot-Kreuz-Bezirksleitstelle per SMS an die KIT-Freiwilligen. Wer sich Hilfe zutraut, übernimmt den Einsatz.
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