Rohrbacher erlebte die Antarktis
Edi Leitner reiste ins ewige Eis

Edi Leitner erkundete die Antarktis. | Foto: Leitner
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Edi Leitner, ehemaliger Hauptschuldirektor aus Rohrbach-Berg, erfüllte sich einen Traum: Er reiste in die Antarktis.

ROHRBACH –BERG. Immer wieder wird Edi Leitner aus Rohrbach-Berg gefragt: Warum fährst du in die Antarktis? "Meine Antwort: In den 90er Jahren sahen meine Frau und ich einen Dia-Vortrag über die Antarktis. Der Lichteinfall und der weite Horizont faszinierte uns, sodass wir beschlossen, in der Pension dieses Gebiet einmal zu besuchen." Über die Jahre verloren sie jedoch das Vorhaben aus den Augen. "Im vergangenen Frühjahr – meine Frau war 2021 verstorben – sah ich eine Anzeige über eine Antarktis-Reise. Da fiel mir unser damaliges Vorhaben schlagartig ein und ich buchte die Reise.“

15 Tage unterwegs

So ging es im Jänner mit der insgesamt 15 Tage umfassenden Reise los: Zunächst folgte ein 19-stündiger Flug von Frankfurt nach Ushuaia/Feuerland mit einem Tankstopp auf den Kapverdischen Inseln. Von Ushuaia, der südlichsten Stadt am "Ende der Welt", ging es mit der MS Hamburg auf Kreuzfahrt. Die Schifffahrt führte die Reisenden vom Kap Hoorn über die Drakestraße und die Südshetlandinseln zur Antarktische Halbinsel mit dem Lemaire Kanal. Von dort ging es durch den Beagle Kanal und den vielen Fjorden Feuerlands schlussendlich durch die Magellanstraße zurück nach Punta Arenas (Chile). Von dort folgte dann der Rückflug nach Frankfurt und Wien.

Die Drakestraße

Benannt nach dem englischen Weltumsegler Sir Francis Drake, stellt die Straße einen zirka 900 Kilometer breiten Teil des Südpolarmeeres dar. Hier treffen Atlantik und stiller Ozean zusammen, ein Bereich, der wegen seiner Stürme gefürchtet ist. "Auch wir erlebten besonders bei der Rückfahrt Sturm und hohen Wellengang. Zwei Tage lang war das Restaurant spärlich besetzt – viele Leute waren seekrank. Ich kam gut über die Runden. Einen Nachmittag mussten wir überhaupt in der Kabine bleiben –am besten im Bett – weil das Schiff so stampfte und rollte", erinnert sich Leitner.

Besonderes Erlebnis: die Anlandungen

Geht es nach Leitner, so sind es die Anlandungen, die eine Antarktisreise erst zum Erlebnis machen. "Es gibt ja keinen Hafen, keinen Landungssteg", erklärt er. Während das Schiff auf Reede liegt, also in einer Bucht ankert, müssen die Reisenden so in Zodiakboote - das sind Schlauchboote mit Motorantrieb – umsteigen. Insgesamt fünf Boote á 16 Personen wurden gefüllt, eines blieb für Notfälle leer. Was dabei besonders wichtig ist? Die richtige Kleidung. Neben ausreichend Unterwäsche gehört dazu eine wasserdichte Oberbekleidung, eine Schwimmweste sowie kniehohe Gummiestiefel. "Man musste ja beim Anlanden ins Wasser steigen. Aus Umwelt- und Naturschutzgründen durften immer nur 100 Leute gleichzeitig am Land/Eis sein. Wir durften keine Nahrungsmittel mitnehmen und auch sonst nichts zurücklassen. Beim Verlassen und Betreten des Schiffes mussten wir ein Desinfektionsbad durchwaten", so der Rohrbacher, der auch anfügt: "Einmal kam ich von einem Bootsausflug waschnass an Bord. Aber heißer Tee, eine warme Dusche und ein Stamperl Schnaps weckten die Lebensgeister wieder."

"Durften uns nur auf fünf Meter nähern"

Ebenfalls ein besonderes Highlight: Die Pinguine. Leitner: "Wir sahen tausende Pinguine in ihren Kolonien. Sie leben nur auf der Südhalbkugel, die Eisbären sind am Nordpol. Es gibt 17 Arten. Wir sahen Zügel-, Esels-, Adelie- und Magellanpinguine. Sie sind sehr zutraulich, weil sie ja nicht gejagt werden. Wir durften uns ihnen aber nur auf fünf Meter nähern. Ein Selfie mit ihnen war daher nicht möglich." Aber auch andere Tiere konnten die Reisenden entdecken: Darunter Albatrosse, Sturmvödel und Skuas, also Raubmöwen. "Und in einem Fjord nahe Punta Arenas sahen wir einen Kondor im Flug", erinnert sich Leitner. 

An Bord ist der Krieg weit weg

Auch über die Menschen, die an Bord arbeiteten, weiß Leitner einiges zu erzählen: Dort arbeiteten viele Nationalitäten: "Die Maschinisten und Bootsführer waren Ukrainer, der Kapitän war ein Russe und auch die Kreuzfahrtdirektorin war eine Russin: Olga Bozhko. Wie ich beobachten konnte, arbeiteten Russen und Ukrainer konfliktfrei zusammen – der Krieg ist weit weg." Insgesamt waren acht Lektoren an Bord, die mehrere wissenschaftliche Vorträge über das Gebiet hielten und die Teilnehmer auch bei den Landgängen begleiteten.

"Es ist ein kleines Abenteuer"

Blickt Leitner heute auf seine Reise zurück, so ist er überzeugt: "Als Naturliebhaber kommt man voll auf seine Rechnung. Es ist ein kleines Abenteuer, obwohl die Sicherheit jederzeit gewährleistet ist. Die Größe der Natur und die Wucht, mit der sich diese zeigt, offenbart uns gleichzeitig unsere Winzigkeit. Die Natur kommt ohne uns Menschen aus! Wir müssen nicht die Erde retten, wir müssen uns retten! Damit mein ökologischer Fußabdruck nicht zu groß wird, habe ich beim Haus Vorleistungen erbracht: Seit fast 20 Jahren habe ich eine Solaranlage für die Warmwasserbereitung und eine Photovoltaik Anlage mit 4,5 kWp und seit 2012 heize ich das Haus mit einer Luftwärmepumpe."

Zur Sache

Die Antarktis ist im Gegensatz zur Arktis eine Landmasse und ein Kontinent. Sie ist eineinhalb Mal so groß wie Europa. Mehr als 99 Prozent sind mit Eis bedeckt, das im Durchschnitt 2000 Meter dick ist. Dieses „Eispaket“ bindet Dreiviertel aller Süßwasservorräte der Erde. Aktuell ist dort gerade Sommer. "Wir erlebten Temperaturen um 0 Grad", so Leitner. Je weiter man  in den Süden kommt, desto länger ist der Tag. Die Sonne geht um 23.00 Uhr unter und um ca. 2 Uhr früh wieder auf. Mittags steht sie natürlich im Norden.  Die Antarktis ist unbesiedelt, aber es gibt Forschungsstationen verschiedenster Länder, die auch im Winter besetzt sind.

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Foto: Cityfoto
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