Zufriedenheit
Fit und vital mit 92 Jahren - Aloisia Wipplinger erzählt
Aloisia Wipplinger ist ein Salzburger Urgestein. Die rüstige Seniorin aus Gnigl meistert ihren Alltag selbstständig und blickt liebevoll auf ihre Familie, die Kindheit und Arbeit zurück. Lebenszufriedenheit findet sie im Gedichte schreiben.
SALZBURG. Der "Vati" kam aus Südtirol und die "Mutti" aus Tirol. Ihr Vater arbeitete bei der Bahn und bekam eine Wohnung in Parsch zugesagt, was die Familie nach Salzburg brachte. Doch die erste Wohnung war so nass, dass es gesundheitliche Schäden zur Folge gehabt hätte, wäre die junge Familie dort weiter geblieben.
So erwarb man Grund und baute ein Haus in Obergnigl, auch die Kinder – Aloisia und ihre Schwester – mussten mit anpacken. "Damals haben wir alles mit der Hand ausgegraben, weil es noch keine Bagger gab", erinnert sich die rüstige Pensionistin. Überhaupt war es eine andere Zeit. Für die Wäsche brauchte man drei Tage – es gab keine Waschmaschine – und den Holzboden schrubbte man mit der Bürste, für die damalige Zeit eine "Selbstverständlichkeit". Auch Fertigwindeln waren noch nicht erfunden.
"Man kann es sich heutzutage ohne Plastik kaum mehr vorstellen" Aloisia Wipplinger
Damals sei viel Wert auf Handarbeit gelegt worden, z.B. auf das Fertigen eines Gewürzsträußchens, um sich die Zeit zu vertreiben – denn Fernseher kamen erst später. "Früher hat man viel mehr handwerkliche Sachen gemacht und Liebe in Geschenke investiert. Der Vati hat mir zu Weihnachten einen Kleiderschrank für die Puppen gemacht. Als Kinder waren wir im Alterbach schwimmen und spielten Theater im Freien, während die Frauen am Platz saßen und Strümpfe stopften.
Flieger am Gaisberg - Kriegsjahre in Salzburg
"Wir waren alle arm, aber man schaute aufeinander", erzählt Wipplinger über die Härte des Krieges, die sie als junges Mädchen erlebte. Sie berichtet: "Wenn die Tiefflieger über den Gaisberg kamen, liefen die Leute über die Straße in den Stollen. Ein Arzt trug auf dem Arm ein blutüberströmtes Mädchen herein, das niedergeschossen worden war. Diese Eindrücke vergisst man nicht. Die heutige Generation hat keinen Krieg gehabt, der geht es gut", sagt die 92-Jährige, die nicht verstehen kann, wenn man über Belangloses jammert.
Lehre am Mirabellplatz
Bevor sie ihren Mann kennenlernte und ihre zwei Kinder gebar, absolvierte Wipplinger eine Lehre als Verkäuferin im Café Fürst am Mirabellplatz, wo sie von acht Uhr Früh bis acht Uhr abends arbeitete. "Manchmal schalteten wir die Kaffeemaschine auch früher aus, um es noch rechtzeitig ins Mirabellkino zu schaffen", schmunzelt die Salzburgerin.
Als sie ihren Mann mit 28 Jahren heiratete, galt sie angesichts des damaligen Zeitgeistes schon als etwas zu alt für Kinder. "Verhütung hat man damals bei uns nicht so gekannt", so Wipplinger, die über ihren "zweimal in der Hoffnung gewesenen" Zustand sagt, es hätten sich nicht mehr Kinder ergeben. In ihren selbstgeschriebenen Gedichten widmet sich Wipplinger – mittlerweile selbst Großmutter – dem Lebensgefühl der Zufriedenheit.
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