Tod und Trauer
"Mensch wird in seiner Trauer oft übersehen"

Trauerreaktionen sind unterschiedlich lang und stark. | Foto: Foto: aetb/panthermedia
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Allerheiligen ist die Zeit, in der man sich mit der Vergänglichkeit des Lebens auseinandersetzt. Es ist auch die Zeit, in der an die Verstorbenen gedacht wird.

BEZIRK ROHRBACH. Der Tod trifft uns meistens unvorbereitet. Er nimmt uns das Kind, die Mutter, den Vater, den Bruder, die Schwester, den Partner oder den Freund. Nichts ist mehr so, wie es war. Und wer einen wichtigen Menschen verloren hat, muss sein Leben neu ausrichten und sich an eine Welt anpassen, in der die verstorbene Person fehlt. "Während man früher annahm, dass der Trauerprozess in Phasen verläuft, zeigen neueste Erkenntnisse im Bereich der Trauerforschung, dass Trauer und Schmerz in Wellen kommen, die mit der Zeit immer kürzer und weniger intensiv werden", weiß Maria Leibetseder, klinische Psychologin am Klinikum Rohrbach.

Bei der Trauerbewältigung wechseln sich Momente des Haderns, des Schmerzes, der Verzweiflung, der Wut mit denen der tröstenden Erinnerungen, der Freude und sogar mit Momenten des Lachens ab. "Wer also kurz nach einem Todesfall wieder mal herzlich lachen kann, verdrängt nicht, wie bisher oft angenommen, seine Trauer, sondern nutzt die gesunden Mechanismen seiner Psyche, die ihm eine Pause vom Schmerz gönnen", so Leibetseder.

Die Trauer bewältigen

Im anfänglichen Schockzustand braucht es manchmal helfende Hände, die dem Trauernden beim Erledigen alltäglicher Aufgaben zur Seite stehen. Die Psychologin rät, die eigenen Gefühle zu erlauben, da das Bemühen, stark zu sein, unglaublich viel Kraft kostet. "Trauerreaktionen sind unterschiedlich lang und stark. Gönnen Sie sich die Auszeit, die Sie brauchen, damit Sie als gestärkte Person aus der bewältigten Trauer hervorgehen können", betont die Rohrbacher Expertin.

Negative Gefühle zulassen

Eva Leitner, ehrenamtliche Mitarbeiterin des Sozialsprengel Oberes Mühlviertel (SOM), erklärt, dass Trauern heilsam und unbedingt notwendig ist, um den Verlust zu bewältigen: "Trauer ist gesund und sollte nicht unterdrückt werden. Negative Gefühle wie Schmerz und Verzweiflung, aber auch Tränen kann und sollte man ohne sich zu schämen, zulassen." In der heutigen, schnelllebigen Zeit werden aber viele in ihrer Trauer oft übersehen, wie die Niederkapplerin berichtet: "Der Mensch muss im Alltag rasch wieder funktionieren. Doch so schnell geht das nicht, da jeder Trauerprozess unterschiedlich ist." Wenn der emotionale Schmerz, die Sehnsucht nach dem Verstorbenen und eine Art Trostlosigkeit länger als sechs bis 12 Monate andauern und sich der Verdacht einer Depression anbahnen sollte, wäre es laut Leitner empfehlenswert, professionelle Hilfe aufzusuchen.

Ehrlich und aufrichtig

Viele wissen oft nicht, wie sie einem Trauernden, der beispielsweise durch einen Unfall unerwartet seinen Partner oder ein Kind verloren hat, begegnen sollen. "Man hat Angst, die richtigen Worte zu finden und meidet sogar die Gegenwart des Trauernden, weil wir selbst nicht wissen, wie wir damit umgehen können oder sollen. Da passiert es auch, dass man die Straßenseite wechselt oder den Kopf einsteckt und damit der Situation mit einem schlechten Gewissen aus dem Weg geht", sagt die Niederkapplerin. Sie appelliert deshalb, ehrlich und aufrichtig zu sein: "Wir können doch zugeben, dass man nicht weiß, was man sagen soll bzw. dass einem die Worte fehlen. Das Wichtigste, das man für Trauernde in diesem Lebensabschnitt tun kann, ist einfach da zu sein, zuzuhören und Hilfe anzubieten."

Hospizteam bietet Hilfe in der Trauerphase

Die mobilen Hospiz- und Palliativteams der Caritas bieten Menschen mit unheilbaren, weit fortgeschrittenen Erkrankungen sowie deren Bezugspersonen eine umfassende Betreuung und Begleitung in der gewohnten, häuslichen Umgebung an. "Auch für die Zeit des Abschiednehmens und der Trauer kann man eine einfühlsame Begleitung in Anspruch nehmen", informiert Caritas-Mitarbeiterin Margit Niederleitner. Sie und ihr Team, bestehend aus ehrenamtlichen Mitarbeitern, stehen Familien mit Rat und Tat zur Seite. "Jene die eine Trauerbegleitung in Anspruch nehmen wollen, können sich jederzeit bei uns melden. Diese führen wir dann individuell durch", sagt Niederleitner und ergänzt: "Dieses Angebot ist für die Trauernden kostenlos."

Zudem werden für trauernde Angehörige Trauerwanderungen angeboten. "Hier handelt es sich um eine leicht begehbare Wanderung, bei der die Teilnehmer ins Gespräch kommen uns sich austauschen können", erklärt Niederleitner. Eine Gedenkfeier, die jährlich stattfindet und gerne angenommen wird, bietet den Trauernden außerdem die Möglichkeit, mit dem Verlust besser klarzukommen. 

Weitere Informationen gibt es unter caritas-ooe.at/hilfe-angebote/hospiz oder unter 0676/87762482.

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