Sunnseitn Gespräche 2017: Flächen nutzen, statt zu verbauen

Österreich ist Europameister im Verbauen, zwanzig Hektar Ackerfläche gehen hierzulande täglich verloren. | Foto: Fotomontage: Durst/Wagner
  • Österreich ist Europameister im Verbauen, zwanzig Hektar Ackerfläche gehen hierzulande täglich verloren.
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BEZIRK (anh). "Wir sind Europameister, aber im negativen Sinn", heißt es von der Österreichischen Hagelversicherung (ÖHV). Damit bezieht sich Chef Kurt Weinberger auf den Flächenverbrauch. 20 Hektar werden in Österreich pro Tag versiegelt. Supermärkte schießen aus dem Boden, Straßen werden ausgebaut, Flächen für Einfamillienhäuser umgewidmet. Jedem Einwohner stehen laut dem Umweltbundesamt bereits 1,8 Quadratmeter Verkaufsfläche und fünfzehn Meter Straße zur Verfügung. "Diesem Trend müssen wir entgegenwirken", sagt Mario Winkler, Leiter der Abteilung Kommunikation der Versicherung. Zu viel versiegelte Fläche birgt große Risiken: Durch die verlorene Ackerfläche wird die Versorgung mit regionalen Lebensmitteln gefährdet. Eine weniger gepflegte Kulturlandschaft kann sich negativ auf den Tourismus auswirken. Zudem steige das Hochwasser- und Überschwemmungrisiko, weil die zubetonierten Böden kein Wasser mehr aufnehmen und speichern können.

Strengere Raumordnung

Was kann man dagegen tun? Mit dieser Frage setzen sich Experten bei den Sunnseitn-Gesprächen auseinander. Wichtig sei vor allem, ein Bewusstsein für diese Problematik zu schaffen. "Vor der Frage, wie gebaut werden soll, muss geklärt werden, wo gebaut werden wird", ergänzt Gerlind Weber, ehemalige Professorin an der Universität für Bodenkultur Wien. Denn: "In der Politik wurde in den letzten Jahren versäumt, den Fokus bei der Raumplanung verstärkt auf die Innen- anstatt auf die Außenentwicklung zu legen." Daher wäre zu viel umgewidmet und zersiedelt worden. "Wertvoller Boden – das Öl der Zukunft – wurde verbraucht." Ihre Vorschläge: Leerstehende Bauten wiederbeleben und zuerst Baulücken im Zentrum schließen, bevor Ackerland umgewidmet wird. So werden gleichzeitig die Ortskerne wiederbelebt. Laut Elisabeth Koblmiller könnten so sogar Kosten gespart werden. In einer wissenschaftlichen Arbeit zeigte die Geografin den Zusammenhang zwischen Siedlungsstruktur und Ausgaben für Wasserversorgung, Abwasserversorgung und Gemeindestraßen auf. Ihre Erkenntnis: Erhöht sich die Bebauungsdichte und sinkt die Entfernung zwischen den Objekten, so vermindern sich Betriebs- und Erhaltungskosten.
In St. Stefan werden zum Beispiel öffentliche Gebäude wie die Volksschule oder der Bauhof multifunktional genutzt und bestehende Gebäude haben Vorrang. "Siedlungstätigkeit soll ausschließlich in Ortsnähe passieren. Dort, wo die Infrastruktur schon vorhanden ist", sagt Bürgermeister Alfred Mayr.

Anderes Steuersystem

Auch das Steuersystem gilt es zu überdenken. Die Kommunalsteuer ist eine der wichtigsten Einnahmequellen der Gemeinden. Daher wollen Bürgermeister möglichst viele Arbeitsplätze generieren. Es kommt zum Wettbewerb. Bodenversiegelung passiert. Ein Lösungsansatz der ÖHV: Die Kommunalsteuer soll an die Länder gehen und erst dann an die Gemeinden verteilt werden. Auf bodenlos.info sammelt die Versicherung Unterstützungserklärungen, um eine strengere Raumordnung einzufordern.

Zur Sache

Die Sunnseitn-Gespräche mit Diskussion unter dem Motto "Land ohne Äcker" finden am Freitag, 8. September 2017, 19.30 Uhr, im Kleinen Saal im TUK Haslach statt.

Gestartet wird mit folgenden Impulsreferaten:
• "Gehen uns bald die Böden aus?": Mario Winkler (Österreichische Hagelversicherung, Leitung Kommunikation)
• "Landschaft verschandelt, Boden vergeudet – Handlungsbedarf für die Raumordnung": Gerlind Weber (ehemalige Universitätsprofessorin, Universität für Bodenkultur Wien)

Weitere Diskussionspartner:
• Elisabeth Koblmiller (Geografin)
• Alfred Mayr (Bürgermeister der Gemeinde St. Stefan)

Moderiert wird die Diskussion von Helmut Eder.

Eintritt: freiwillige Spenden

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