Literaturkreis Aigen-Schlägl

Literatur-Begeisterte auf den Spuren Thomas Bernhards

Eine Literatur-Reise des Literaturkreises Aigen-Schlägl führte zum urigen Bauernhof des österreichischen, mehrfach ausgezeichneten, Schriftstellers Thomas Bernhard.

AIGEN-SCHLÄGL (alho). Auf Thomas Bernhards Spuren begaben sich die Teilnehmer der heurigen Literatur-Reise des Literaturkreises der örtlichen Bücherei. Der einstige Lieblingswohnsitz des Dichters, ein uralter Bauernhof in der Nähe von Ohlsdorf bei Gmunden, wurde anlässlich des diesjährigen 30. Todestages des Schriftstellers angepeilt. Der vielfach aneckende Literat hatte den gänzlich verfallenen Hof in jahrelanger Arbeit mühevoll restauriert und liebevoll eingerichtet. Und dieser wurde für Bernhard, dessen Leben sich durch ein Lungenleiden zunehmend verdüsterte, zur wichtigsten Zufluchtsstätte.

Intime Eindrücke durch Familienangehörige 

Die Reiseteilnehmer wurden von Arnold Schauberger, Monika Binder und Siegfried Wlasaty gut für das Abenteuer vorbereitet – besonders auch in Bezug auf die radikal neue Sprache des Autors. Und die Teillnehmer hatten das Glück, vom Halbbruder des Dichters, Peter Fabjan, einem Facharzt für Innere Medizin, der den Autor bis zu seinem Tod 1989 betreut hatte, und seiner Frau durch das Haus geführt zu werden. Viele interessante Details kamen ans Licht – auf eine authentische und berührende Weise. So wurde Bernhard, der rasch weltberühmt wurde  – seine Werke wurden übersetzt in 69 Sprachen – von einer noch intimeren Seite beleuchtet. Seit den 1980er-Jahren zählt Bernhard international zu den bedeutendsten österreichischen und deutschsprachigen Autoren und beeinflusste das literarische Feld der Postmoderne maßgeblich. Seine Werke zeichnen sich häufig durch einen monologisierenden Ich-Erzähler aus.
Angeregt wurde die „Spurensuche“ durch Helene Föderl-Höbenreich, die allerdings zum Zeitpunkt der Literaturreise krank war. 

Aktiver Literaturkreis 

Beim Literaturkreis gibt es immer wieder Attraktionen: Interessierte Leser treffen sich monatlich unter der Leitung des Germanisten Schauberger. Der Kreis beschäftigt sich vor allem mit neuer Literatur. Ein Lese-Schwerpunkt wird jeweils einem Land gewidmet, das dann im Rahmen der Literatur-Reise besucht wird. Ziele der letzten Jahre waren beispielsweise: auf Kafkas Spuren in Prag, Rilkes Weg nach Triest und Duino, Budapest und Kertesz, Venedig von Mann bis Leon, Romeo und Juliet in Verona, Graz und Waldheimat, Brünn. Nach einer Sommerpause findet das nächste Treffen am Dienstag, 24. September, 17 Uhr statt. Es ist dem erst kürzlich veröffentlichten Buch "Herkunft" von Sasa Stanisic gewidmet. 
Daneben gibt es noch eine weitere Leserunde, die sich alle ein bis zwei Monate in der Bücherei trifft – ganz ohne Zwang. Dabei wird über Bücher gesprochen, die Lesefreudige gerade gelesen haben und sich auf ein Buch geeinigt, welches alle bis zum nächsten Treffen lesen und dann besprechen. Das nächstes Treffen dieser Leserunde – mit einer Besprechung des Buches "Zuversicht" von Mira Magén – findet am Montag, 23. September, 20 Uhr, statt .