20 Jahre Clearing House in Aigen
Ein sicherer Heimathafen in der Fremde

Das SOS-Kinderdorf Clearing House feierte Jubiläum. Seit 20 Jahren bietet man in Aigen unbegleiteten Kindern und Jugendlichen, die aus ihrem Land flohen, eine neue Heimat.  | Foto: David Wedenig
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  • Das SOS-Kinderdorf Clearing House feierte Jubiläum. Seit 20 Jahren bietet man in Aigen unbegleiteten Kindern und Jugendlichen, die aus ihrem Land flohen, eine neue Heimat.
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Das SOS-Kinderdorf Clearing House bietet jungen Geflüchteten eine Unterkunft. Neben der Grundversorgung unterrichtet man hier die jungen Menschen und ermöglicht ihnen eine selbstbestimmte Zukunft in Salzburg. Letzte Woche wurde das Jubiläum mit Gästen aus der Politik gefeiert.

Trotz Salzburger Regenwetter feierte das Clearing-House in Aigen sein 20jähriges Bestehen.  | Foto: David Wedenig
  • Trotz Salzburger Regenwetter feierte das Clearing-House in Aigen sein 20jähriges Bestehen.
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SALZBURG. Die derzeitigen Ereignisse in Afghanistan überschatteten das Geburtstagsfest des Clearing Houses Salzburg. Und obwohl es regnete, ließen es sich die Bewohner nicht nehmen, ein kulinarisches Buffet inklusive Obstplatte aufzutischen. Im September 2001 öffnete das Clearing
House erstmalig seine Tore für unbegleitete minderjährige Geflüchtete, die nach Salzburg kamen.

SOS-Kinderdorfleiter Salzburg Wolfgang Arming (rechts) war von der Geburtsstunde des Clearing House Aigen an mit an Bord. Er weiß, wie wichtig Bildung für die Zukunft ist. | Foto: David Wedenig
  • SOS-Kinderdorfleiter Salzburg Wolfgang Arming (rechts) war von der Geburtsstunde des Clearing House Aigen an mit an Bord. Er weiß, wie wichtig Bildung für die Zukunft ist.
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Als "spannende Zeit" empfand Wolfgang Arming, SOS-Kinderdorfleiter Salzburg, die Anfänge, in denen er selbst als Sozialpädagoge mit an Bord war. "Es hieß: Machen wir das Projekt und schauen einmal", erinnert er sich, wie auch an den ersten Geflüchteten, der aus Sierra Leone kam. Ziemlich schnell sei dann eine Chinesin hinzugekommen.

Das Clearing House in Aigen besteht seit 20 Jahren.  | Foto: sm
  • Das Clearing House in Aigen besteht seit 20 Jahren.
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"Das war eine unglaubliche Zeit. Wir haben viele Jugendliche und Kinder ins Erwachsenenalter begleitet", so Arming, der sich gegenüber dem SOS-Kinderdorf dankbar zeigt. "Ohne das SOS-Kinderdorf als Träger hätte man das nicht stemmen können."

"Die Kinder und Jugendlichen, die bei uns stranden, hatten zum Teil keine Kindheit." Meline Mazinjan

Ein volles Haus, voller Möglichkeiten

Derzeit ist das Clearing House mit rund 30 Jugendlichen voll belegt. Die Herkunftsländer Somalia und Afghanistan waren in den letzten Jahren gut vertreten. "Die Sprachbarriere ist natürlich eine Herausforderung, mit der wir aber sehr gut umgehen können – seit dem ersten Tag", erklärt Meline Mazinjan, pädagogische Hausleitung, im Gespräch mit dem Stadtblatt.

Erfahre mehr über das Clearing-House im Video:

Die Corona-Zeit im Clearing-House

Die Corona-Lage brachte mit der verbundenen Ausgangssperre viele Einschränkungen für die Jugendlichen. Man überlegte sich Projekte für die Jugendlichen und bot jeden Tag ein Programm von früh bis spät an.

Wo viele Kulturen aufeinander treffen, gibt es ein reiches kulinarisches Angebot.  | Foto: David Wedenig
  • Wo viele Kulturen aufeinander treffen, gibt es ein reiches kulinarisches Angebot.
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Es wurden in Kleingruppen Deutschkurse geführt, es wurde gekocht, getanzt und im Freien wurde neben der sportlichen Betätigung, wie Fußballturnieren, Tischtennisturnieren und Volleyballturnieren, auch ein Gemüsebeet angelegt. Damit wurden die Themen Nachhaltigkeit und Ernährung vermittelt. Wöchentlich wurden die Beete abgeerntet und die Produkte verkocht.

