Öffnungsschritte

Liebe, Sex und Zärtlichkeiten in Zeiten von Corona

Kürzlich kündigte Österreichs Bundesregierung an, unter welchen Bedingungen Gastronomie und Tourismus am 19. Mai wieder aufsperren dürfen. Diese Regeln gelten dabei großteils auch für Nachtclubs, Laufhäuser und Bordelle. Darunter sind zum Beispiel der Nachtclub und die Bar "Noblesse" in Rohrbach-Berg sowie der Nachtclub "Eveline" in Kremsmünster.

ROHRBACH-BERG/KREMSMÜNSTER. Für den Linzer Alexander Findeis, er ist Geschäftsführer des Etablissements in Rohrbach-Berg, ist die Freude über die Möglichkeit, zu öffnen, groß. "Ich bin froh, dass wir da dabei sind. Denn auch in dieser Branche hängen viele finanzielle Existenzen von der Wiedereröffnung ab. So zum Beispiel die der Damen", sagt Findeis.

Außerdem geht er davon aus, dass es künftig keine "Rückschritte" mehr geben wird. "Ich glaube, dass es im Herbst keinen Lockdown mehr gibt. Das Infektionsgeschehen sinkt nämlich, zusätzlich werden immer mehr Menschen geimpft. Ich bin daher positiv gestimmt, dass mit Anfang Juli weitere Lockerungen folgen", sagt er.

Maximal 72 Stunden

In Rohrbach-Berg startet der Abendbetrieb um 19 Uhr, Sperrstunde ist um 22 Uhr. Bereits ab 12 Uhr können die Gäste die Dienste der Damen – sie fallen wie Frisöre unter die körpernahen Dienstleister – in einem der vier "Zimmer" in Anspruch nehmen. Voraussetzungen dafür, das Lokal am Abend betreten zu dürfen und mit den Damen "Spaß zu haben", sind zusätzlich zu jenen aus dem Sommer 2020 unter anderem die "drei G". Die Gäste müssen also genesen, geimpft oder negativ auf Corona getestet sein.

Was die Tests betrifft, so dürfen PCR-Tests maximal 72, Antigen-Tests 48 und Selbsttests 24 Stunden alt sein. "Außerdem stellen wir vor Ort kostenlose Testkits zur Verfügung. Kontrolliert wird das Alter der Tests, ob ein Gast geimpft ist oder eine Covid-Infektion überstanden hat von einem eigenen Corona-Beauftragten", sagt Findeis.

Registrierung und Maskenpflicht

Beim Eintritt müssen sich die Gäste des "Noblesse" außerdem registrieren. Dafür müssen sie ein "vereinfachtes Registrierungsformular" ausfüllen. "Darauf sind der Name, die Telefonnummer und/oder die E-Mail-Adresse einzutragen. Diese Formulare müssen wir dann für den Fall des Falles einen Monat lang aufheben", sagt Findeis.

Zudem herrscht im Club FFP2-Masken-Pflicht. Sobald man am Tisch Platz nimmt, kann diese abgenommen werden. Auch müssen die geltenden Abstandsregeln eingehalten werden. "Wenn ein Gast seine Maske vergisst, haben wir einige auf Lager. Um den geforderten Abstand zu garantieren, müssen wir drei Tische absperren", sagt Findeis.

Tests am Montag

Damit die Damen ihrer Tätigkeit wie gewohnt nachgehen können, finden montags die wöchentlichen Gesundheitstests bei einem Arzt statt. Dieser übernimmt ab 19. Mai zudem die Antigen-Tests. "Um auch auf den Zimmern größtmögliche Sicherheit zu garantieren, stellen wir Damen und Herren alkoholfreies Desinfektionsmittel zur Verfügung. Außerdem stehen in jedem Zimmer Schnelldesifektionsmittel bereit. Damit können zum Beispiel Türschnallen und Kleiderhaken gereinigt werden", sagt Findeis.

Wiedereröffnung am 22. Mai

Drei Tage nach dem Noblesse öffnet der Nachtclub "Eveline" am 22. Mai wieder seine Pforten. "Grund dafür ist, dass ich vorher mit den Damen für die routinemäßige Untersuchung zum Arzt gehe", sagt Chefin Eveline Hirschkopf.

Gleich wie in Rohrbach-Berg kontrolliert auch in Kremsmünster ein Corona-Beauftragter etwa das Alter der Covid-Tests. Zudem gelten die bereits erwähnte Sperrstunde, Abstandsregelung, Registrierungs- und Maskenpflicht. "Bezüglich der Maskenpflicht habe ich jedoch keinen Einblick, was dann hinter verschlossenen Türen passiert. Das ist Privatsache. Manche Dienstleistungen sind mit Maske auch gar nicht machbar", sagt Hirschkopf. 

Mehr illegale Prostitution

Generell hält Hirschkopf die aktuellen Auflagen der Bundesregierung für eine "Katastrophe". So muss sie zum Beispiel für die Kontrolle der Tests eine zusätzliche Arbeitskraft einstellen. Auch befürchtet sie, dass die illegale Prostitution durch die Registrierungspflicht zunimmt. Geht es nach ihr, wird es nämlich einige Männer geben, die den Besuch von Etablissements im Rotlichtmillieu aufgrund dieser Pflicht meiden. "Sie haben Angst, dass im Fall einer Infektion im Club ihre Partnerinnen vom Besuch erfahren", sagt Hirschkopf.