Staat, Kirche und Flüchtlinge im Gespräch
7. Dialogabend im Stift stellte brennende Fragen der Flüchtlingspolitik in den Mittelpunkt.
AIGEN-SCHLÄGL (alho). In der Stiftsbibliothek fand kürzlich der siebte Dialogabend unter dem Thema: „Ich war fremd und obdachlos und ihr habt mich aufgenommen“. statt. Kirche und Staat sind sich einig, dass den Menschen, die zu uns kommen, geholfen werden muss, aber dabei die Sorgen und Ängste der Bevölkerung nicht übersehen werden dürfen.
Ein Flüchtling erzählt
Sevinc Allahverdiyeva war selbst mit ihrem Mann und drei Kindern aus Aserbaidschan geflüchtet. Sie sagte in Schlägl: "Hilfe ist gut, aber die Asylwerber müssen sich auch selber bemühen, etwas zu erreichem." Das versucht sie auch an Flüchtlinge weiterzugeben. Sevinc Allahverdiyeva lernte die Sprache, absolvierte verschiedene Ausbildungen und arbeitet inzwischen als Flüchltingsbetreuerin beim Roten Kreuz in Puchenau. Sie wollte Menschen helfen, weil ihr selbst auch viel geholfen wurde: "Ich wollte endlich arbeiten, weil es mir peinlich war, so abhängig zu sein", sagte sie. Die Flucht der 48-Jährigen war schlimm: "Diese Angst zu erleben, das kann man sich nicht vorstellen", sagte sie. Die Schlepper haben sie im Stich gelassen, Geld und Pässe aber genommen. Ungwiss war acht Jahre – so lange dauerte das Asylverfahren der Familie – wie und ob es in Österreich weitergeht.
Flüchtlinge als Fachkräfte
Dass das Land mit der Welle an Flüchtlingen völlig überfordert war, bestätigte Landeshauptmann-Stellvertreter Thomas Stelzer. Er sagte: "Dauerhaft hier leben heißt, auf eigenen Beinen zu stehen." Er fordert, dass sich Flüchtlinge nicht auf soziale Unterstützung verlassen dürften. Fördern aber fordern ist seine Devise. Stelzer verteidigte die Flüchtlingsobergrenze: "Wir können uns nicht überfordernl lassen." Er gab als Ziel aus, dass man Flüchtlinge fit für den Arbeitsmarkt machen sollte, wenn sie auch eine Perspektive haben, hierbleiben zu dürfen. "So kann man dem Fachkräfte-Mangel entgegenwirken", sagte Stelzer.
Friedens-EU funktioniert nicht
Stelzer sprach von der bitteren Erkenntnis, dass diese EU als großes Friedensbekenntnis eigentlich überhaupt nicht funktioniert. „Was in der Sekunde funktioniert hat war spontane Hilfe, die nicht nach Regeln gefragt hat“, sagte Stelzer. DIe Obergrenze sieht er daher als deutliches Signal an die Partner in Europa, zum Schutz der eigenen Ressouren. "So viele Flüchtlinge wie im Vorjahr sind nicht mehr verkraftbar", sagte Stelzer.
13.500 Asylwerber
Aktuell sind 13.500 Asylwerber in Österreich. Ihnen zu helfen, ist unter anderem Aufgabe der Caritas. Direktor Franz Kehrer kritisierte. "Die internationale Hilfe läuft oft viel zu spät an. Die EU war mit den Rettungen der Banken beschäftigt und hat alles andere aus den Augen verloren. Denn die Flüchtlingsbewegung hat sich abgezeichnet." Die Caritas tritt dafür ein, dass diese Menschen in einer menschenwürdigen Weise betreut werden und möglichst rasch geklärt wird, wer bleiben kann.
Aus Fehlern lernen
Für Caritas-Direktor Kehrer gilt es aus Fehlern der Vergangenheit zu lernen und die Bildungsentwicklung zu fördern. Praktikumsmöglichkeiten sind sehr wichtig und Menschen sollten nicht zum Nichtstun verurteilt werden, zeigt sich Kehrer überzeugt. Ebenso gilt laut Kehrer der leistbare Wohnraum eine grundsätzliche Frage in unserer Gesellschaft zu sein. Kehrer glaubt aber auch, dass Hilfe in den Herkunftsländern unerlässlich sei.
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