Gerade im Corona-Lockdown wurde im Clearing House in Aigen auf sportliche Betätigungen gesetzt. Neben Fußballturniere wurde auch Tischtennis gespielt.  | Foto: David Wedenig
  • Gerade im Corona-Lockdown wurde im Clearing House in Aigen auf sportliche Betätigungen gesetzt. Neben Fußballturniere wurde auch Tischtennis gespielt.
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"Für die Jugendlichen war der Lockdown anfänglich sehr schwer, sie haben ein starkes Bedürfnis nach Sozialkontakten und haben sich vor dem Lockdown häufig mit Freunden getroffen, sind zu externen Bildungsmaßnahmen gegangen und waren in Vereinen aktiv. Und das hat von dem einen auf den anderen Moment aufgehört. Da wir jedoch ein großes Haus sind, hatten wir das Glück, nicht zu vereinsamen", so Mazinjan.

"Es war immer sehr bunt hier und wir haben viel lernen können." Wolfgang Arming

Bildungsprogramm Minerva und der Lockdown:

Eskalationen und Streit vorbeugen

"Durch Sprachbarrieren gibt es oft Missverständnisse, aber wir haben keine massiven Eskalationen. Bei jedem Missverständnis sind wir rasch vor Ort und wir nehmen uns immer wieder Zeit für Workshops mit den Jugendlichen, wo wir das soziale Miteinander thematisieren, die kulturellen Unterschiede. Wenn es mal ein Problem gibt, kommen die Jugendlichen eigentlich immer erst zu uns und bitten uns um Unterstützung."

Geflüchtete: Bildung als Schlüssel 

Die Bildung ist dem Clearing House Aigen sehr wichtig. Jeder, der im Clearing House einzieht, bekommt einen individuellen Lehrplan. So will man den Jugendlichen nach seinem eigenen Tempo und seinen Bedürfnissen angepasst fördern.

Die pädagogische Hausleitung Meline Mazinjan, Rulan, der hier ein paar Jahre lebte und mittlerweile die HTL erfolgreich abschloss, und Ouinasou im Clearing House.  | Foto: sm
  • Die pädagogische Hausleitung Meline Mazinjan, Rulan, der hier ein paar Jahre lebte und mittlerweile die HTL erfolgreich abschloss, und Ouinasou im Clearing House.
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"Wenn ein Jugendlicher für ein A1-Sprachniveau drei Jahre braucht, dann braucht er drei Jahre. Wenn er nur ein Monat braucht, braucht er nur ein Monat", sagt Mazinjan.

Hier im Video erfährst du noch mehr über Minerva: 

Intensives Bildungsprogramm Minerva

Zusätzlich bietet das Clearing House mit "Minerva" ein intensives Bildungsprogramm – auf elf Monate angelegt – an, das neben Deutsch auch Mathematik, Geografie, Gesundheit und Soziales sowie Berufsorientierung enthält. Die Jugendlichen seien sehr lernwillig.

Musik durfte beim Fest von 20 Jahren Clearing House in Aigen nicht fehlen.  | Foto: David Wedenig
  • Musik durfte beim Fest von 20 Jahren Clearing House in Aigen nicht fehlen.
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Zum Teil sind es Jugendliche, die nie eine Schule besuchen durften. Auch kommt es vor, dass es sich bei den geflüchteten Jugendlichen um Analphabeten handelt. "Wenn nicht primäre, dann sekundäre Analphabeten. Das heißt, sie sind in der arabischen Schrift alphabetisiert, aber nicht in der lateinischen und haben recht wenig Bildungserfahrung", sagt Mazinjan. Sie erklärt: "Das sieht man je nach Herkunftsland auch daran, wie lange dort die politischen Missstände anhalten."

"Beispielsweise in Syrien: Vergleicht man die Jugendlichen, die 2014/2015 gekommen sind – die haben vorher eine Zeit erlebt, in der sie ungestört in die Schule gehen konnten. Die Jugendlichen aus Syrien, die jetzt 2021 kommen, da gibt es immer noch einen großen Teil, die aufgrund der strukturellen Zerstörung in Syrien nie in die Schule gehen konnte"Meline Mazinjan

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